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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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ausgesprochen.
    Als dann ihr Geburtstag kam, konnten nicht einmal die dreißig Grad Hitze die frostige Stimmung auftauen, die die ganze Zeit zwischen uns herrschte. Ich war entschlossen, den Tag nett zu gestalten, denn meine Momente innerer Befreiung waren durchwachsen mit einer großen Traurigkeit darüber, dass von unserer Freundschaft kaum mehr etwas übrig war.
    »Happy birthday, Geburtstagskind!«, rief ich, als sie aufwachte. Dieser Satz machte keinen Sinn. Nichts machte wirklich Sinn. Wir gingen frühstücken, wie sie sich das gewünscht hatte, doch die lokalen Cafés waren ein wenig schmuddelig, und ihre Speisekarten zierten Fotos von Spiegeleiern und Speckstreifen. In diesem Fall war es gut, dass Sally nichts aß. Sie trank schwarzen Kaffee, und ich aß Cornflakes und überlegte, auf welche Weise sich dieser Tag zu einem besonderen Tag machen ließe. Mit schwungvoller Geste – jedenfalls war sie so gedacht – präsentierte ich ihr Geschenk.
    »O danke dafür.« Es war ein pflaumenfarbener Chanel-Lippenstift – ihre Hausmarke. Ein wohlüberlegtes Geschenk, wie ich dachte – etwas Teures und Luxuriöses, das sie auch benutzte –, aber da Sally sich selbst nie etwas versagte, wirkte es nur einfallslos. Ich war davon ausgegangen, dass das größere Geschenk mein Mitkommen auf diese Reise war, doch das war jetzt irrelevant geworden und mein einsames Geschenk lag dürftig und schäbig auf dem Plastiktischtuch. Sally schenkte mir ein breites, leeres Grinsen. »Sollen wir runter zum Pool gehen?«
    Ich hätte mir gewünscht, manchmal auch zum Strand runterzugehen, Sally sah allerdings keinen Sinn darin, da wir schließlich den Pool direkt vor der Tür unserer Betonburg hatten.
    Wir lagen in der Sonne, ich las einen Mysterythriller von Wilkie Collins, sie einen Upperclass-Roman von Jilly Cooper, und der Tag zog sich endlos in die Länge. Ich redete auf sie ein wie ein Animateur: Ehrlich gesagt, ärgerte ich mich über mich selbst.
    »Was möchtest du heute Abend unternehmen?«
    »Weiß nicht. Überrasch mich.«
    O Gott, Fordere Livvy heraus! war eine Gameshow, die endlos dauern konnte.
    »Möchtest du gern was zu Mittag essen, Geburtstagskind?!«
    »Ich bin nicht hungrig. Aber zu einem Glas Wein sage ich nicht Nein.«
    Ich wusste, dass ich natürlich auch eines würde mittrinken müssen, obwohl ich das bei dieser Hitze nicht vertrug. Als es dann endlich Zeit zum Abendessen war, waren wir beide betrunken, ein fataler Start in den Abend. Ich schlug ein überteuertes Fischrestaurant unten am Wasser vor, nachdem ich verzweifelt meinen Kontostand überprüft hatte, um sicherzustellen, dass ich auch blechen konnte. Dass das auf meine Rechnung ging, wusste ich. Wenn ich nicht dafür aufkäme, würde sie sich zwar nicht dazu äußern, aber andere Möglichkeiten finden, mir ihre Haltung dazu zu vermitteln.
    Wir bestellten noch mehr Wein, und ich plauderte weiter wie ein Wasserfall, während Sally hinaus aufs Meer schaute oder ihren Blick durchs Restaurant schweifen ließ, um dann ihre Augen wieder ganz langsam zu mir zurückzuführen und mir damit zu verstehen gab, dass ich sie langweilte. Es gelang mir nicht, meine Schuldgefühle abzuschütteln. Ständig musste ich an meine Party denken, mein Dessous, das exquisite Frühstück, das sie zusammengestellt hatte. Ich schlich mich in die Küche und gab die Anweisung, ihr Dessert, von dem ich wusste, dass sie es kaum anrühren würde, mit einer Kerze zu schmücken.
    »Na dann, Prost!«, sagte ich.
    »Prost«, erwiderte sie mit matter Stimme, dann kehrten wir zu dem seltsamen Smalltalk zurück, zu dem es offenbar keine Alternative mehr gab. Wie hatte es so weit kommen können? Ich war zu betrunken und zu jung und verwirrt, um eine schlüssige Diagnose stellen zu können. Verbitterung mischte sich mit Liebe und meinem äußerst zerbrechlichen Gefühl dafür, wer ich war, seit ich mein Zuhause verlassen hatte.
    »Ich habe was für dich«, sagte sie, als der Kellner unsere Hauptgerichte abtrug.
    »Du für mich?«, fragte ich überrascht.
    Sie griff in ihre Handtasche und zog eine wunderschön verpackte Schachtel hervor. Aufgeregt packte ich sie aus und öffnete sie. Darin lag ein kleines silbernes Bettelarmband.
    »Das ist wunderschön«, sagte ich, und mein Herz schlug schneller. »Aber es ist doch dein Geburtstag, nicht meiner.«
    »Ich weiß. Aber es ist dir nicht leichtgefallen, mich hierher zu begleiten, und du solltest wissen, dass ich es zu schätzen weiß.«
    Sie sah mich

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