Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
Leben kenne, aber keine Ahnung habe, ob er gleich versuchen wird, mich umzubringen?
»Was zum Teufel hast du getan, Art?«
Er reibt sich die Schläfen. Es ist eine so vertraute Geste, und doch ist er mir jetzt so fremd.
»Bitte, hör mir zu, Gen. Ich war es nicht. Ich habe O’Donnell nicht umgebracht.«
Ich starre ihn an. »Aber du weißt, wer es war?«
»Ja.« Er muss über die Frau reden, mit der er zusammen ist … die böse Hexe, die mein Baby hat.
»Wer ist sie?«, fauche ich.
Art schüttelt den Kopf. »Dazu ist jetzt keine Zeit.«
»Du hast versprochen, mir die Wahrheit zu sagen.« Ich spüre, dass ich aufrechter dastehe. Dies ist vielleicht ein neuer Art, aber auch ich habe ein neues Ich, und ich fühle mich stark angesichts seiner Hilflosigkeit. »Sag mir, wer diese Frau ist, für die du absolut alles zwischen uns verraten hast.« Meine Stimme wird lauter. Ich schreie fast. Ich schiebe mich von meinem Baum weg und verschränke die Arme. Das Licht in diesem Waldstück ist fast silbern. Wolken sammeln sich um die Sonne. Regen liegt in der Luft. Ich richte den Blick auf Art.
»Du hast mir unser Baby weggenommen«, brülle ich. »Du hast den Arzt und das andere Personal dafür bezahlt, dass sie sagen, er sei ein Mädchen und eine Totgeburt gewesen. Du hast mir in die Augen gesehen und mich angelogen. All diese Dinge sind wahr. Und all das hast du für eine andere Frau getan.«
Der Wind legt sich, und die Bäume sind still. Art sieht mich unverwandt an. In seinen Augen steht Scham geschrieben. »Ja«, sagt er. »Ja, das ist alles wahr.«
Ich warte darauf, dass er sich verteidigt, warte auf das unvermeidliche »Aber« am Ende des Satzes. Doch Art lässt einfach nur den Kopf hängen.
Eine verheerende Ruhe erfasst mich. Art hat endlich zugegeben, was er getan hat. Ich werde nicht verrückt. Und dennoch bin ich keinen Schritt weiter. Die Schwere seines Betrugs ist kaum zu fassen.
»Wer ist sie?« Ich zittere vor Wut.
»Das spielt keine Rolle.« Art reibt sich die Stirn. Die ersten Regentropfen fallen.
»Was?«, brülle ich. »Was meinst du damit, dass es keine Rolle spielt? Wer ist sie? Ist es Sandrine?«
»Gen , bitte .«
»Charlotte West?«
Art schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, wer das ist.«
»Die Frau aus meinem Schreibkurs, die dich an einem Tag zwölfmal angerufen hat, bevor sie dann vor unserer Tür aufgetaucht ist. Du hast gesagt, du würdest sie nicht kennen.«
Art runzelt die Stirn. »Ich kenne sie nicht. Ich habe tatsächlich eine Menge Anrufe bekommen, aber das passiert seit Die Verhandlung hin und wieder. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie versucht hat, mich anzurufen. Ich habe mit dieser Frau nur ein einziges Mal gesprochen, vor unserer Haustür.«
Ich starre ihn an, bin mir fast sicher, dass er wieder lügt. Ich werde ihm nicht sagen, dass Charlotte West mich vorhin angerufen hat. Auf ihn reagieren bedeutet sich auf ihn einlassen – und dann wird er nur glauben, dass ich anfange, ihm abzunehmen, was er erzählt. Und das werde ich nicht tun.
»Ich möchte sie kennenlernen.«
»Was?« Art runzelt die Stirn.
»Die Frau. Charlotte oder wen auch immer. Deine Frau.«
»Nein, Gen. Das ist verrückt.«
»Wie kannst du es nur wagen zu sagen, irgendetwas von dem, was ich möchte, sei verrückt, nachdem du mir das Gefühl gegeben hast, dass ich wegen Beth wahnsinnig werde! Sie zu verlieren. Festzustellen, dass sie ein Junge ist, verdammt noch mal. Ich habe ein Recht, sie kennenzulernen …«
»Das geht nicht«, sagt Art.
»Warum nicht?«, will ich wissen. »Kenne ich sie?« Ich gehe die Möglichkeiten durch. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, aber ich muss es fragen. »Ist es Hen?«
»Nein, nein .«
» Weiß Hen, wer es ist?«
»Gen, bitte .«
»Wenn Hen nichts weiß, warum hast du dann all ihre Schulden bezahlt und mir nichts davon gesagt?«
Überrascht reißt Art die Augen auf. »Weil sie verzweifelt war. Und das Letzte, was du damals gebraucht hast, war, dich neben allem anderen auch noch mit ihren Problemen beschäftigen zu müssen. Ich hatte es ehrlich gesagt vergessen, als du mich das erste Mal danach gefragt hast.«
Ich starre ihn an. Ich habe keine Ahnung, ob er mir die Wahrheit sagt oder nicht.
»Nichts ist so, wie du denkst, Gen«, sagt Art. »Du verstehst es nicht.«
»Dann erklär es mir, verdammt noch mal«, brülle ich. »Denn ich denke, ich habe ein Recht zu erfahren, wer sie ist, diese Frau, die mein Sohn Mama nennt.«
»Ich kann dir nicht
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