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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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über die winterliche Kälte, die hoffentlich ein zu augenscheinliches Erröten verhindern würde. 
    „Sie werden rot - das ist bezaubernd!“ Es war ihr also nicht gelungen, ihre inneren Regungen vollständig vor ihm zu verbergen. Im Gegenteil - er las in ihr wie in einem Buch. Nun wusste er mit Gewissheit, dass sie keinesfalls berechnend agierte, sondern vielmehr versuchte, ihn nicht zu nah an sich heranzulassen. Dies war also die Variante, auf die er sich einzustellen hatte, und der Reiz, ein scheues Reh zu erlegen, war ebenso groß, wie einer Gleichgesinnten nachzustellen.
    „Ich muss mich beeilen…“ Elli konnte nur noch die Flucht ergreifen.
    „Sie werden sicher schon von Ihrem Mann vermisst, nicht wahr?“, zwinkerte er ihr zu.
    „Das weiß ich nicht.“ Es gelang ihr, sich wieder zu fangen. „Aber ich kümmere mich um einen Schüler, der zu Hause vermutlich schon auf mich wartet.“ Völlig unbeabsichtigt hatte sie ihm weitere wichtige Hinweise über ihr Privatleben gegeben.
    „Sie wissen nicht , ob Ihr Mann Sie vermisst? Das sollte er aber! Und Sie sind unermüdlich im Hilfseinsatz - gibt es in Ihrem Leben denn gar kein Vergnügen?“ Wieder erschien es Elli, als könne er in sie hineinsehen. Sie würde besser aufpassen müssen, was sie zu ihm sagte, aber aus unerfindlichen Gründen verleitete seine forsche Art sie, mehr von sich preiszugeben als sie beabsichtigte. 
    „Es ist mir ein Vergnügen, anderen, die es nötig haben, zu helfen! Und nun entschuldigen Sie mich - ich werde erwartet!“  Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen. 
    „Halt, halt! Nicht so eilig! Ich muss mich doch wenigstens noch richtig von Ihnen verabschieden.“ Wieder nahm er ihre Hand und gab ihr diesmal einen irritierend zärtlichen Handkuss, der sie zu ihrer Beunruhigung an die Art von Berührungen erinnerte, die sie bislang nur mit ihrem Mann erlebt hatte. Kabus fixierte sie mit kühlem Blick.
     
    „Elli, wir sind am Sonntag zu einem Empfang des Magistrats eingeladen. Es wäre sehr wichtig, sich dort blicken zu lassen. Kannst Du es einrichten?“
    „Nächsten Sonntag?“
    „Genau.“
    „Ich hätte sehr gerne einmal wieder meine Eltern besucht, aber wenn es wichtig für Dich ist, lässt sich das auch um eine Woche verschieben.“
    „Danke.“ Er nahm ihre Hand und berührte sie kurz mit seinen Lippen. „Es ist wirklich wichtig. Sie beschäftigen sich in der Politik offenbar nicht nur mit sachbezogenen Inhalten, sondern beobachten auch sehr genau das Eheleben ihrer Sippenmitglieder .“ Elli hörte die Kritik sofort heraus: 
    „Das klingt aber nicht so, als würdest Du es gutheißen.“
    „Da liegst Du vollkommen richtig. Vermutlich ließe sich viel mehr erreichen, wenn sich die Herrschaften weniger um ihre Profilierung und privaten Kleinkram kümmern würden. Aber ich kann mich dem nicht entziehen, wenn ich mit meinen Anliegen vorankommen will.“ Nach dem ebenso beunruhigenden wie belebenden Schlagabtausch mit Kabus war Elli wieder in besserer Form und konnte dem Reiz einer kleinen Provokation nicht widerstehen:
    „Dann darf ich mich dem privaten Kleinkram zugeordnet sehen?“  
    „So war das doch gar nicht ge-…“ Benthin stutzte und lächelte. „Du willst mich aufziehen!“ Sein warmer Blick traf sie unvermittelt und berührte ihr Herz. Dies war einer der wenigen Momente, in denen sie über alle Zweifel erhaben war. Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, aber er hatte einen Stapel Akten unter dem Arm, und die Tür zum Büro stand offen. Von dort aus konnte Blöhm sie beobachten, was ihren Anflug von Unbefangenheit erheblich dämpfte. Sie musste sich ohnehin beeilen, da sie noch nichts zu Mittag gegessen hatte und Jakob bald eintreffen würde. Benthin zog sich in sein Büro zurück.
     
    Der Empfang war alles in allem eine recht steife Angelegenheit. Elli und Benthin wurden als Neulinge genauestens begutachtet. Im Gegensatz zu ihm kannte sie niemanden. Es ergab sich wie üblich, dass die Männer sich mit ihren Themen zurückzogen, während die Frauen ebenfalls unter sich blieben und ihre Angelegenheiten durchgingen. Elli wäre lieber bei Benthin geblieben, zumal es sie sehr interessierte, wie er in einem solchen Rahmen für seine unkonventionellen Ziele eintrat und welche Reaktionen er damit bei den anderen hervorrief. Leider blieb ihr dieses Vergnügen nun vorenthalten, und sie musste dem langweiligen Gerede der anderen Ehefrauen zuhören, die offensichtlich keinerlei Interesse an den

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