Seitensprung ins Glück
doch schon gesagt, Roseanna. Ich kaufe mir mit Inga ein Haus.« Seine Stimme wird freundlicher, vielleicht, weil er sieht, was für eine Wirkung seine Worte auf mich haben. »Ich habe es dir gesagt«, wiederholt er. »Und es hat sich nichts geändert.«
»Es hat sich nichts geändert? « Ich ziehe den Bademantel fester um mich und spüre, wie er an dem roten Spitzen-BH hängen bleibt. »Hast du nicht gerade mit mir geschlafen?«
Schuldbewusst weicht er meinem Blick aus. »Du schienst es nicht anders zu wollen.«
Ein Schlag ins Gesicht könnte nicht schlimmer sein. »Also hast du mir einen Gefallen getan?«, frage ich.
Die Menge im Stadion dreht wieder durch. Ein gutes Timing, bei all diesem Breitbildlärm loszuflennen.
Teddy macht ein paar Schritte auf mich zu, zieht sich dann aber wieder zurück. »Sieh mal, Roseanna, es tut mir ja auch leid, aber ich kann es nun mal nicht ändern. Ich liebe sie.« Er seufzt, als mir das Herz bricht. »Es konnte doch nichts schaden, dir etwas zu geben, das du unbedingt wolltest …«
»… bevor du endgültig gehst.«
Teddy seufzt. »Vermutlich, ja.«
Mit gerötetem Gesicht und verquollenen Augen sehe ich zu ihm auf. »Na, dann tausend Dank. Hoffentlich hat es dir nicht zu viele Umstände gemacht.«
»Überhaupt nicht«, sagt er, ganz wie der letzte unsensible Potz.
Da haben wir es wieder, denke ich. Meine Mutter hat recht, wie üblich.
7
Manchmal ist das Leben zum Kotzen
Ich verbringe den Montagmorgen mit einem emotional gestörten Molkereiarbeiter und einem Klempnerlehrling mit Legasthenie. Das scheint eine angemessene Strafe für eine Frau, die ihren Mann so verzweifelt zurückzugewinnen versucht, dass sie dazu sogar einen Stringtanga und einen Fernsehapparat einsetzt. Nach dem Mittagessen bin ich dann im SaveWay, wo ich Milton beibringe, wie man den Parkplatz mit einem großen, breiten Holzbesen fegt. Er schiebt Papierbecher und Plastikfolien zum Bordstein und zu den Verkehrsinseln und wirft dann alles in die Mülltonnen. Ich zeige Milton, wie man die Deckel von den Tonnen nimmt, die schweren vollen Säcke herauszieht und einen neuen Plastiksack einlegt. Dicke schwarze Wolken ziehen über uns auf, während ich mit ihm übe. »Lass uns schnell machen und noch diese Tonne hier leeren«, sage ich zu Milton.
»Ja!«, ruft er und steht hinter mir wie ein Schatten. Er beugt sich über mich, als ich mich über den Mülleimer beuge. Ich kann seinen Atem auf meinem Haar spüren.
»Meine Mutter sagt, dass Sex etwas Heiliges ist«, flüstert Milton hinter meinem Kopf. Alles, was ich rieche, ist das Plastik.
Ich ziehe den Kopf aus dem Müllsack und richte mich auf, um in sein angespanntes Gesicht zu blicken. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was eine passende Antwort sein könnte.
Milton trägt den Besen über der Schulter wie ein Gewehr, während wir weiter zur nächsten Mülltonne gehen. Ich wiege die Rolle Müllsäcke im Arm wie ein Baby. Dann fällt mir eine Erwiderung ein. »Milton.« Ich suche seinen Blick. »Ich hoffe doch, dass du nicht mit anderen Kunden im SaveWay über Sex sprichst.«
Ich sehe zu, wie seine Augen rund und weich werden: wie süße Milchschokolade. »O nein, nein, nein«, sagt er. »Nur mit Ihnen.«
Es blitzt, dann folgt Donner. Milton scheint es nicht zu bemerken. Er denkt über Sex nach, während wir zum Geschäft eilen. Seine Mutter sagt, Sex sei etwas Heiliges. Sag das mal Teddy, denke ich. Wieder sehe ich verstohlen zu Milton, und er lächelt mich selig an. Auf seinen schön geschwungenen Wangen glänzen Regentropfen. Bis wir drinnen sind, schüttet es.
Ich stehe vor Mickey Hamiltons Tür neben dem Käseregal, und mein Haar ist tropfnass. Ich warte darauf, dass Milton seinen Besen wegbringt. Ich will nicht, dass Ham mich so zu Gesicht bekommt, in Jeans statt Rock, den Kopf frisch aus der Mülltonne. Was, wenn er wieder fragt, ob ich mit ihm ausgehe? Es ist einfacher, jemandem abzusagen, wenn man businessmäßig gekleidet ist. Allein deshalb sind Präsidenten und Priester so lange mit allem durchgekommen.
Die für Vernarrtheit zuständige Region in Miltons Hirn ist überaktiv. Das Gespräch mit seiner Mutter beim letzten Elternabend hat anscheinend alles nur noch schlimmer gemacht. Dabei habe ich genug Probleme mit meinem eigenen Liebesleben. Ich koche noch immer vor Wut bei dem Gedanken daran, dass mein Mann sich Vorwürfe macht, weil er mit seiner eigenen Frau geschlafen hat. Ist ein neues Gesetz zum Schutz von Geliebten im Kongress
Weitere Kostenlose Bücher