Seine einzige Versuchung
aller Form ganz offiziell vorgestellt hatte, wurde eifrig die Liste durchgegangen, die er aufgestellt hatte. Elli erklärte ihm kurz ihre Absicht, schlecht gestellte Familien einzubinden. Auf seine anerkennenden Worte musste sie nicht lange warten. Er war äußerst freigiebig mit Komplimenten, so dass Elli sich in Gegenwart der anderen Frauen noch befangener fühlte als sie es ohnehin schon war, wenn sie mit ihm alleine sprach. Doch blieb ihr nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn die ersten Hungrigen trudelten bereits ein, und man war froh um jede Hand, die mit zupacken konnte. Kabus ließ sich ohne Protest zum Schleppen schwerer Töpfe einspannen, die sonst nur von zwei Frauen zugleich bewältigt werden konnten. Es erwies sich als durchaus praktisch, wenn ein Mann mitarbeitete, noch dazu einer, der so blendend aussah und seinen ganzen Charme spielen ließ. Nach getaner Arbeit legten ihm einige Damen nahe, sich gerne häufiger zu beteiligen. Wie es seiner Art entsprach, gab er eine oberflächliche Zusage, die ihm jederzeit Ausflüchte ermöglichte und ihn zugleich in einem guten Licht dastehen ließ. Elli war nicht sicher, wie ernst seine Einwilligung zur Mithilfe gemeint war - sie traute ihm nicht über den Weg, wenngleich er sie durchaus nicht kalt ließ. Im Gegenteil - insgeheim schmeichelte ihr seine unbeirrbare Aufmerksamkeit. Sie saugte seine Zuwendung unbewusst wie ein Schwamm auf, der durch die fehlende Nähe in ihrer Ehe ausgetrocknet war. Dennoch erstickte sie jeglichen aufkommenden Gedanken an ihn als anziehenden Mann im Keim und verhielt sich entsprechend reserviert bis abweisend. Kabus hingegen fiel es nicht sonderlich schwer, sie zu durchschauen. Er kannte so ziemlich jede Spielart, die das Werben um eine Frau beinhaltete, besonders um verheiratete Frauen. Immerhin musste auch er als Experte zugeben, dass es sich bei Elli um ein ganz besonderes Exemplar der weiblichen Spezies handelte. Ihre Art war speziell - sie schien bislang kaum empfänglich für seine üblichen Avancen, und doch ahnte er, dass ihr abweisendes Benehmen ihrem Selbstschutz diente, den es zu durchbrechen galt. Für weniger wahrscheinlich hielt er die Möglichkeit, dass sie sich aus Berechnung so kühl verhielt. Sie war keine raffinierte Frau, die versuchte, Männer hinter das Licht zu führen. Anderenfalls müsste er sich schon sehr in ihr getäuscht haben. Wie auch immer - selbst die durchtriebene Variante einer Frau bereitete ihm Vergnügen. In diesem Fall hätten sich zwei Gleichgesinnte gefunden.
„Also, waren Sie zufrieden mit meiner Arbeit?“, erkundigte er sich später, als Elli sich auf den Heimweg machen wollte.
„Für das erste Mal war es ganz passabel“, entgegnete sie kühn. Sie hatte ihm nichts vorzuwerfen, außer seiner ständigen Charme-Offensiven. Sein Einsatz war hilfreich und willkommen gewesen.
„Ganz passabel ? Zu mehr Lob können Sie sich nicht durchringen?“ Er tat empört und baute sich schon wieder viel zu dicht vor ihr auf, was Elli veranlasste, einen Schritt zurück zu treten.
„Also, gut. Wir konnten Ihre Hilfe gut gebrauchen, aber das wissen Sie ja schon.“ Wieder kam er einen Schritt näher:
„ Wir? Ich hätte gerne gewusst, was Sie persönlich über mich denken.“ Gezielt lenkte er das Gespräch in gefährliches Fahrwasser. Doch so leicht ließ sich Elli nicht aufs Glatteis führen:
„Über Sie oder Ihre Arbeit ?“ Er verzog das Gesicht zu einem Ausdruck der Anerkennung:
„Messerscharf gekontert, kann ich da nur sagen. Chapeau! Ich finde es überaus anregend, mit Ihnen zu sprechen. Das geht Ihnen hoffentlich genauso.“ Er ging selbstverständlich davon aus, dass dies der Fall war, erwartete aber voller Spannung den nächsten Schlag aus ihrem Mund.
„Soll ich ehrlich sein?“
„Sie antworten mit einer Gegenfrage? Noch dazu so eine! Das kann nicht gut für mich ausgehen…“ Er lachte. „Ich bestehe auf Ihrer ehrlichen Antwort, aber ich flehe Sie an: seien Sie gnädig!“
„Nun gut, Sie wollen es nicht anders.“ Es fiel Elli nicht allzu schwer, sich auf das kleine Spiel einzulassen. „Sie sind ziemlich von sich eingenommen, wenn ich das so sagen darf.“ Er trat rasch noch etwas dichter an sie heran und hauchte ihr lockend ins Ohr:
„ Sie dürfen mir alles sagen…“ Schon war Elli zurückgewichen. Das ging ihr entschieden zu weit, obgleich sie sich auf eine merkwürdige Art und Weise, die sie ärgerte, von ihm angezogen fühlte. Sie war froh
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