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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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Haus zu sein und sich um die Kinder zu kümmern. Und außerdem ist es herrlich, guter Hoffnung zu sein - fast wie früher!“ Elli verstand nicht. Was sollte daran wie früher sein? Sie blickte ihre Cousine fragend an.
    „Du weißt schon - wegen der Sache .“ Ellis fragende Blicke sprachen offensichtlich Bände. Klara beugte sich zu ihr herüber und flüsterte verschwörerisch: „Du kannst es ja noch nicht wissen, aber wenn Du in anderen Umständen bist, wird er ziemlich sicher auf die Erfüllung Deiner ehelichen Pflichten verzichten.“ Nun hatte sie Elli in allerhöchste Verlegenheit gebracht. Zu diesem Thema konnte sie zwangsläufig nichts sagen. Es erschien ihr ohnehin viel zu intim, um sich darüber zu unterhalten. 
    „Aha.“ Ihr Erröten wurde von ihrer Cousine vollkommen falsch interpretiert:
    „War Deine Hochzeitsnacht auch so schlimm? Nicht, dass es danach viel angenehmer wurde, aber immerhin weiß man ja nun, was einen erwartet, wenn er ins Schlafzimmer kommt. Diese Schmerzen… Also, ich könnte gut darauf verzichten. Hätte ich gewusst, dass das dazu gehört, wenn eine Ehe als vollzogen gelten soll, hätte ich mir das mit dem Heiraten vielleicht noch einmal anders überlegt. Die Männer brauchen das halt. Aber jetzt ist alles anders - einfach herrlich! Ich wünschte, es könnte ewig so bleiben!“ Elli war sprachlos, glücklicherweise schien Klara keine Antwort von ihr zu erwarten, sondern plapperte munter weiter von ihrer Schwangerschaft. Elli hingegen musste sehr aufpassen, um nicht die Fassung zu verlieren. Was war an ihr falsch, oder war das Leben ihrer Cousine falsch? Nicht, dass sie Wert auf die erwähnten Schmerzen legte… und jetzt fielen ihr wieder die Worte Marthas ein: Sei tapfer in der Hochzeitsnacht... Nun nahm das vage Gefühl, dass in ihrer Ehe etwas Wesentliches nicht stimmte, konkretere Formen an. Dies musste genau das sein, was die ganze Zeit zwischen ihr und ihrem Mann stand. Was immer auch im Schlafzimmer ihrer Cousine und offensichtlich auch anderer Ehefrauen geschah - bei ihr war nichts dergleichen geschehen. Demnach tat er es also in anderen Betten, denn den Worten Klaras zufolge, brauchten Männer das halt . Gelegenheiten gab es zuhauf für ihn. Schließlich verließ er mitunter mehrmals täglich das Haus, sei es, um an irgendwelchen Sitzungen teilzunehmen, Kollegen zu treffen oder sonst etwas zu tun. Elli fragte sich, wie oft er sie wohl schon angelogen haben mochte, wenn er sich wieder einmal in Windeseile von ihr verabschiedet hatte. Seit sie selber seltener zu Hause war, brauchte er nicht einmal mehr dies zu tun, wenn er gehen wollte. Vielleicht war das der Grund, weshalb er sie so freimütig ihren Interessen nachgehen ließ. Andere Ehemänner waren offenbar nicht ohne weiteres einverstanden, wenn ihre Frauen selbständig handelten. 
    Während ihre Cousine immer weiter plauderte, stellte Elli sich die Frage, weshalb Frauen von Schmerzen und notwendiger Tapferkeit im Zusammenhang mit Männern sprachen. Sie selbst erinnerte sich nur voller Sehnsucht an Benthins zärtliche Berührungen und Küsse damals im Wald. Sicher, er hatte sich fordernd verhalten und sie festgehalten, aber nicht auf schmerzhafte Art oder in einer Weise, dass sie Angst vor ihm bekommen hätte. Im Gegenteil - allein der Gedanke daran ließ sie immer noch angenehm erschauern. Wie oft hatte sie sich seitdem gewünscht, er würde sein Handeln von damals wiederholen. Stattdessen hatte er sich zurückgezogen und schien ihr seit der Hochzeit geradezu aus dem Weg zu gehen, wo er nur konnte. Es sah also so aus, als ob ihre Ehe gar nicht vollzogen worden war, zumindest wenn Elli die Worte ihrer Cousine zugrunde legte und der besagte Vollzug offenbar eine körperlich schmerzhafte Angelegenheit war. Dabei empfand sie sehr wohl Schmerz, allerdings seelischer Art. Wie konnte er sie nur so hintergehen? Möglicherweise war sein Verhalten für einen Mann nicht einmal ungewöhnlich... Er hatte immerhin zugegeben, schon früher nähere Kontakte zu anderen Frauen gehabt zu haben. War es das, was er ihr vor einigen Tagen hatte sagen wollen, als er sie mit sich die Treppe hochzog - dass er immer noch andere Frauen bevorzugte, obwohl er sich für sie als Ehefrau entschieden hatte? Aber welchen Sinn sollte das machen - wozu hatte er sie dann geheiratet? Er hätte doch einfach so weiterleben können wie bisher. Was hatte bewirkt, dass sich seine Zuneigung so geändert hatte, oder war sie von Anfang an nur vorgetäuscht

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