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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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müssen, dass ich es dir übelnehme.«
    Wir schauten uns einen Moment lang etwas verwirrt an. »Und ähm, wer von uns hat jetzt recht?«, fragte ich vorsichtig.
    »Keiner.«
    »Gut«, sagte ich erleichtert.
    »Allerdings …«, wandte Hannes plötzlich ein und brach dann nachdenklich ab. Es gab eine Einschränkung. Natürlich. So schnell und einvernehmlich hatte ich auch noch nie eines meiner Beziehungsprobleme gelöst.
    »… sollten wir vielleicht ein paar Regeln für unser Zusammenleben aufstellen«, brachte Hannes seinen Einwand doch noch zu Ende.
    »Regeln?« Ach, einer von der Sorte Vermieter war er also. Kein Lärm nach zehn. Keine Fahrräder im Hausflur. Die Haustür musste immer abgeschlossen sein. Ich war zwar wenig begeistert von solchen Hausregeln, aber wenn es dem Zusammenleben dienlich war, sollte es an mir nicht scheitern. »Klar, Regeln, natürlich. Welche schlägst du vor?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch keine Erfahrung darin. Ich habe zwar schon mal mit einer Beziehung zusammengelebt, aber noch nie mit einer Affäre. Darf ich zum Beispiel ohne Vorankündigung in deine Wohnung kommen, oder bewirfst du mich dann mit Eierbechern? Und wie ist das mit Frauen- oder Männerbesuch? Müssen wir den vorher ankündigen, oder können wir auch ganz spontan damit nach Hause kommen?«
    Er grinste mich frech an, aber bevor wir das weiter besprechen konnten, kam seine Sekretärin herein und erinnerte ihn an die Pressekonferenz. Hannes verfiel problemlos in seinen Büroslang, ohne jedoch das Thema zu wechseln.
    »Gut, Frau Schneider. Ich denke, es wäre nicht verkehrt, wenn Sie noch etwas Recherche zum Regelwerk dieser neuartigen Sportart betreiben könnten, das macht den Artikel noch etwas runder.«
    »Ja, natürlich«, sagte ich gehorsam. »Ich setze mich sofort dran.«
    Er nickte mir zu, und ich zog mich an meinen Schreibtisch zurück.
    Als ich zwischendurch etwas Leerlauf hatte, begann ich, ein paar WG-Regeln zu formulieren.
    Regel Nummer 1 : Alle Türen stehen uns immer offen – zur Vorbeugung von Kaffee-Entzug und anderen Mangelerscheinungen.
    Regel Nummer 2 : Keiner der Mitbewohner muss dem jeweils anderen seine baldige Ankunft per E-Mail, Telefon, SMS oder sonstigen zukünftigen Telekommunikationsmitteln ankündigen. Die sich zu Hause befindende Person muss jederzeit damit rechnen, nicht mehr alleine zu sein, und hat daher Geheimtreffen, abartige Hobbys und Affären außerhalb des Hauses durchzuführen.
    Regel Nummer 3 : Die Wahl des Bettes steht jedem Loftmitbewohner völlig offen. Sollte sich in dem gewählten Bett bereits jemand befinden, muss dieser den anderen ohne Widerrede bei sich aufnehmen.
    Regel Nummer 4 : Kinder sind jederzeit willkommen, das gilt für solche, die uns bekannt sind, aber auch solche, von denen besonders die männlichen Mitbewohner möglicherweise noch keine Kenntnis haben. Bei dem Besuch von Kindern treten die Regeln Nummer 1 und 3 vorübergehend außer Kraft, jeder hat sich dann in seinen Bereichen und Betten aufzuhalten.
    Regel Nummer 5 : Für alles weitere gilt Regel Nummer 6 .
    Ich machte mir einen Spaß daraus, die Regeln in dem gesamten Loft zu verteilen, bevor Hannes nach Hause kam. Dann machte ich auch gleich Gebrauch von Regel Nummer vier und legte mich in sein Bett. Es war schon fast zwölf, als Hannes mich weckte und nach Regel Nummer sechs fragte. Die hatte ich ihm ganz bewusst vorenthalten. Ich reichte ihm wortlos das letzte Blatt Papier.
    Regel Nummer 6: Ab sofort gelten für alle ungeklärten Fragen des Zusammenlebens die Regeln einer unvernünftigen Beziehung zwischen Chef und Mitarbeiterin.
    Ein Lächeln breitete sich auf Hannes’ Gesicht aus, als er den Zettel las.
    »Bist du dir sicher?«, fragte er ernst.
    »Absolut. Meine Recherchen, und glaub mir, ich habe sehr gründlich recherchiert, führten immer wieder zu dieser Regel Nummer Sechs. Die scheint international zu gelten.«
    Auch wenn ich es so lapidar dahersagte, ging es mir um mehr als unser kleines Spielchen. Während ich mir heute Nachmittag Gedanken über die Regeln gemacht hatte, war mir klargeworden, dass mein Beharren auf einer lockeren Affäre albern war. Natürlich hatten wir eine Beziehung. Wir mochten uns, wir kamen gut miteinander aus, wir hatten Spaß zusammen, und jetzt wohnten wir sogar so gut wie zusammen. Es gab wohl kaum etwas, das mehr einer Beziehung glich als unser Ding. Außerdem hätte ich mir nach Tim keinen Besseren als Hannes wünschen können. Er war unkompliziert. Er konnte

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