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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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Klein-Justin los. Ich würde ihm am liebsten eine kleben und stelle mir lieber nicht vor, wie er später mit den Frauen in seinem Leben umgehen wird.
    Ohne ein weiteres Wort helfe ich Frau Blumfeld beim Packen, während ihr Mann brüllend im Wohnzimmer steht und die »verfluchte Polizistenfotze« – ich vermute, damit meint er mich – und seine Hure von Ehefrau ins Fegefeuer wünscht.
    Zehn Minuten später sitzt diesmal statt ihrem Mann Frau Blumfeld bei uns im Streifenwagen, neben ihr der heulende Justin, der immer wieder beteuert, dass seine Mutter es verdient hätte. Unsicher, aber hoffnungsvoll schaut Frau Blumfeld an uns vorbei nach vorne in den Sonnenuntergang, als wir losfahren, an den geheimen Ort, an dem sich unser Frauenhaus befindet.
    »Warum riecht es hier so nach Pizza?«, fragt sie, und ich biete ihr grinsend das letzte noch lauwarme Stück aus meiner Schachtel an, weil ich mit jemandem, dem ich helfen kann, weil er mich lässt, sogar meine Pizza teile.
    Leider gibt es so viele Blumfelds, so viele Frauen und Männer, die meinen, die Gewalttätigkeiten ihrer Partner, Eltern oder Mitbewohner seien normal, oder sie hätten sie gar durch ihr eigenes Verhalten verdient. So viele Familien, in die wir regelmäßig wegen häuslicher Gewalt gerufen werden und an deren Situation sich trotz all unserer Maßnahmen nichts ändert. Wir können nur Hilfestellung bieten. Aus der Situation befreien muss sich jedes Opfer selbst. Frau Blumfeld hat die Kurve gerade noch so bekommen, so viele andere schaffen es leider nie.

Mädels auf Hühnerstreife
1998–2011
     
    Gerade bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt, ist es angenehm, dass wir immer mehr Frauen bei der Polizei sind. In Großstädten wie Köln sind wir Mädels mittlerweile stark vertreten. Während das für mich ganz normal ist, scheint mein Umfeld damit noch gewisse Probleme zu haben, und häufiger, als mir lieb ist, muss ich Unterhaltungen wie die folgende führen.
    »Das ist für dich doch bestimmt schwer?«, fragt mich beispielsweise ein wohlmeinender Onkel.
    »Ähm, was genau jetzt?«
    »Na, als junge Frau in so einem harten Job …«
    »Es ist für mich nicht schwerer als für einen Mann auch!«
    »Ja, aber so rein körperlich …«
    »Wie – rein körperlich?«
    »Das ist doch viel anstrengender als für einen Mann!«
    Ich frage mich, was genau an meinem Job in Onkel Harrys Vorstellung so schrecklich anstrengend ist. Das stundenlange Sitzen im Streifenwagen kann es ja nicht sein. Außerdem verstehe ich nicht, warum es für mich anstrengender sein soll als für einen Mann.
    Dummerweise kann ich meine Gedanken und Gefühle nur ganz schlecht hinter einem Pokerface verstecken. Daher sieht mein jeweiliges Gegenüber bei solch einem Gesprächsverlauf mir meistens an, dass ich jetzt wesentlich lieber Glassplitter essen würde, als die Unterhaltung fortzusetzen. Trotzdem landen wir nach einigen Umwegen meistens sofort wieder beim gleichen Thema – Frauen bei der Polizei.
    »Aber hast du es denn nicht schwer, ernst genommen zu werden, so als Frau?«
    Daraufhin schüttele ich meist etwas genervt den Kopf und versuche meinem Gegenüber geduldig die Welt zu erklären: »Du nimmst mich doch gerade auch ernst, oder? Also – warum sollten meine Kollegen oder die Bösewichter da draußen das nicht tun?«
    »Na, weil du nicht so groß und Furcht einflößend bist wie ein Mann!«
    Aha! Allmählich kommen wir zum Kern der Sache.
    »So, so, bin ich nicht. Muss eine Polizistin denn groß und Furcht einflößend sein? Sind wir nicht eher Freund und Helfer? Sollten wir nicht Vertrauen einflößen statt Angst? Welche Rolle spielt da die Größe?«
    Auf diese Frage folgt dann in der Regel eine Zeit längeren Nachdenkens, dann ein zögerliches Nicken, aber prompt kommt dann meist schon die nächste Frage: »Ja, aber kannst du dich da überhaupt durchsetzen?«
    Hier werde ich dann häufig ein wenig grantig. »Bisher hatte ich noch nie Probleme, und wenn doch, hab ich genauso wie die männlichen Kollegen meine Hände, das Pfefferspray, den Schlagstock und im Notfall die Waffe, um mich durchzusetzen und zu verteidigen.«
    »Schon, aber zum Beispiel die Waffe … Hast du als Frau kein Problem damit, die zu tragen?«
    Im Ernst, solche Fragen kommen immer wieder! Da muss man als Frau gaaaanz geduldig sein.
    »Welchen Unterschied macht es, ob ich als Frau die Waffe trage oder ein Mann?«
    »Weil das doch eigentlich nicht deine Aufgabe ist!«
    »Warum denn nicht? Schließlich bin

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