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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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gerne noch weitere Male, solange Sie hier sind.“ Elli wandte ein:
    „Sie können auch gerne zu uns kommen - das Haus ist schließlich groß genug…“ Benthin stimmte ihr augenzwinkernd zu:
    „Genau, ein bisschen Zeit können wir schon noch erübrigen - trotz Flitterwochen.“
    So ergab es sich, dass die Benthins und van Haalens noch einige, sehr unterhaltsame Begegnungen hatten. Es stellte sich heraus, dass Benthin über allerlei juristisches Fachwissen verfügte, das van Haalen sowohl für sein Unternehmen als auch seine politischen Aktivitäten sehr gelegen kam. Er wiederum konnte Benthin einige Ratschläge für seine weitere politische Arbeit geben, die nach dem Urlaub auf ihn zukam. Nach den Flitterwochen brauchten Elli und Benthin eine Weile, um sich wieder einzuleben und ihren Aufgaben gerecht zu werden. Sie taten es mit Bedacht, um ihr Privatleben nicht erneut durch überbordende Aufgabenlasten zu gefährden. Gleichwohl waren die Voraussetzungen nun natürlich ganz andere als in der schwierigen Zeit nach ihrer Hochzeit. Ihre Bindung war inzwischen so gefestigt, dass sie ihre üblichen Streitigkeiten und andere Hindernisse, die der Alltag mit sich brachte, unbeschadet  überwinden konnten. Vor Ellis und Benthins Abreise vom Urlaubsort hatten sich die beiden Ehepaare zugesichert, den Kontakt weiter aufrecht zu erhalten und sich gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen, falls dies notwendig werden sollte. Die erste Bitte um Hilfe in einer heiklen Rechtsfrage folgte zwei Monate später. Johann van Haalen hatte telegrafiert, ob Benthin sich für mehrere Tage freimachen könne, um ihm in der Angelegenheit beizustehen. Die Anwälte vor Ort könne man vergessen - sie seien alle durchweg besagte Winkeladvokaten. Benthins Interesse für die interessante Fragestellung war geweckt. Sein Pflichtgefühl und die freundschaftliche Verbundenheit zu van Haalen machten ihm die Entscheidung, die Reise anzutreten, leichter, auch wenn es ihm schwerfiel, Elli alleine zu lassen. Als er nun in den Zug stieg, eilte er zum nächstbesten Abteil, um das Fenster herunter zu schieben und seine Hand nach Elli auszustrecken. Der Abstand zwischen beiden war jedoch so groß, dass sich gerade noch ihre Fingerspitzen berührten. Schon ruckte der Zug und trat seine Fahrt an. Beide blickten noch lange in die Richtung des anderen.
     
    Meine geliebte Elli,
    dies ist nun mein letzter Brief vor meiner Heimreise. Ich kann es kaum erwarten, Dich am Freitag wieder zu sehen. Ich habe Dich unendlich vermisst. Auch wenn mich die Arbeit tagsüber ein wenig davon abgelenkt hat - die Nächte waren sehr einsam. Ich konnte mich leider nicht wie ein ungezogener Junge ins Nebenzimmer schleichen - so wie ich es zu Hause mit Vorliebe tue, wie Du ja weißt… Die Hotelgäste im Raum nebenan wären mit Sicherheit ziemlich konsterniert gewesen, einen Mann in meinem Zustand in ihrem Bett vorzufinden. Vermutlich hätte das ein Hausverbot für die nächsten hundert Jahre nach sich gezogen…
    Ich versuche lieber, etwas sachlicher zu sein: Johann und ich haben große Fortschritte in dem Fall gemacht. Ich werde Dir alles genauer berichten, wenn ich wieder bei Dir bin. Da mein Zug aller Voraussicht nach erst eintreffen wird, wenn der Rathausball bereits begonnen hat, werde ich direkt dorthin kommen. Falls Du ungerne alleine hingehen möchtest, könntest Du Dich Deiner Vereinsvorsitzenden und ihrem Mann anschließen, die beide ebenfalls eingeladen sind. Nun höre ich besser auf, Dir Ratschläge zu erteilen - Du wirst ohnehin das tun, was Dir richtig erscheint. Davon bin ich überzeugt, und das liebe ich an Dir (wie weitere tausend Dinge, die ich Dir lieber persönlich sagen werde, sobald ich Dich endlich wieder in meinen Armen halten kann…).
    Voller Sehnsucht - Dein Julius
     
    Elli drückte den Brief an ihr Herz und hielt ihn dann an ihre Nase, als könne sie seinen geliebten maskulinen Duft über das Papier einatmen. In weniger als zwei Tagen würden sie sich wiedersehen. Seine Worte waren so, wie sie ihn in den letzten Monaten kennengelernt hatte: voller Wärme und Humor, aber auch sehnsüchtig und leidenschaftlich, doch nicht schwülstig. Es würde aufregend sein, sich auf dem Ball wieder zu treffen. Für einen Moment überlegte sie, ob sie ihn auf dem Bahnhof überraschen sollte, doch auf die Ankunftszeiten der Züge war kein Verlass. Außerdem stellte der Ball neben dem Vergnügen wie üblich auch einen wichtigen Termin dar, um Kontakte zu festigen und in

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