Seine junge Geliebte
hoch, als sie eintraten und diskutierten weiter. An einem Tisch in der Ecke saß ein junger Mann mit einer Gitarre. Er spielte leise vor sich hin und sang verhalten ein Lied dazu.
Die Beleuchtung war so geschickt gewählt, daß sie allein genügt hätte, um jenes Gefühl der Gemütlichkeit zu vermitteln, das man in solchen Lokalen erwartet.
Die Wände waren mit Bildern vollgehängt, aber es waren nicht die düsteren Bilder, wie sie Bärbel von der Ausstellung des jungen Künstlers her kannte. Es waren lustige Bilder – vielgestaltig, farbig und fröhlich.
Sie musterte den Mann, der hinter der Theke stand. Er sah bedeutungslos aus und entsprach durchaus nicht dem Eindruck, den sie von den Bildern hatte. Enttäuscht schaute sie sich nach ihrem Begleiter um. Heidmann war im Hintergrund verschwunden. Sie verstand nicht, warum er sie allein gelassen hatte. Verärgert wollte sie schon das Lokal verlassen, als er auf sie zukam. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie einen Augenblick allein ließ, aber –«, er machte eine umfassende Bewegung über das Lokal, »Sie sehen, daß alles voll ist. Ich mußte mit dem Inhaber sprechen, um zu versuchen, für uns noch zwei Plätze zu ergattern. Da hinten macht er uns etwas frei.«
Bärbels Blicke gingen zu der Theke hin. Der junge Mann stand immer noch da. Heidmann nahm Bärbels Hand und zog sie in das hintere Lokal. »Darf ich bekannt machen«, wandte er sich an einen jungen Mann, der gerade zwei Stühle heranschleppte und sie an den Tisch stellte, der schon bis auf den letzten Platz besetzt schien, »das ist mein Freund Axel Schneider«, stellte er vor. »Fräulein Bärbel Linke.«
Bärbel betrachtete ihn erstaunt. »So sehen Sie aus?« entfuhr es ihr.
Axel Schneider reichte ihr die Hand. Er lachte laut. Es war ein jungenhaftes Lachen. »Sind Sie enttäuscht? Das würde mir leid tun!«
»Ich bin enttäuscht«, gab Bärbel freimütig zu. »Aber nicht in dem Sinne, in dem Sie es vielleicht verstehen. Ich habe –«, sie blickte auf Heidmann, der schmunzelnd zuhörte, »Sie mir ganz anders vorgestellt.«
»Sie glaubte, du seiest so eine Art finsterer Hagen«, unterbrach sie Johann. »Und nun –«, das Schmunzeln auf seinem Gesicht verstärkte sich, »erscheint da so eine Art Jung-Siegfried!«
Bärbel blickte Axel immer noch staunend an. Er war genau das Gegenteil von dem, was sie sich nach seinen Bildern vorgestellt hatte. Er war groß, hatte aschblondes Haar und Augen von einer Bläue, wie man sie eigentlich nur auf retuschierten Farbaufnahmen sieht. Sie sahen fast unecht aus. Auf seinen Wangen hatte er zwei Grübchen, die sich vertieften, wenn er lachte.
»Hat Ihnen mein Freund Heidmann so ein schreckliches Bild von mir gemalt, daß Sie mich als einen –«, er suchte nach einem Wort, »Finsterling angesehen haben?«
»Nein, aber ich habe ein Bild von Ihnen. Apokalypse 2000 …«
»Sie haben das Bild von mir?« Die Augen des jungen Mannes ruhten interessiert auf Bärbels Gesicht. Sie merkte, wie er ihre Gestalt musterte, wie er sie abtastete, beinahe von ihr Besitz nahm. »Woher haben Sie das?«
»Ich habe es auf der Ausstellung gekauft. Es hat mir so gut gefallen, daß ich –«, sie begann allmählich ihre Schüchternheit zu überwinden, »einen damals für mich nicht ganz unerheblichen Betrag dafür aufwandte, um es zu besitzen.«
»Und nun hat es einen Ehrenplatz in ihrer Wohnung –«, fügte Heidmann hinzu. »Es war das erste, was ich dort sah.«
Axel Schneider strahlte Bärbel jetzt mit einem Blick an, der ihr durch und durch ging. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ließ es noch schöner erscheinen, als es schon war. Bärbel konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Ihrer beiden Augen ruhten ineinander. Bärbel errötete unter seinen Blicken Sie wollte ihre Augen senken, aber es gelang ihr nicht. Der Blick des Mannes hielt sie fest …
»Es freut mich, daß Ihnen mein Bild gefällt. Es ist doch schön zu wissen, daß man im Zimmer einer –«, seine Stimme nahm einen zärtlichen Ton an, »schönen Frau hängt und dauernd von ihr angesehen wird. Wissen Sie, was ich bedauere?«
Bärbel konnte aus seinem Tonfall nicht erkennen, was er meinte. Sie schüttelte den Kopf. »Wie sollte ich?«
»Daß ich meinen Bildern nicht meine Augen einpflanzen kann. Dann würde ich Sie täglich sehen. Das wäre wunderbar! Ich mag Sie«, erklärte er unvermittelt.
»Nun ist es aber gut«, unterbrach Heidmann die Unterhaltung. Er hatte Mühe, die Eifersucht aus
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