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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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Gelder und Einstellung der
Ermittlungen zu stellen. Falls das nicht realisierbar ist, sollte man mit einem
Erfolg versprechenden Ansatz in Berufung gehen. Dieser Schritt birgt nicht zu
unterschätzende Risiken (Eröffnung des Hauptverfahrens); der äußerste Termin
dafür ist der 14.   November. Am 28.   Oktober haben unsere Anwälte eine
Besprechung mit den Ermittlern.
     
    Kommunikationsstrategie: Bisher haben wir mit unserer
defensiven Kommunikationsstrategie dargelegt, »was wir zu tun beabsichtigen«.
Nun jedoch erscheint es geboten, aktiver zu kommunizieren, »was wir bereits getan
haben«, zum Beispiel: der Brief an die GAFI [Gruppo di Azione Finanziaria
Internazionale, Arbeitskreis Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche] und die
ermutigende Bestätigung des GAFI-Präsidenten; die Bildung der Kommission zur
Umsetzung des Programms, um die geforderten Bedingungen zu erfüllen; die
Ernennung des Präsidenten der internen Aufsichtsbehörde (Kardinal Nicora) etc.
     
    Strategie der Beziehungen zu den
Institutionen und Kongregationen: Die derzeitigen Ereignisse könnten die Einrichtungen und die
Kongregationen beunruhigen und verstören. Darauf arbeiten auch einige Banken
hin …, die in Konkurrenz zu unserem Institut um die Zielgruppe »religiöse
Einrichtungen« werben. Es geht darum, den Ruf des Instituts nicht nur
juristisch zu schützen. Zu diesem Zweck führen wir Gespräche mit allen Ökonomen
[den Vermögensverwaltern] der Einrichtungen und haben bereits eine Tagung für
den 3.   November (in der Sala delle Benedizioni [der Halle
der Segnungen]) in die Wege geleitet, zu der 1200 Ökonomen religiöser Einrichtungen
geladen sind. Dort werde ich mit Minister Tremonti und dem Generalsekretär des
Iberoamerikanischen Bündnisses, Iglesias, über Wirtschaftsfragen und
-perspektiven diskutieren. Kardinal Bertone wird die Einführung übernehmen.
     
    Tatsächlich gibt die Staatsanwaltschaft die 23 Millionen erst im Juni des darauffolgenden Jahres frei, nachdem der Vatikan die
neuen Bestimmungen zur Verhinderung von Geldwäsche und zur Förderung von
Transparenz übernommen hat.
    Doch drei, vier Zeilen dieses Memorandums sind aufschlussreich. Sie
nehmen für Padre Georg und damit für den Papst ein Thema vorweg, das in den
nachfolgenden Monaten bei den Verhandlungen mit der italienischen Regierung
unter Silvio Berlusconi von zentraler Bedeutung werden wird:
     
    Strategie der Vorwegnahme
möglicher künftiger Probleme: Ich habe begonnen, mit Minister Tremonti Lösungen für ein weiteres anstehendes
Problem zu erörtern, das uns Sorgen bereiten könnte: die Frage der Besteuerung.
Es könnte ratsam sein, ein Steuerabkommen in Erwägung zu ziehen.
     
    Gotti Tedeschi sieht also eine neue Besteuerung
kirchlicher Einrichtungen kommen und führt bereits Gespräche mit dem
italienischen Minister Tremonti, in einem Wechselspiel gegenseitiger
Einflussnahme. Das Memorandum enthüllt, dass es einen gut funktionierenden
diplomatischen Kanal zur Regierung Berlusconi gibt, und verdeutlicht, dass die
Koexistenz dieser beiden Staaten – Italiens und des Vatikans – von
Einmischungen und unantastbaren Vereinbarungen geprägt ist. Am Horizont droht
das heikle Thema der Freistellung von der Immobiliensteuer, ehemals ICI (Imposta comunale sugli immobili, kommunale
Immobiliensteuer). Die Europäische Union könnte von Italien verlangen, der
Kirche dieses Privileg zu entziehen, was nicht ohne Auswirkungen auf die
geheimen Beziehungen zwischen den politischen Machthabern in Rom und den
Kardinälen jenseits des Bronzeportals bleiben würde.
     

Die Einmischung in die Angelegenheiten Italiens
    Immobiliensteuer: Tremonti und Bertone schmieden einen Plan
    Im Jahr 2006 prangern die beiden Vorsitzenden der Radikalen
Partei Marco Pannella und Emma Bonino gegenüber der Europäischen Gemeinschaft
ein Privileg an, das Italien der katholischen Kirche eingeräumt hat: Kirchliche
Gebäude, auch solche, die nicht religiösen Zwecken dienen, sind von der kommunalen
Immobiliensteuer befreit. Es geht um »gewerbliche« Einrichtungen wie
Krankenhäuser, Schulen, Heime und Internate, deren steuerliche Freistellung
nicht in den Lateranverträgen festgehalten war.
    Die Mühlen der Justiz und der Bürokratie mahlen langsam, sodass die
Europäische Wettbewerbsbehörde erst 2010 mit dem Vorwurf, der katholischen Kirche nicht
vorgesehene und nicht hinnehmbare »staatliche Hilfen« gewährt zu haben, ein
Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien

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