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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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niemanden gibt, der sich so etwas herunterlädt, wird auch die Produktion der Filme weniger lukrativ und, so rede ich es mir zumindest ein, die Welt ein wenig sicherer.

Mein Mann macht so was nicht!
2009
     
    Ich lehne im Hausflur an der Wand und betrachte die leicht schimmlige Deckenfarbe, die an manchen Stellen schon abblättert, während mein Kollege Rudi die Klingel betätigt, zum x-ten Mal. Immer wieder sind Geräusche hinter der Tür zu hören, aber niemand öffnet.
    »Ich geb’s auf, holen wir einen Schlüsseldienst!«, sagt Rudi laut und vernehmlich.
    Ich greife in meine Jackentasche und wähle bereits die Nummer der Leitstelle, als sich die Wohnungstür, vor der wir jetzt bereits seit einer Viertelstunde stehen und Sturm läuten, öffnet. Ich lasse das Handy wieder in der Jacke verschwinden. Rudi grinst. »Schön, funktioniert doch jedes Mal! Vor dem Schlüsseldienst und den Kosten für ein neues Schloss haben sie dann doch alle Angst.«
    In der Türöffnung erscheint ein Mann mittleren Alters. Trotz seines Jogginganzugs wirkt er gepflegt und nicht unattraktiv, denke ich noch kurz, bis mir der Grund unseres Hierseins die Röte auf die Wangen treibt.
    »Tag, Kriminalkommissariat zwölf, Sexualdelikte und Kinderpornografie. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss!«, rattert Rudi seinen Spruch herunter.
    Der Mann versucht, die Tür wieder zuzudrücken.
    »Zu spät, wir kommen dann mal rein!« Lächelnd drückt Rudi die Tür weiter auf. Ich betrete hinter ihm die Wohnung. Manfred, ein weiterer Kollege, folgt uns.
    Rasch verschaffen wir uns einen Überblick, und zumindest ich bin überrascht: Bisher hatten wir auf der Suche nach Kinderpornografie immer Junggesellenwohnungen aufgesucht. Kleine, schäbige Zufluchten, vollgestopft mit technischem Schnickschnack, zig Rechner, Fernseher, Filme und Festplatten, alles irgendwie schmierig. Häufig fand ich mehr bewichste Taschentücher als Lebensmittel.
    Diesmal betreten wir eine ordentliche Wohnung, in der Küche steht eine junge Frau am Herd, ein Kleinkind auf dem Arm, zwei weitere Kinder spielen in einem Zimmer auf dem Boden, und der Mann, der uns geöffnet hat, tritt nervös von einem Bein auf das andere und studiert den Durchsuchungsbeschluss, den Rudi ihm unter die Nase hält.
    »So was mach ich nicht!«, verkündet er im Brustton der Überzeugung.
    »Dann haben Sie ja nichts dagegen, dass wir uns hier ein wenig umsehen!« Sprach’s, und wir fangen an.
    Die Frau sieht uns schweigend zu, wie wir systematisch ihre Wohnung durchwühlen. Auch sie liest den Durchsuchungsbeschluss des Richters genau und schickt dann die Kinder aus der Wohnung. Dem Ältesten drückt sie das Kleinste in die Arme und sagt: »Geht spielen!«
    Mit verschränkten Armen baut sie sich vor mir auf. » MEIN MANN MACHT SO EINEN DRECK NICHT ! Ich stelle meinen Mann sexuell vollkommen zufrieden. Der braucht so was nicht!«
    Ich schiebe sie routiniert und fast gleichgültig zur Seite und beginne, den Inhalt des Wohnzimmerschranks vor mir auf dem Boden auszubreiten. DVD s und Videokassetten, alle selbst aufgenommen und mit Filzstift beschriftet, türmen sich hundertfach vor mir auf. Mir wird ganz anders, als ich überschlage, wie lange ich brauchen werde, um das alles zu sichten.
    »Ich hab gesagt, mein Mann macht so was nicht!!«
    Ich ignoriere die Frau weiter und beginne, eine weitere Schublade auszuräumen. Als sie ihren Spruch zum dritten Mal wiederholt, gibt ihr Rudi in fast schon gelangweiltem Tonfall die Auskunft: »Im Rahmen einer Internetrecherche des Landeskriminalamts wurde festgestellt, dass von einem Ihrer Rechner diverse Videos mit belastenden Inhalten heruntergeladen und weiterverbreitet wurden.«
    Bockig wiederholt sie ihren Satz. Während ich weiter den Schrank ausräume, behalte ich ihren Gatten im Auge, der nervös von einem Bein aufs andere tritt und immer blasser wird, je näher wir uns an den Schreibtisch heranarbeiten.
    Ein wenig lasse ich ihn noch zappeln, dann tue ich, was wir für einen solchen Fall vorher abgesprochen haben: »Würden Sie mir wohl die Toilette zeigen?« Liebenswürdig und arglos lächele ich dabei die Frau an.
    »Den Gang runter links!«
    »Würden Sie freundlicherweise mitkommen? Nicht, dass es nachher heißt, ich hätte irgendwas mitgenommen.« Wieder lächele ich mein bravstes Sonnenscheinlächeln.
    Schließlich nickt sie und begleitet mich den Flur entlang, wo ich sie in ein Gespräch über ihre Kinder und die Fotos im Flur verwickle, möglichst weit

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