Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
Vom Netzwerk:
während er die Küchenschubladen durchwühlt.
    Es ist mir unangenehm, ihm das Folgende zu sagen, aber ich quassele drauflos.
    »Ich könnte auch einfach dableiben«, schlage ich vor und werde rot dabei. »Zimmer gibt es hier genug, und ich kann mir am Morgen ein Taxi nehmen, falls uns keiner das Auto repariert. Wenn ich heute Abend fahre, komme ich weiß Gott wann nach Hause.«
    Ich schaue ihn forschend an, weil ich eine echte Reaktion sehen möchte, bevor seine gute Erziehung diese erstickt. Er zeigt mir ein echtes Lächeln.
    »Womöglich verhungern wir.«
    »Reiß dich zusammen, wir haben Ingwerplätzchen.«
    William öffnet eine Flasche höchst erlesenen Wein aus dem Keller seines Vaters und lässt mir freie Bahn, die Speisekammer zu inspizieren. Ich finde ein paar Dosentomaten und ziemlich alt aussehende Chiliflocken, die Anfänge eines aus dem Handgelenk geschüttelten Abendessens. Durchs Fenster fällt mein Blick auf die Scheune, wo der Lichtschein ständig daran erinnert, warum wir eigentlich hier sind, und angesichts der dürftigen Zutaten werde ich sofort an die Studentenessen erinnert, die ich dank des Discounterangebots auf die Beine gestellt habe. Gekocht hat Sally nie und auch nie irgendwas gegessen, was nicht aus einer Packung, einer Dose oder von einem Kellner kam, es sei denn, ich kochte es für sie. Sie war wie ein kleiner Vogel, der darauf wartete, gefüttert zu werden, was ich nur allzu gern tat. Ich sorgte gern für sie – ob sie wohl gelernt hat, die gleiche Befriedigung daraus zu ziehen, für die beiden zu sorgen?
    »Ziemlich dürftig«, sage ich, als ich in die Küche zurückkomme und die Zutaten kurzerhand auf den Tisch fallen lasse.
    »Ha! Nicht, wenn ich noch eine Zwiebel ausgrabe«, sagt William selbstzufrieden.
    »Aber du wirst ertrinken!«
    »Lieber ertrinke ich, als dass du verhungerst.«
    Mein Lächeln ist zärtlicher, als es sein sollte, und er zieht los und kommt dann zehn Minuten später mit gerötetem Gesicht und tropfnass zurück.
    »Gnädige Frau«, sagt er mit einem Diener und präsentiert mir eine riesige weiße Zwiebel und eine Handvoll Knoblauchzehen.
    »Du bist ja völlig durchweicht!« Ich suche aufgeregt nach Geschirrtüchern.
    Er schüttelt sich wie ein Hund, rubbelt mit seinen Händen durch sein triefendes Haar und scheint dabei etwas abzustreifen, scheint sich einer Schicht seiner starren Kruste zu entledigen, die ihn so unberührbar macht. Meinem Herzen wird es zu eng in der Brust, und es klopft so laut, dass ich mich abwenden muss. Um mich abzulenken, mache ich mich auf die Suche nach einem Messer und einem Schneidebrett. Er setzt sich an den Tisch und schielt auf die Zeitung, neben sich sein Glas Wein. Wieder tut sich der gähnende Abgrund auf zwischen dem, wonach es aussieht, und dem, was es ist.
    »Ich muss nur James anrufen, wenn ich nicht nach Hause komme«, sage ich und hole mein Telefon aus der Tasche. Während ich es klingeln lasse, rühre ich die Sauce. Es ist Samstagabend, weshalb ich damit rechne, ihm eine Nachricht hinterlassen zu müssen, aber er geht tatsächlich dran.
    »Hi«, meldet er sich mit matter Stimme. »Bist du am Bahnhof?«
    »Nein. Wo bist du?«
    »Wohnzimmer. Wenn du möchtest, hole ich dich ab.«
    Ich kann mich nicht erinnern, dass James an einem Wochenende ohne die Aussicht auf Sex oder aufgrund einer tödlichen Krankheit zu Hause geblieben wäre. Charlotte, überlege ich, und mir wird ganz heiß dabei, aber wenn sie da wäre, hätte er niemals abgenommen.
    »Nein, das brauchst du nicht, nicht von hier«, sage ich, auf William schielend. Dem Anschein nach liest er die Zeitung, doch ich habe das Gefühl, dass er mithört. »Ich bin … ich bin immer noch in Dorset. Bei William«, ergänze ich. »Wir haben hier ein Unwetter, und das Auto springt nicht an.«
    »Klingt ja gruselig«, entgegnet James gereizt.
    »Das heißt aber auch, dass ich ihm noch etwas länger zur Hand gehen kann.« William hebt seinen traurigen Blick, und ich fühle mich unwohl. »Pass auf. Ich muss Schluss machen, wir sehen uns morgen.«
    Ich lege nervös auf. »Entschuldige.« William schiebt die Zeitung beiseite.
    »Es ist sehr nett von dir, aber was ich vorhin sagte, war ernst gemeint. Du hast mir allein dadurch geholfen, dass ein Anfang gemacht ist. Ich kümmere mich morgen darum, wenn du weg bist.« Er füllt unsere Gläser fast bis zum Rand und stößt seins gegen meins. »Und ich möchte der Köchin ja nicht ins Handwerk pfuschen, aber da brennt irgendwas

Weitere Kostenlose Bücher