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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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beieinander, die Zweige hängen tief. Die Erde ist vom Regen aufgeweicht. Ich keuche, lausche, ob mir jemand folgt. Verstecke mich hinter einem großen Baum, presse mich flach gegen den Baumstamm.
    Ich lausche wieder. Außer den Vögeln und dem Wind und dem entfernten Brummen des Straßenverkehrs ist nichts zu hören.
    Mein Verstand befindet sich im freien Fall – ein chaotischer Wirbelsturm aus Gedanken und Bildern. Ich sehe, wie Ed die Straße entlanggeschleift wird, dann Lorcans Lächeln, dann Bernards Leichnam auf dem Gras.
    Übelkeit steigt in mir hoch, lässt wieder nach, und endlich bin ich fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich muss die Polizei rufen. 999. Die vor langer Zeit gelernte Notfallnummer. Das nationale Sicherheitsnetz.
    Ich schaue nach unten. Als ich das Geräusch aus der Garage hörte, habe ich nicht nur den Stock fallen lassen, den ich in der Hand hielt, sondern auch Bernards Handy. Doch mein eigenes Handy befindet sich noch in meiner Hosentasche. Ich fasse in meine Jeans, aber bevor ich es herausziehen kann, zerbricht zu meiner Rechten ein Zweig – und er steht da.
    Art.
    Mama hat immer gesagt, ich soll mich vor den bösen Menschen hüten. Aber an dem Tag, an dem sie gekommen sind, wusste ich nicht, dass sie böse Menschen sind. Deswegen war es nicht fair, dass Mama wütend auf mich war, als ich nach Hause kam. Ich habe versucht, Mama zu sagen, dass ich es nicht wusste, aber sie hat so laut geschrien, dass sie mich nicht hören konnte. Sie hat gesagt, dass sie mir immer erklärt hat, ich soll mich vor Fremden in Acht nehmen, vor allem, wenn sie nicht da ist, und diese Frau war eine Fremde. Warum also habe ich sie dann ein Foto machen lassen? Und dann kam Papa rein und hat gesagt, sie soll nicht so schreien, und dann hat sie Papa angeschrien, dass er fast nie da ist und dass alles seine Schuld ist. Dann hat sie mich nach oben geschickt.
    Ich hab mich auf mein Bett gesetzt und den Morgenmantel angesehen, den ich mir schon vorher als böse Frau vorgestellt hatte, und dann ist Mama gekommen und hat gesagt, was ich mir schon gedacht hatte: dass die Frau vor der Schule im wirklichen Leben eine böse Frau ist und dass Kelly mich deswegen so grob weggezogen hat und Mama so verärgert war.
    Mama hat gesagt, dass sie und Papa sich um die böse Frau kümmern würden, aber ich müsste ihr tapferer Ritter sein, wenn die Frau jemals wiederkäme, und wirklich clever kämpfen. Das war eine Erklärung für Babys, denn solche Ritter gibt es nur in Märchen, aber damals war ich ja auch noch klein. Mama hat gesagt, dass die böse Frau mir Lügen erzählen und versuchen würde, mich gegen sie aufzuhetzen, dass ich aber immer daran denken müsse, dass sie meine echte Mama sei, egal, was andere sagen.
    Dann hat sie mir ihren speziellen Kampfplan erklärt.

Kapitel 21
    Wir starren uns an. Arts Gesicht ist blass, in seinen dunklen Augen steht Entsetzen geschrieben.
    »Gen?«
    Er macht einen Schritt auf mich zu, zwischen den Bäumen hindurch. Die Zweige auf dem Boden zerbrechen unter seinen Schuhen. Er bleibt stehen und legt die Hand auf die Rinde eines Baums, nur wenige Meter von mir entfernt.
    Ich sehe wieder Bernards Leichnam vor mir.
    »Du hast ihn umgebracht«, sage ich leise.
    »Nein.« Art schüttelt den Kopf. »Nein, Gen, das nicht. Das habe ich nicht getan.«
    »Doch, du hast gelogen, und du hast mir unser Baby weggenommen, und jetzt bist du ein Mörder.«
    Art sieht mich eindringlich an. In seinen Augen spiegeln sich Höllenqualen. »Nein, das bin ich nicht. Oh Gen.« Er nähert sich. Die Sonne verschwindet hinter seinem Kopf. Ich zittere am ganzen Körper.
    Art steht direkt vor mir. »Hör mir zu«, sagt er. »Bitte. Ich weiß, dass ich gelogen habe, und es ist unverzeihlich und …« Er holt tief Luft. »Was zählt, ist jetzt. Ich werde dir die Wahrheit sagen. Hör mir einfach zu.«
    Ich glaube ihm nicht, will wegrennen, doch meine Beine sind wie festgewurzelt.
    »Bernard O’Donnell wusste, was du getan hast, und du hast ihn umgebracht und …« Panik steigt in mir hoch. »Bist du hier, um mich umzubringen? Bin ich die Nächste? Wirst du mich umbringen?«
    »Nein, Gen.« Arts Augen flehen mich an, ihm zu glauben. Seine Verzweiflung steht in den Falten auf seiner Stirn und in den hängenden Schultern geschrieben. Er trägt ein Hemd, das ich ihm geschenkt habe. Es ist das mit dem kleinen verborgenen Riss auf der Rückseite des Kragens. Wie ist es möglich, dass ich ein so unbedeutendes Detail aus Arts

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