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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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Tedeschi sogar
durchblicken, es sei womöglich eine Verschwörung gegen den Vatikan im Gange,
als er behauptet, bei der Suche nach dem Drahtzieher dürfe man wohl »auch einen
Aktionär des [von Ferruccio de Bortoli geleiteten] Corriere
della Sera verdächtigen«.
     
    Kurzbericht
an Mons. Georg Gänswein, vertraulich
    […] Bei dem
vom Direktor und seinem Vize unterschriebenen Überweisungsauftrag von einem IOR-Konto
auf ein anderes IOR-Konto handelte es sich um eine Cash-Management-Operation
für eine Investition in deutsche Bundesanleihen. Der Direktor hat den
Ermittlern dargelegt, dass der Auftrag mit dem Hinweis erteilt wurde, es handle
sich um einen Geldtransfer, in der festen Überzeugung, weitere Auskünfte über
den Empfänger seien nicht erforderlich. Der Credito Artigiano arbeitet seit 20 Jahren mit dem Institut zusammen und müsste eigentlich wissen, wie die in
seiner Bank deponierten Gelder beschaffen sind. Der Überweisungsauftrag wurde
bestätigt, obwohl es keine schriftliche Vereinbarung [mit der Bank] gibt – eine
Verzögerung, die (auch) dem Credito Artigiano anzulasten ist, bei dem ungenutzt
28 Millionen Euro lagen. Mit fünf von sieben Banken, mit denen das Institut in
Italien zusammenarbeitet, wurde eine solche Vereinbarung bereits geschlossen.
Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass am selben Tag (dem 6.   September) 20 Millionen Euro vom IOR-Konto
    bei der D.B. [der Deutschen Bank?] auf das IOR-Konto bei J. P. Morgan in
Frankfurt überwiesen wurden. Ich möchte auch auf das überraschende Tempo des
Vorgangs (den Experten zufolge ungewöhnlich) hinweisen: Der Credito Artigiano
meldet die Operation, die mit Genehmigung des Präsidenten der Bankengruppe
erfolgte, der auch Berater des Instituts [des IOR] ist, dem UIF [Ufficio
Italiano dei Cambi della Banca d’Italia, der Meldestelle zur Bekämpfung von
Geldwäsche]. Diese Stelle informiert fünf Tage später die Staatsanwaltschaft Rom,
und die Nachricht geht an die Presse, noch bevor wir informiert oder um eine
Erklärung gebeten worden sind. […] Im Verfahren äußern die Ermittler in keiner
Weise den Verdacht auf Geldwäsche, weder bei den Vernehmungen noch in den
Akten. Die erwähnten Informationen waren in der Presse zu lesen (Corriere della Sera) . […] Das Gebaren des Corriere ist merkwürdig, wenn man
betrachtet, welchen Stellenwert die Nachricht am Donnerstag, dem 21., auf der
Titelseite erhält, nur um sie tags darauf, am Freitag, dem 22., anders
darzustellen, allerdings auf Seite 11. Bei diesem merkwürdigen Gebaren darf man
daher wohl auch einen Aktionär des Corriere della Sera verdächtigen. […] Nach der
Vernehmung beschließt der Anwalt des Instituts, beim Überprüfungsgericht die
Freigabe der Gelder zu beantragen. Dieser Schritt hat offenbar die Ermittler
geärgert, die (erneut über die Presse) versuchen, anhand zurückliegender
Operationen (2009) die mangelnde Transparenz des Instituts zu belegen.
     
    In den ersten Wochen gibt es heftige Divergenzen zwischen
dem Vatikan und der Staatsanwaltschaft. Doch die Staatsanwälte verfolgen ihren
Ansatz weiter, und das Überprüfungsgericht gibt ihnen recht: Verstoß gegen die
Bestimmungen zur Verhinderung von Geldwäsche. Die Summe bleibt weiterhin gesperrt.
Dieses Urteil erregt den Zorn Gotti Tedeschis. Er spricht in der Öffentlichkeit
von einem »vehementen Angriff auf die Glaubwürdigkeit der Kirche kaum sechs
Monate nach Erscheinen der Enzyklika Caritas in veritate, beginnend
mit Angriffen auf die Person des Papstes, gefolgt von den Pädophilievorwürfen,
und jetzt geht es weiter mit den Ereignissen, in die ich verwickelt wurde«.
    Deshalb wird in einem Memorandum bereits eine lückenlose
Verteidigungsstrategie skizziert und festgelegt, wie man sich im Umgang mit den
Ermittlern verhalten, welche Linie gegenüber den Medien verfolgt und was den
Einrichtungen und Kongregationen gesagt werden soll, die Konten beim IOR besitzen:
     
    Verteidigungsstrategie: Die ursprüngliche
Verteidigungsstrategie, die von starken Vorbehalten gegenüber den Ermittlern
geprägt war, wurde dahingehend abgeändert, dass an die Seite von Professor
Scordamaglia die Professorin Paola Severino [die ein Jahr später
Justizministerin in der Regierung Monti wird] in den Kreis der Verteidiger
berufen wurde. In der Absicht, mit den Ermittlern unverzüglich in einen Dialog
zu treten, um die Vorgehensweise besser oder auf andere Weise zu verdeutlichen
und so erneut einen Antrag auf Freigabe der

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