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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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erreichen wollte.
    Nachfragen am Fahrkartenschalter ergaben, daß Mr. Wil li ams tatsachlich diesen Zug benutzt hatte, und zwar mit einer am gleichen Abend gelös ten Fahrkarte nach Paris. Mr. Williams war also ins Blaue verschwunden, und selbst wenn sie ihn fanden, war es nicht sehr wahrscheinlich, daß er viel über Mr. Prendergasts Geistesverfassung unmittelbar vor dem Unglück aussagen konnte. Es schien ihm zunächst ein wenig merkwürdig, daß ein in Bloomsbury wohnender Mr. Williams aus Adelaide nach Wimbledon fahren sollte, um Zähne behandeln zu lassen. Aber es gab eine einfache Erklärung dafür : Der einsame Mr. Williams hatte Prendergast vielleicht in einem Restaurant getroffen und seine Zahnsorgen erwähnt , so war die Bekanntschaft zustande gekommen.
    Danach schien es, als ob der Coroner nur noch das Urteil »Tod durch Unfall« zu f ä llen und die Witwe ihren Anspruch bei der Versicherungsgesellschaft einzureichen brauchte, als Dr. Maggs plötzlich die ganze Sache über den Haufen warf mit der Ankündigung, daß er Spuren einer Hyoszyamin-Injektion im Körper entdeckt habe. Worauf der Inspektor die Bemerkung machte, daß er überrascht sei, denn wenn je ein Mann Grund zum Selbstmord gehabt habe, so sei es Mrs. Prendergasts Gatte gewesen. Er schlug eine gründliche Durchsuchung der versengten Lorbeerbüsche vor, die um die ehemalige Garage standen, während Lord Peter Wimsey pro phezeite, daß die Spritze nicht gefunden werden wü rde.
    Lord Peter befand sich jedoch im Irrtum. Die Spritze wurde am nächsten Tag gefunden und Spuren des Giftes darin entdeckt. »Ein langsamwirkendes Gift«, bemerkte Dr. Maggs. »Zweifellos hat er die Spritze weggeworfen in der Hoffnung, daß niemand danach suchen w ü rde. Ehe er das Bewu ß tsein verlor, ist er dann ins Auto geklettert und hat es in Brand gesetzt. Sehr ungeschickte Methode.«
    »Eine verdammt geistreiche Methode«, bemerkte Wimsey. »Irgendwie glaube ich n icht so recht an diese Spritze. « Er rief seinen Zahnarzt an: »Lamplough, altes Haus , ich mö chte dich um einen Gefallen bitten. Untersuche die Zähne doch noch einmal. Nein, nicht mei n e, Prendergasts. «
    »Ei verflucht!« sagte Lamplough unbehaglich,
    »Mir liegt sehr viel dar an«, versicherte ihm Seine Lord schaft. Die Leiche war noch nicht begraben, und Mr. Lamplough fuhr abermals mit Wimsey nach Wimbledon, um sich von neuem dieser widerwärtigen Aufgabe zu unterziehen. Diesmal begann er auf der linken Seite.
    »Links unten zweiter hinterer Backenzahn und zweiter vorderer Backenzahn mit Amalgam gefüllt. Im linken oberen Eckzahn plastische Porzellanfüllung auf der Vorder seite – «
    »Eine Sekunde«, unterbrach ihn Wimsey. »In Maggs' Notizen steht ›gebrannte Porzell anfüllung‹. Ist das ein und das selbe?«
    »Nein. Ein anderer Proze ß . Nun, es mag auch ein e ge brannte sein – schwierig zu erkennen. Ich halte es jedoch für eine plastische. «
    »Wollen mal im Buch nachsehen. Wenn Maggs doch nur die Daten hinzugefügt hatte! Wer weiß, wie weit wir zurückgreifen müssen .«
    »Nicht sehr weit, wenn es sich um eine plast ische handelt«, erklä rte Dr. Lamplough. »Das Verfahren kam erst 1928 auf. Von Amerika. War damals große Mode, hat aber hier keine n Anklang gefunden. Manche Zahnä rzte wenden es jedoch an.«
    »Oh, dann kann es keine plastische Füllung sein«, meinte Wimsey. »Bi s 1928 ist von Eckzä hnen hier nicht die Rede. 27, 26, 25, 24, 23. Hier haben wir's. Eckzahn und so weiter.«
    »Das ist er«, sagte Lamplough, der einen Blick über Wimseys Schul ter warf. »Gebrannte Porzellanfü llung. Dann muß ich mich wohl geirrt haben. Es ist leicht festzustellen, wenn man die Füllung herausnimmt.«
    »Dann nimm sie doch heraus.«
    »Das läßt sich hier nicht gut machen.«
    »Dann nimm die Leiche mit nach Hause. Verstehst du nicht, Lamplough, wie wichtig das ist? Wenn es eine plastische Füllung ist, kann sie nicht 1923 gemacht worden sein. Und wenn die gebrannte später ersetzt worden ist, muß es ein anderer Zahnarzt getan haben. Vielleicht hat er noch andere Arbeiten ausgeführt – und in dem Fall mü ß ten sie zu sehen sein. Sie sind es aber nicht. Siehst du das nicht ein?«
    »Ich sehe, daß du sehr erregt bist. Aber ich weigere mich, dieses Ding mit in mein Sprechzimmer zu nehmen. Leichen sind in Harley Street nicht sehr beliebt.«
    Letzten Endes wurde die Leiche in die Zahnklinik des Städtischen Krankenhauses geschafft, wo Mr. Lamplough unter Beistand von einem

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