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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wunderbar. Wenn Sie sie kaufen wollen, würde ich Ihnen als Freund einen besonders günstigen Preis machen.«
    »Danke«, sagte Wimsey, »aber wie Sie wissen, ist die Zeit für Diamanten noch nicht reif.«
    »Schade, schade«, jammerte Mr. Abrahams. »Es hat mich gefreut, Ihnen dienen zu können. Sind Sie vielleicht an Rubinen interessiert? Nein? Ich habe h ier nämlich etwas sehr Schönes. « Er griff mit der Hand nachlässig in eine Tasche. Als er sie öffnete, funkelte darin ein karmesinrotes Feuer, das einem Miniatursonnenuntergang glich.
    »Würde doch hübsch in einem Ring aussehen, nicht wahr?« meinte Mr. Abrahams. »In einem Verlobungsring zum Beispiel, wie?«
    Wimsey lachte und suchte das Weite.
    Es drängte ihn sehr, sofort nach Schottland zurückzukehren und die Sache mit Großonkel Joseph persönlich in die Hand zu nehmen. Aber der Gedanke an einen wichtigen Bücherverkauf am nächsten Tage hielt ihn davon ab. Es wurde ein Manuskript von Catullus angeboten, das er leidenschaftlich gern besitzen wollte, und er vertraute seine Interessen niemals einem Händler an. Er begnügte sich also damit, Thomas Macpherson ein Telegramm zu schicken:
    »Rate Großonkel Joseph sofort aufzuschneiden.«
    Das Mädchen am Postschalter wiederholte die Botschaft laut und ein wenig skeptisch. »Durchaus richtig«, bestätigte Wimsey und schlug sich die Angelegenheit aus dem Kopfe.
    Bei der Bücherauktion am nächsten Tage hatte er viel Spaß. Er fand einen Ring von Händlern auf dem Plan, die eifrig damit beschäftigt waren, ein Kippengeschäft zu machen. Nachdem er eine Stunde lang hinter einer Bildsäule auf der Lauer gelegen hatte, kam er plötzlich zum Vorschein, gerade als der Hammer auf den Catullus niedersausen wollte bei einem Preis, der den zehnten Teil seines Wertes darstellte, und machte ein so großes, promptes und schallendes Überangebot, daß der Ring vor E ntsetzen nach Luft schnappte. Sc rymes – ein Händler, der Wimsey wegen eines früheren kleinen Scharmützels über einem Justinian ewige Feindschaft geschworen hatte – riß sich zusammen und bot fünfzig Pfund mehr. Dieses Angebot wurde von Wimsey prompt verdoppelt. Scrymes bot wieder fünfzig Pfund mehr. Wimsey ließ den Preis sofort um hundert emporschnellen, und zwar in einem Ton, als sei er willens, die Sache bis zum jüngsten Gericht fortzusetzen. Scrymes blickte finster drein und schwieg. Irgend jemand bot fünfzig Pfund mehr. Wimsey verwandelte die Pfunde in Guineen, und der Hammer fiel. Von diesem Erfolg ermutigt und im Gefühl, daß er heute eine glückliche Hand hatte, stürmte er selig in den Kampf um den nächsten Posten, eine »Hypnerotomachina«, die er schon besaß und nach der er gar kein Verlangen hatte. Der durch seine Niederlage verärgerte Scrymes biß die Zähne aufeinander und beschloß Wimseys Bieterlaune auszunutzen und ihn für seine Tollkühnheit bezahlen zu lassen, bis er schwarz wurde. Wimsey, wie berauscht, trieb mit Begeisterung die Preise himmelhoch. Die Händler, die seinen Ruf als Sammler kannten und glaubten, das Buch müsse etwas Ausgezeichnetes an sich haben, das sie übersehen hätten, beteiligten sich mit ganzer Seele, und es wurde schnell und wild geboten. Aber nach und nach hörten sie alle wieder auf und überließen Scrymes und Wimsey das Feld. Sobald Wimsey ein Zaudern in der Stimme des Händlers wahrnahm, zog er sich raffiniert aus der Affäre und ließ Mr. Scrymes in der Patsche. Nach diesem Unheil wurde der Ring mürrisch und mutlos und hielt sich ganz aus dem Spiel. So kam's, daß ein schüchterner kleiner Außenseiter, der plötzlich in die Arena sprang, ganz billig zu einem feinen Missale aus dem vierzehnten Jahrhundert kam. Krebsrot vor Aufregung und Überraschung bezahlte er seinen Kauf und rannte wie ein Kaninchen aus dem Raum, wobei er das Missale ans Herz drückte, als erwartete er jeden Augenblick, daß es ihm entrissen würde. Daraufhin machte sich Wimsey ernstlich daran, ein paar schöne frühe Ausgaben zu erwerben, und als ihm das gelungen war, zog er sich, mit Lorbeeren und Haß bedeckt, aus der Arena zurück.
    Als nach diesem wunderbaren und befriedigenden Tag kein überschwengliches Telegramm von Macpherson eintraf, fühlte er sich irgendwie verletzt. Er wollte nicht glauben, daß seine Folgerungen falsch gewesen seien, und nahm vielmehr an, Macphersons Begeisterung sei viel zu gewaltig für die knappe Ausdrucksweise eines Telegramms und werde sich in einem Brief austoben. Am nächsten Morgen

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