Seine Lordschaft lassen bitten
um elf traf jedoch das Telegramm ein. Es lautete:
»Telegramm soeben erhalten was bedeutet es Großonkel gestern abend gestohlen Einbrecher entkommen erbitte ausführliche Nachricht.«
Wimsey äußerte sich kurz in einer Sprache, die gewöhnlich der Soldateska vorbehalten ist. Zweifellos hatte Robert sich des Großonkels bemächtigt, und selbst wenn man ihn des Einbruchs überführen konnte, so war das Erbteil inzwischen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Noch nie hatte sich Wimsey so schauderhaft hilflos gefühlt. Er verwünschte sogar den Catullus, der ihn daran gehindert hatte, gen Norden zu fahren und die Sache persönlich in die Hand zu nehmen.
Während er noch überlegte, was zu machen sei, brachte man ihm ein zweites Telegramm folgenden Wortlauts:
»Großonkels Behälter zerbrochen im Fleet gefunden Einbrecher hat ihn auf der Flucht verloren Inhalt verschwunden Was nun.«
Wimsey überlegte.
»Wenn der Dieb«, sagte er sich, »den Behälter einfach geleert und Großonkel Joseph in die Tasche gesteckt hat, sind wir natürlich erledigt. Oder wenn er einfach Großonkel ausgenommen und den Inhalt in die Tasche gesteckt hat, haben wir ebenfalls das Nachsehen. Aber ›auf der Flucht verloren‹ klingt eher, als sei Großonkel mit der ganzen Geschichte über Bord gegangen. Warum kann dieser blöde Schotte kein ausführlicheres Telegramm schicken. Es hätte nur ein paar Pennies mehr gekostet. Ich fahre am besten selbst hin. Mittlerweile tut ihm ein bißchen gesunde Beschäftigung keinen Schaden.«
Er nahm sich ein Telegrammformular und schickte eine weitere Botschaft:
»War Großonkel im Behälter a ls er hinfiel wenn ja Fluß dre gen wenn nein Einbreche r verfolgen wahrscheinlich Robert Ferguson scheue keine Mühe ich fahre heute abend nac h Schottland Ankunft frühmorgens dringend wichtig sich tü ch tig dahinterklemmen Erklärung mündlich.«
Früh am nächsten Morgen setzte der Nachtexpreß Lord Peter Wimsey in Dumfries ab, und ein Mietauto brachte ihn gerade rechtzeitig zum Frühstück nach Stone Cottage. Maggie öffnete ihm die Tür und begrüßte ihn herzlich:
»Kommen Sie herein, Sir. Alles steht für Sie bereit, und Mr. Macpherson wird in ein paar Minuten zurück sein, denke ich. Nach der langen Reise sind Sie sicher müde und hungrig. Ja. Möchten Sie auch Haferbrei außer Eiern mit Speck? Heute gibt's keine Forellen, obwohl gestern ein guter Tag zum Fischen wa r . Mr. Macpherson ist mit meinem Jock den ganzen Tag im Fluß auf und ab gegangen, um eins seiner Präparate, wie er sie nennt, zu suchen, das der Dieb, der hier einbrach, fallen ließ. Ich weiß nicht, was für ein Ding das ist. Mein Jock sagt, es sehe aus wie Kälbergekröse. So hat es ihm Mr. Macpherson beschrieben.«
»Du meine Güte!« sagte Wimsey. »Und wie war das mit dem Einbruch, Maggie?«
»Ja, das war wirklich sehr merkwürdig, Sir. Mr. Macpherson war den ganzen Montag und Dienstag fort, er fischte im großen See oben am Viadukt. Sonnabend und Sonntag hatte es nämlich tüchtig geregnet, und Mr. Macpherson sagt, ›Wir werden morgen großartig fischen können, Jock‹, sagt er. ›Wir werden zum Viadukt gehen und die Nacht im Pförtnerhaus verbringen.‹ Am Montag hörte es auf zu regnen, und es war ein schöner, warmer, milder Tag. Also gingen sie zusammen fort. Am Dienstag morgen kam ein Telegramm für ihn, und ich legte es auf den Kaminsims, damit er es sehen konnte, wenn er heimkam, aber ich habe seitdem gedacht, daß das Telegramm vielleicht etwas mit dem Einbruch zu tun haben könnte.«
»Ich möchte fast sagen, daß Sie recht hatten, Maggie«, erwiderte Wimsey ernst.
»Ja, Sir, das sollte mich nicht überraschen.« Maggie setzte dem Gast eine große Schüssel mit Eiern und Speck vor und nahm die Erzählung wieder auf.
»Am Dienstag abend saß ich da in meiner Küche und wartete auf Mr. Macpherson und Jock. Sie taten mir sehr leid, die armen Seelen, denn es goß wieder in Strömen, und die Nacht war so dunkel, daß ich fürchtete, sie könnten in ein Moorloch gestürzt sein. Ich horchte auf die Türklinke, als ich plötzlich ein Geräusch im Vorderzimmer hörte. Die Haustür war nicht abgeschlossen, wissen Sie, weil Mr. Macpherson zurückerwartet wurde. Somit sprang ich auf und dachte, sie wären vielleicht hereingekommen, ohne daß ich sie hörte. Ich wartete noch eine Sekunde, um den Kessel aufs Feuer zu setzen, und dann hörte ich ein Krachen. Also kam ich heraus und rief: ›Sind Sie das, Mr. Macpherson?‹ Keine
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