Seine einzige Versuchung
sogar zu erkennen, welcher Art sein Blicke waren - sie waren ebenso sonderbar durchdringend wie die, die sie so magisch angezogen hatten bei ihren ersten Begegnungen.
Als sie schließlich die Augen öffnete, senkte er rasch seinen Blick auf ihre Füße als sei er ertappt worden. Elli musste lächeln, als er schließlich wie ein verlegener Junge zu ihr aufsah. Ihre innere Kälte war verflogen und einem Gefühl glühender Hitze gewichen. Benthins Berührungen begannen sich nach und nach zu ändern. Sie wurden sinnlicher und gingen in ein zärtliches Streicheln über, das er sehr langsam von den Füßen auf Ellis schmale Fesseln verlagerte. Dabei schob er ihren Rocksaum unmerklich nach oben, um sich mit streichelnden Händen ihren Unterschenkeln zu widmen. Gib Deiner jungen Frau Zeit… klangen Gretas geschriebene Worte in seinen Ohren. Seine Berührungen wurden zögerlicher, als sich seine Hände Ellis Knien näherten. Neue Gedanken drängten sich ihm auf. Ein gesunder Mann lebt mit seiner Lust und seinen Trieben, anstatt sich hinter Anstand und Ehre zu verstecken. Mit diesen Worten hatte sich seinerzeit der unerträgliche ehemalige Dienstherr Frau Roths im Klub hervorgetan. Benthin erschauderte vor Ekel über diesen Mann und sein großspuriges Gewäsch. Zugleich musste er sich mit der Frage auseinandersetzen, wie weit es um seinen Anstand und seine Ehre bestellt war. Er ließ von Ellis Beinen ab und fühlte, ob ihre Füße inzwischen warm waren. Ihr Gesicht wirkte entspannt, beinahe entrückt.
„Besser?“, brachte er kaum hörbar hervor.
„Mmh.“ Ihr wohliges Schnurren brachte ihn aus der Fassung und ließ ihn seine beabsichtigte, ehrenhafte Zurückhaltung beinahe über den Haufen werfen. Elli ahnte, dass er nun bald seine herrlichen Berührungen einstellen würde. Ihr Körper war voller Sehnsucht, er möge das, was er begonnen hatte, fortsetzen. Doch kein Wort kam über ihre Lippen, als er schließlich tatsächlich seine Hände von ihr nahm und aufstand. Sie wagte es nicht - er sollte nicht seine Aufgaben vernachlässigen, lediglich um ihr Vergnügen zu bereiten. Benthin holte eine Decke und wickelte behutsam ihre Füße darin ein. Mit einem sehnsuchtsvollen Blick beugte er sich über sie und gab ihr einen Hauch von einem Kuss zwischen die Augenbrauen. Er hatte schon die Tür erreicht und halb geöffnet, als er sich nochmals umdrehte und besorgt fragte:
„Hast Du letzte Nacht auch schon gefroren?“ Elli bestätigte seine Vermutung mit einem Kopfnicken.
„Da muss schleunigst Abhilfe geschaffen werden. Ich kümmere mich darum. Ich hoffe, Deine zweite Nacht hier wird angenehmer. Wir müssen uns wohl erst einmal an das Zusammenleben gewöhnen. Schlaf gut, meine Liebe.“
Der Wechsel von Benthins Distanziertheit und seinen Zärtlichkeiten war äußerst verwirrend für Elli. Als sie in ihr Schlafzimmer kam, das ihr - wie schon am Vorabend - recht kühl erschien, fiel ihr auf, dass der Bettüberwurf auf einem Stuhl lag. Offensichtlich hatte sich jemand an ihrem Bett zu schaffen gemacht. Sie schlug das Federbett auf und entdeckte eine warme Bettflasche. Da Frau Roth inzwischen nach Hause gegangen war, vermutete Elli, Benthin habe sich, wie versprochen, darum gekümmert. Sie fragte sich, wann er wohl dort gewesen sein mochte. Es musste während ihres Aufenthaltes im Bad geschehen sein. Sie wünschte, sie wäre schon im Bett gewesen, als er die Bettflasche hereinbrachte. Dies wäre eine weitere Gelegenheit gewesen, ihm näher zu sein. Elli wurde warm beim Gedanken an seine Berührungen. Als ihr Kopf das Kissen berührte, nahm sie einen leichten, maskulinen Duft wahr - seinen Duft. Hatte er hier gelegen? Sie schmiegte sich an das Kissen und atmete tief ein, um den Hauch der Erinnerung an ihn intensiver genießen zu können. Wohlig gewärmt fiel sie in einen tiefen Schlaf und hörte in dieser Nacht auch nicht die Schritte, die vor ihrer Tür haltmachten, dort eine Weile verharrten und sich dann wieder entfernten…
Kapitel 12
Elli hörte die Türglocke gedämpft aus dem Erdgeschoss. In den meisten Fällen kündigte das Klingeln Mandanten oder Kollegenbesuche für Benthin an. Die inzwischen vertrauten Schritte Benthins auf der Treppe kamen nun näher. Anscheinend wollte er etwas mit ihr besprechen, da er sonst seine Arbeit kaum unterbrach, um sie zu sehen. Ernüchtert hatte Elli in den ersten Wochen ihres neuen Lebens feststellen müssen, dass für ihn die Arbeit in der Tat höchste Priorität hatte. Auch wenn
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