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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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wohler, wenn sie ihn hinter sich wüsste.
    „Nein, ich habe nichts dagegen - es interessiert mich nur, wie Du darauf gekommen bist, diesen Schritt zu tun.“ Aufgekratzt von der Begeisterung für ihr Anliegen fand Elli nun zu ihrer früheren Direktheit zurück:
    „Wenn wir mal ehrlich sind, habe ich hier doch nicht viel zu tun - genauer gesagt mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich möchte etwas Sinnvolleres tun, als Frau Roth im Weg herum zu stehen, im Park spazieren zu gehen, Bücher zu lesen und …“ Sie stockte, als sei sie selbst über ihre unerwartet direkten Worten erstaunt.
    „Und… was ?“ Benthin hob erwartungsvoll gespannt eine Augenbraue. 
    „… und darauf zu warten, dass Du endlich mit Deiner Arbeit fertig wirst!“, entgegnete sie spitzzüngig.  Elli konnte es nicht mehr für sich behalten, wie sehr sie die Situation belastete. Ihm schien es vor lauter Arbeit kaum bewusst zu sein, dass sie sich vernachlässigt fühlte und nach mehr Nähe sehnte.
    „Du langweilst Dich also, sehe ich das richtig?“, stellte er kühl fest.
    „Wenn Du das so sehen willst - bitte. Ich finde, es wird viel zu wenig für die Armen getan, und da ich ohnehin Zeit habe - warum sollte ich keinen Beitrag leisten?“ Sollte er doch denken, was er wollte. Dieses Anliegen war Elli zu wichtig, als dass sie sich davon hätte abbringen lassen. Keinesfalls war dies seine Absicht gewesen, doch hatte er mit seiner Frage einen wunden Punkt getroffen.
    „Ich wollte Dir nicht zu nahe treten, Elli. Bitte sag‘ mir, wenn ich Dich unterstützen kann.“ Ich wünschte, Du würdest mir zu nahe treten… so wie damals im Wald… oder mich wenigstens in den Arm nehmen… Die Gedanken erschienen Elli unaussprechlich, stattdessen wich sie aus: 
    „Ich komme schon zurecht. Danke.“ Sie wollte wieder nach oben gehen, doch diesmal war es Benthin, der sie zurückhielt:
    „Bist Du sicher, dass Du das Elend, das Dir begegnen wird, ertragen kannst?“ Seine Sorge um ihr Wohlergehen stieß bei ihr auf wenig fruchtbaren Boden. Sie unterstellte ihm, er könne sie von ihren Plänen abbringen wollen:
    „Du wirst mich nicht dazu bringen, meine Pläne aufzugeben. Ich kann selbst entscheiden, was für mich gut ist und was nicht!“, warf sie ihm aufgebracht entgegen.
    „Ich will doch gar nicht, dass Du Deine Pläne aufgibst. Du hast mich missverstanden“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Ihre vorwurfsvollen Worte über sein Arbeitspensum waren nicht ungehört an ihm abgeprallt, auch wenn er sich äußerlich gelassen gab. „Ich bin stolz, eine so unabhängige Frau wie Dich zu haben.“ Er streckte eine Hand aus und streichelte Ellis Wange für ein paar kurze Augenblicke versöhnlich mit den Fingerspitzen. Verwirrt vom vermeintlichen Widerspruch seiner missverstanden Worte und seiner zärtlichen Geste, wechselte Elli rasch das Thema:
    „Was hast Du eigentlich mit Jakob besprochen?“
    „Ach ja, das wollte ich Dir eigentlich noch erzählen. Es gefällt mir gar nicht, dass der Junge so viel arbeitet und herumlungert, anstatt regelmäßig in die Schule zu gehen. Ich musste herausfinden, ob man da nicht Abhilfe schaffen kann.“
    „Ich glaube kaum, dass seine Eltern das Schulgeld aufbringen können.“ Dies erschien Elli nach dem, was ihr Frau Klein berichtet hatte, sehr unwahrscheinlich.
    „Doch, doch - sie zahlen allerdings unregelmäßig und spannen ihn immer wieder zum Helfen auf dem Markt ein. So kommt seine Ausbildung aber nie richtig voran, dabei ist er nicht auf den Kopf gefallen. Ich weiß, dass sie niemals Geld von mir annehmen würden. Wenn sich allerdings eine Tätigkeit finden ließe, die er hier bei uns nach dem Unterricht verrichten könnte und er sich damit sein Schulgeld selber verdienen würde, bestünde vielleicht die Aussicht, ihm doch noch einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen.“
    „An was hast Du dabei gedacht?“
    „Darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Es darf nicht zu anstrengend sein - es geht mir lediglich darum, dass seine Eltern das Schulgeld bezahlen können und sich nicht als Almosenempfänger fühlen sollen. Gleichzeitig könnten wir ihn bei seinen Hausaufgaben unterstützen und seine Fortschritte im Auge behalten, wenn Du damit einverstanden wärst“, schlug Benthin vor. Sein kluger Vorschlag gefiel Elli außerordentlich - er schaffte es immer wieder, ihr zu imponieren bei aller Enttäuschung über seine distanzierte Haltung. So kamen zwei interessante Aufgaben auf sie zu, die sie gerne

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