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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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gewesen?
    Später im Bett konnte Elli sich kaum erinnern, wie sie es geschafft hatte, den Rest des Empfangs und die Heimfahrt mit Benthin zu überstehen. Sie hoffte, niemand habe ihr anmerken können, wie verzweifelt sie war. Als sie endlich alleine war, bahnten sich lange unterdrückte Tränen ihren Weg.

Kapitel 16
    „Sie sind so schweigsam heute. Geht es Ihnen nicht gut?“ Es war Kabus selbstverständlich nicht entgangen, wie bedrückt Elli wirkte.
    „Es ist alles in Ordnung“, antwortete sie nur knapp. Er hatte sich bereits wenige Tage nach seinem ersten Besuch wieder in der Suppenküche blicken lassen, vorrangig natürlich, um seinem Ziel näher zu kommen, Ellis Schutzwall zu durchbrechen. Wie es aussah, kam ihm das Schicksal entgegen. Sie brauchte offensichtlich Zuwendung, und er war nun einmal Experte darin, desillusionierte Ehefrauen zu trösten. Er war in seinem Element. Nach seinem zweiten hilfreichen Einsatz in der Suppenküche fragte er sie ganz direkt, ob sie wieder zu Fuß gekommen sei und er sie ein Stück auf ihrem Heimweg begleiten dürfe. Elli war nicht in der Verfassung, sich auf eine Diskussion mit ihm einzulassen. Vielleicht würde ihr ein wenig Ablenkung und Aufmerksamkeit sogar gut tun. Sie willigte also ein. Kabus war hoch erfreut, alles lief plangemäß. Das Verhalten von Frauen wiederholte sich auf beinahe banale Weise immer wieder in ähnlicher Form. Es war umso erstaunlicher, dass er ihrer immer noch nicht überdrüssig geworden war. Doch dazu bereiteten ihm seine kleinen Eroberungsfeldzüge viel zu viel Vergnügen. Diese waren für ihn wie kleine Kriege, die er führte, ohne dabei sein Leben zu riskieren. Inzwischen waren auch Duelle aus der Mode gekommen. Vor gar nicht allzu lange zurückliegender Vergangenheit hätte ihn vermutlich früher oder später ein gehörnter Ehemann dazu aufgefordert.
    Elli wirkte labil auf ihn - das galt es auszunutzen. Er würde also noch eindringlicher als bei ihren bisherigen Begegnungen werden:
    „Was beschäftigt Sie so, dass Sie kaum ein Wort sagen? So kenne ich Sie ja gar nicht“, begann er nun in sanftem Ton die Unterhaltung, während sie nebeneinander her gingen.
    „Es ist nur eine kleine Unpässlichkeit, vermutlich habe ich mich ein wenig erkältet“, wich Elli aus.
    „Darf ich ehrlich sein?“, versuchte er sie nun aus der Reserve zu locken.
    „Wie Sie wollen“, antwortete sie beinahe gleichgültig.
    „Ich vermisse heute das Leuchten in Ihren Augen und Ihre geistesgegenwärtigen Bemerkungen und frage mich, was Ihnen so zusetzt.“ Er wollte nicht locker lassen. Es musste doch zu schaffen sein, sie zu einer Gefühlsregung zu bringen. Dies war ihm bereits gelungen. Elli hatte schon bei seinen ersten Worten mit den Tränen kämpfen müssen. Sie biss die Zähne fest aufeinander und atmete tief durch. Diese Blöße würde sie sich nicht geben, schon gar nicht vor ihm. Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken, um mit ruhiger Stimme antworten zu können:
    „Diese Jahreszeit ist nichts für mich. Es ist einfach zu kalt und zu lange dunkel - das bekommt mir nicht gut.“ Sie hoffte, er würde sie nun in Ruhe lassen. Scheinbar hatte sie ihr Ziel erreicht:
    „Ja, heute wird es wohl gar nicht mehr richtig hell. Sie sollten wirklich mit der Kutsche fahren, wenigstens in dieser Jahreszeit. Wie weit haben Sie es eigentlich bis nach Hause?“ Ihm war eingefallen, dass er nicht abschätzen konnte, wie viel Zeit ihm noch mit ihr blieb. Keinesfalls wollte er zusammen mit ihr von Benthin gesehen werden, wenn sie sich ihrem Haus näherten. Auch wenn es ihr offensichtlich nicht gut ging, waren ihre Schritte erstaunlich schnell, und sie hatten bereits ein ordentliches Stück zurückgelegt. Das gefiel ihm zwar für den Augenblick wenig, doch erfreute es ihn, eine so dynamische Frau ins Visier genommen zu haben. Gemäß seiner Erfahrungen verhieß eine bewegliche, sportive Frau abwechslungsreiche körperliche Freuden.
    „Sehr weit ist es nicht mehr. Dies ist ungefähr die Hälfte des Weges. Sie haben doch bestimmt noch zu tun - ich kann den Rest gut ohne Begleitung gehen.“ Elli wollte die Gelegenheit nutzen, um noch ein wenig für sich zu sein. Dabei hatte sie allerdings nicht mit Kabus‘ Beharrlichkeit gerechnet. Er hielt sie am Arm fest und hinderte sie am Weitergehen:
    „Ist das Ihre Bestimmung , allein zu sein, weil der Mann so viel zu tun hat?“ Er sah sie eindringlich an und zwang sie geradezu, seinem Blick standzuhalten. Elli war nicht in der

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