Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
Vom Netzwerk:
und durchgelegenes Schlaflager verbannst.«
    Ich küsste ihn lange, aber selbst damit konnte ich Hannes nicht umstimmen. Er drängte mich geschickt in meinen Bereich des Lofts und wünschte mir eine gute Nacht. »Träum was Schönes!«

Regelverliebt
    Als ich mir am nächsten Morgen eine Tasse Kaffee aus Hannes’ Küche holen wollte, war die Zwischentür zu seiner Wohnung verschlossen und Hannes schon weg. Ich rüttelte vergeblich an der Tür. Ohne Kaffee würde ich die Nachwirkungen dieser unbequemen Nacht auf gar keinen Fall überstehen. Aber als ich Hannes auf seinem Handy anrief, zeigte er sich überrascht, dass ich noch zu Hause und nicht längst in der Redaktion war. Ohnehin wirkte er irgendwie förmlich und zurückhaltend am Telefon, so dass ich mir langsam Sorgen machte, ihn durch meinen überstürzten Einzug zu sehr überrumpelt zu haben. Gestern Abend hatte ich die Zurückweisung ja noch für einen Scherz oder übertriebenen Aberglauben gehalten. Aber dass er sich heute Morgen einfach so sang- und klanglos verdrückt hatte, fand ich nun doch etwas merkwürdig.
    Mein Eindruck wurde verstärkt, als ich Hannes erst bei unserer Redaktionsbesprechung zu Gesicht bekam und selbst da nicht mal einen Blick, geschweige denn ein Wort mit ihm wechseln konnte. Hannes fühlte sich überrannt. Natürlich hatte er mir die Wohnung nur angeboten, weil er musste, weil er gar keine Wahl hatte, ohne sonst als rücksichtsloser Liebhaber dazustehen, der seine Affäre mit all ihren Möbeln draußen in der Kälte sitzen ließ. Nicht umsonst hatte er mehrmals darauf hingewiesen, dass es viel zu früh zum Zusammenziehen war. Die Zwischentöne waren nicht zu überhören gewesen und im Grunde auch gar keine Zwischentöne. Deutlicher hätte er es nicht ausdrücken können, und ich war trotzdem einfach so darüber hinweggegangen. Natürlich musste er mich jetzt für eine unsensible, egoistische Rosinenpickerin halten – keine Beziehung wollen, aber die Vorzüge einer großen Loftwohnung genießen.
    Ich wollte mir schon zu meinem zwischenmenschlichen Totalversagen gratulieren, als plötzlich eine E-Mail von Hannes in meinem Posteingang auftauchte. Wovon hast du geträumt?
    Es war seine erste private Mail an mich bei der Arbeit, und ich hätte es auch unheimlich romantisch gefunden, wenn darunter nicht in fetten Lettern BITTE NACH DEM LESEN LÖSCHEN gestanden hätte. Automatisch schaute ich mich nervös um und löschte Hannes’ Mail, bevor ich zurückschrieb: Von einem neuen Bett!!! Ich fand das eine nette Umschreibung dafür, dass ich heute Nacht gerne in seinem Bett schlafen wollte.
    Model Hemnes oder Sörum? , kam es zurück, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    Wieso, ist der Vermieter für die Erfüllung der Träume zuständig?
    Nein. Er muss sie nur an die zuständige Behörde weiterleiten.
    Schade, dann sag der Behörde bitte, sie soll mir für den zweiten Traum einen durchtrainierten Mittzwanziger schicken.
    Darauf kam von Hannes nichts mehr zurück. Vielleicht war ich für einen Bürochat etwas zu weit gegangen. Aber irgendwie musste ich ihn doch aus der Reserve locken. Ich versuchte, mir meine Zweifel wieder auszureden, aber Hannes blieb trotz unseres netten E-Mail-Verkehrs den ganzen Vormittag über reserviert. Als sich auch noch abzeichnete, dass er wegen einer Pressekonferenz den restlichen Tag unterwegs sein würde, suchte ich mir einen Vorwand, um an seiner Sekretärin vorbeizukommen und ihn zur Rede zu stellen.
    »Es ist dir zu viel, oder?«
    Hannes legte irritiert den Hörer wieder auf die Gabel, als ich mit der Frage in sein Büro platzte.
    »Du siehst mich bei der Arbeit und jetzt auch noch zu Hause, und wir kennen uns gerade mal ein paar Monate. Ist doch klar, dass dir das zuviel ist.«
    Hannes wirkte immer noch völlig überrumpelt, deswegen fuhr ich fort: »Ich habe dir überhaupt keine Wahl gelassen. Ich hätte nicht so überstürzt bei dir einziehen dürfen. Aber keine Sorge, ich bin heute Abend schon wieder weg, und dann tun wir einfach so, als wäre das alles nicht passiert und ich hätte nie bei dir gewohnt …«
    Hannes hob beschwichtigend seine Hand, bevor ich richtig Fahrt aufgenommen hatte. »Du denkst wirklich, dass ich das denke?«
    Ich nickte.
    »Das ist echt komisch, weil ich nämlich die ganze Zeit dachte, dass du das denkst. Schließlich habe ich dir mit meinem überstürzten Angebot eigentlich keine Wahl gelassen. Du musstest ja quasi bei mir einziehen, sonst hättest du befürchten

Weitere Kostenlose Bücher