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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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seinem Teller auf:
    „So, tut sie das?“
    „Du hast Dich für sie eingesetzt, obwohl sie kein überzeugendes Zeugnis vorweisen konnte.“
    „Oh, ich sehe, Ihr habt Euch schon angefreundet. Du hast diese Art, mit Personal umzugehen… es ist mir ein Rätsel, wie Du das machst“, stellte Benthin fest. Er bewunderte Elli für ihren offenen und unkomplizierten Umgang mit Menschen aus anderen gesellschaftlichen Schichten. Bedauerlicherweise bemerkte er nicht, dass sich seine Worte durchaus auch als Stichelei interpretieren ließen. Da Elli ohnehin bereits verunsichert war und sich nicht gerade in bester Verfassung befand, konnte sie seine Worte nur auf diese Weise missverstehen und reagierte entsprechend gekränkt:
    „ Angefreundet wäre wohl etwas übertrieben. Wir haben uns nur ein wenig unterhalten!“ stellte sie gereizt klar und sah auf ihr Essen, von dem sie kaum etwas angerührt hatte. Sie musste kräftig schlucken, um zu verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Wieder entwickelte sich das Gespräch mit ihrem Mann zu einer Farce. Ellis Selbstzweifel hatten sich eher noch vergrößert, da sie seine doppeldeutigen Worte nicht als Kompliment sondern Kritik auffasste. Benthin fiel Ellis gereizter Ton zwar auf, doch er zog es vor, nicht näher darauf einzugehen. Er war im Geiste noch bei der Arbeit, mit der er nicht so vorangekommen war wie er es sich erhofft hatte. Immer wieder hatte er sich dabei ertappt, abzuschweifen und an die ungewollte Begegnung im Park zu denken. Er grübelte, was Elli sich wohl dazu ausmalen würde. Seine aufrichtige Absicht, ihr gegenüber immer ehrlich zu sein, beinhaltete im Grunde genommen auch, mit ihr über dieses intime Thema zu sprechen. Grundsätzlich war er jemand, der es begrüßte, heikle Angelegenheiten geradeheraus zu klären. Mehrfach unternahm er gedankliche Anläufe, wie er Elli am besten darlegen könnte, dass die Frau im Park keinerlei Bedeutung für ihn hatte, weder früher noch heute. Doch die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Er fühlte sich wie in einem Albtraum, in dem sich ein Unheil leicht abwenden ließe, indem man einen Aufschrei ausstößt. Doch obwohl sich der Mund öffnet, kommt kein Ton heraus, und das Drama nimmt seinen Lauf…  
    Er versuchte, die quälenden Gedanken beiseite zu wischen, indem er den Faden an das begonnene Gespräch wieder aufnahm:
    „Was hat Frau Roth denn sonst noch so über mich gesagt?“
    „Nichts weiter. Wir haben meine Kleider ausgepackt und im Schrank verstaut“, antwortete sie tapfer. Elli wollte nicht als schwatzhaft vor ihm dastehen und verkniff sich weitere Details. Sie war umso überraschter, als Benthin nun von sich aus nachhakte:
    „Hat sie hat Dir von ihrem letzten Arbeitgeber erzählt? Diesem… diesem...“ Benthin ballte die rechte Hand zur Faust und schlug damit so hart auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte. Elli sah ihn verstört an. Sein Ausbruch passte so gar nicht zu seinem bisherigen, unterkühlten Auftreten. Er fing ihren fragenden Blick auf und sah die Notwendigkeit, sich zu erklären:
    „Dieser Mann ist Abschaum! Er hat damals im Klub damit geprahlt, wenn er wieder einmal ein junges Mädchen aus seinem Haushalt ent-…. entlassen hat.“ Benthin ahnte, dass seine Worte Elli mehr irritieren mussten, als dass sie seine Ansichten klarstellten. Dieser Widerling gehörte zu der Sorte Männer, die sich sexuelle Befriedigung dadurch verschafften, minderjährige Mädchen zu entjungfern. Je jünger und unschuldiger desto besser. Waren sie in der Lage, in den Dienst in seinem Haus zu treten, waren sie aus seiner Sicht auch alt genug, von ihm rücksichtslos bestiegen zu werden. Die Entlassung folgte spätestens, wenn sich eine Schwangerschaft herausstellte oder ein Mädchen es schaffte, sich erfolgreich zu wehren. Die Entlassenen hatten so gut wie keine Chance mehr auf eine neue Stelle oder eine spätere Ehe. Ihr Leben war ruiniert, bevor es begonnen hatte. Man munkelte, ein Mädchen habe sich wegen der Schande umgebracht, eine andere war angeblich unter den Händen einer Engelmacherin elendig verblutet.
    Benthin hatte versucht, juristisch gegen den Mann vorzugehen, doch dieser war zu einflussreich und aufgrund seiner Kontakte nahezu unantastbar. Mehrfach musste Benthin von Kollegen im Klub zurückgehalten werden, um ihm nicht an die Gurgel zu gehen, wenn dieser sein entsetzliches Maul aufriss, um mit seinen - wie er es zu nennen pflegte - Eroberungen zu protzen. Schließlich

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