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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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kann mich nicht erinnern. Es war einfach irgendwas Geschäftliches.«
    »Na hör mal, Art«, sage ich und versuche noch immer, locker zu klingen. »Du vergisst deine Geschäfte doch sonst nie!«
    »Dieses habe ich aber vergessen.« Er sieht mich direkt an. »Ich habe Dan gefragt. Er meinte, er müsse es nachprüfen, aber es sei wahrscheinlich eine Zahlung an einen Kunden.«
    »Aber wieso sollest du einen Kunden bezahlen?«, hake ich nach.
    Art reibt sich die Augen. »Nein, ich meine, es war wahrscheinlich Geld von einem Kunden, das wir an eine andere Firma weitergeleitet haben – deine MDO . Dan hat angeboten, es für mich herauszufinden, aber ich habe ihm gesagt, das sei nicht nötig. Wir haben im Moment wirklich viel zu tun, Gen. Ich möchte nicht, dass er nur einer Laune wegen Zeit damit vergeudet, alte Transaktionen zu überprüfen.«
    »Das hat nichts mit einer Laune zu tun.«
    Art hebt ruckartig den Kopf. »Womit dann, Gen?« Seine Stimme klingt schroff. »Was zum Teufel soll das Ganze? Ich sehe nur, dass du überreagierst und dich in etwas hineinsteigerst …« Er hält inne. Die Worte »wieder einmal« liegen ihm auf der Zunge, aber er spricht sie nicht aus.
    »Man wird doch wohl mal fragen dürfen«, sage ich und hasse meinen verletzten Tonfall. »Schließlich geht es um eine Menge Geld.«
    Art verdreht die Augen. »Durch unsere Bücher geht täglich ’ne Menge Geld.«
    »Aber das Timing … Es ist einfach … seltsam. Ich meine, so viel Geld, kurz nachdem Beth …« Sein eisiger Blick lässt mich verstummen.
    »Es ist Zufall, Gen.« Art lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und schiebt sein Bierglas über den Tisch.
    Mir wird schwer ums Herz. Er hat sich in sich zurückgezogen. Und aus jahrelanger Erfahrung weiß ich, dass es nichts bringt, ihn weiter zu bedrängen.
    Und doch kann ich nicht aufhören.
    »Bitte, Art«, lasse ich nicht locker. »Du gibst mir das Gefühl, ich würde total überreagieren, aber …«
    »Das tust du auch«, sagt er kalt. »Es ist schrecklich, wenn einem nicht vertraut wird.«
    »Aber ich vertraue dir«, versichere ich.
    »Gut.« Art steht auf und geht.
    Erschöpft bleibe ich noch eine Weile sitzen, höre, wie er oben herumläuft. Es klingt, als sei er im Gästezimmer am anderen Ende des Flurs. Das letzte Mal hatte er vor zwei Jahren in diesem Zimmer geschlafen, nach einem heftigen Streit wegen eines Urlaubs, den er in letzter Minute aus beruflichen Gründen abblasen musste. Es ist nicht fair, dass er jetzt so wütend ist. So wie es nicht fair war, dass Hen sich so über mich geärgert hat. Ich weiß, dass ich misstrauisch bin. Aber warum kann keiner von beiden verstehen, wie sehr es mich mitgenommen hat zu erfahren, dass mein Baby noch leben könnte?
    Ich schalte den Fernseher ein und versuche, mich mit den Nachrichten abzulenken. In einer der Meldungen geht es um die irische Wirtschaft. Der Akzent des Nachrichtensprechers erinnert mich an Lorcan, doch dann sind meine Gedanken schon wieder bei Art und der MDO -Zahlung. Es ist die Unsicherheit, die mich umbringt. Ist Art wirklich verletzt, weil er glaubt, dass ich ihm nicht vertraue? Oder verbirgt er etwas vor mir?
    Nach etwa zwanzig Minuten folge ich ihm nach oben. Er ist tatsächlich im Gästezimmer. Ich schleiche mich an der Tür vorbei. Art liegt seitlich auf dem Bett und schläft fest. Enttäuschung macht sich in mir breit. Und Ärger, dass er so problemlos schlafen kann, während in meinem Kopf das Chaos herrscht. Ich drehe mich im Kreis, frage mich, was ich tun soll. Komme nicht weiter. Es ist Zeit zu handeln.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, gehe ich die Treppe hoch zu Arts Büro. Falls Art irgendetwas versteckt, wird es in dem verschlossenen Schrank sein, in dem er, wie er sagt, die Papiere aufbewahrt, die mit Beth zu tun haben. In der Abendstille knarren die Dielen lauter als sonst. Ich gehe hinüber zum Schrank. Auch diesmal ist er abgeschlossen. Ich schnappe mir eine Schere von einem der Schreibtische und schiebe die flachen Klingen zwischen die Türen. Mit einem einzigen kräftigen Ruck breche ich das Schloss auf. Es gibt leichter nach, als ich erwarte. Die Türen schwingen auf. Sofort entdecke ich den roten Schuhkarton, im mittleren Fach, umgeben von Akten mit der Aufschrift »Privat«. Noch einmal einen Blick hineinzuwerfen, scheint mir ein guter Anfang zu sein. Ich zögere, lausche, ob von unten irgendwelche Geräusche zu hören sind. Art wird morgen früh natürlich entdecken, was ich getan habe, doch im Moment

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