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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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den wir ganz am Anfang hatten, oder?«
    Ich lachte etwas gezwungen. »Ja, auf jeden Fall.«
    »Okay. Es ist zwar noch nicht die unvernünftige Beziehung zwischen Chef und einziger Frau in der testosterongeschwängerten Sportredaktion, die ich mir vorgestellt hatte, aber damit kann ich leben.«
    Ich war erleichtert. Mir gefiel es so, wie es zwischen uns lief, und ich wollte nicht, dass mein dämlicher Erklärungsversuch irgendetwas änderte. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Mehr wäre noch zu viel, aber weniger wollte ich auch nicht. Ich warf Hannes einen dankbaren Blick zu. »Gut«, sagte ich ernst. »Das ist gut.« Dann gab ich ihm einen ehrlich gemeinten unvernünftig langen Kuss.

Nah am Gefrierpunkt
    Ich konnte nicht schlafen. Ununterbrochen kreisten meine Gedanken um Tim. Und Sarah. Warum hatte er mir nicht gesagt, dass sie bei ihm eingezogen war? Schließlich ging die neue Mitbewohnerin auch mich etwas an, wenn Kai sie nun tagtäglich zu sehen bekam, mit ihr frühstückte, sich von ihr womöglich ins Bett bringen ließ. Ich starrte nachdenklich an die Decke, während Hannes neben mir in tiefen gleichmäßigen Zügen atmete. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Es war schon weit nach Mitternacht, aber ich zog mich trotzdem an und fuhr zu Tims Wohnung. Alle Fenster waren dunkel, offensichtlich schlief er schon. Aber auch das konnte mich nicht davon abhalten, ihn jetzt und hier zur Rede zu stellen. Um Kai nicht mit der Türklingel zu wecken, rief ich auf Tims Handy an, weil ich wusste, dass er es als Wecker benutzte. Nach dem vierten Klingeln meldete er sich verschlafen und versprach herunterzukommen, als er merkte, wie aufgebracht ich war.
    Er trug nur einen Jogginganzug und seine Hausschuhe, als er auf die Straße trat. Es war längst Herbst geworden, und es konnten höchstens fünf Grad draußen sein. Tim musste ganz schön frieren, aber er bat mich trotzdem nicht herein, weil er offenbar wusste, was ihn erwartete.
    »Seit wann wohnt sie bei dir?«, warf ich ihm ohne Begrüßung an den Kopf.
    Tim sah mich nicht an, als er meine Frage mit einem zögerlichen »Seit ein paar Wochen« beantwortete. Es war ihm unangenehm. Noch unangenehmer war es ihm, als er schließlich zugab, dass Sarah bereits kurz nach ihrem gemeinsamen Sardinienurlaub bei ihm eingezogen war. »Es war eine ganz spontane Entscheidung, sie musste aus ihrer Wohnung raus, und da …«
    »Da dachtest du spontan, dass bei dir ja gerade praktischerweise eine Seite vom Bett frei geworden ist. Wie schön. Und wieso hast du mir nichts davon gesagt? Immerhin stehen meine Sachen noch bei dir, und die Miete wird auch immer noch von meinem Konto abgebucht.«
    Ich hatte Tränen in den Augen, so wütend machte mich diese ganze Angelegenheit. Tim wusste nicht, was er sagen sollte, und starrte verkrampft auf den Boden. Dann erklärte er stockend: »Deine Sachen habe ich inzwischen zusammengepackt, und die Miete bekommst du natürlich zurück.«
    Ich nickte automatisch, dabei wussten wir beide, dass es nicht darum ging. Das Geld war mir scheißegal. Er hatte mich also zusammengepackt und in die Ecke gestellt. Wunderbar. Und wo war meine Tim-Kiste? Ich wollte auch eine Kiste, in die ich alle Erinnerungen packen und ihm vor die Füße stellen konnte. Aber selbst meine Erinnerungen an ihn waren bei ihm in der Wohnung und deswegen vermutlich längst in seinen Karina-Kartons gelandet.
    »Ich hole morgen alles ab. Den Keller räume ich auch aus«, sagte ich schroff.
    »Das musst du nicht, Karina.«
    »Das will ich aber«, fuhr ich ihn aufbrausend an.
    »Und wo willst du das alles unterbringen? Hast du inzwischen eine neue Wohnung? Oder wohnst du jetzt bei ihm?«
    Unglaublich, er wagte es doch tatsächlich, den Spieß umzudrehen.
    »Nein, ich wohne nicht bei ihm. Und selbst wenn, wäre das etwas ganz anderes. Schließlich geht es hier nicht um uns. Kai wohnt jetzt auch mit … mit … mit dieser Frau zusammen, und da habe ich ja wohl ein Wörtchen mitzureden!«, fauchte ich ihn an.
    Tim schüttelte verärgert den Kopf, dabei musste ihm doch klar sein, dass das Recht, wütend zu sein, voll und ganz auf meiner Seite lag. Aber er schien meine Bedenken gar nicht nachvollziehen zu können.
    »Du hättest Kai heute Abend ruhig bei ihr lassen können.«
    »Bei einer wildfremden Frau?«
    »Er kennt sie doch.«
    »Aber ich nicht!«
    »Okay, verstehe, und stattdessen schickst du ihn lieber mit einem wildfremden Typen los?«
    Tim wurde nun auch laut, und das war

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