SEK – ein Insiderbericht
benötigten Einsatzmittel verpackt. Da nicht alle Einsatzmittel in den Hubschraubern untergebracht werden können, macht sich unser 7,5-t-Lkw, welchen wir als Basisfahrzeug für den Großteil unserer Einsatzausrüstung verwenden, auf den langen Weg nach Berlin. Winni und Lars haben sich freiwillig für diese Gewaltfahrt gemeldet, und noch bevor wir zum Flughafen, der sich ganz in der Nähe unserer Dienststelle befindet, aufbrechen, um die angeforderten BGS-Hubschrauber zu besteigen, fahren die beiden bereits Richtung Hauptstadt los.
Als wir schließlich einen separaten Teil des Flughafens erreichen, stehen auf dem Vorfeld bereits zwei dunkelgrüne Transporthubschrauber des Typs Super Puma, in dem theoretisch 19 Passagiere Platz finden können. Theoretisch. Als uns die vier Piloten anrücken sehen und wir unsere ganze Einsatzausrüstung mitsamt unseren Waffen vor den Maschinen auf dem Vorfeld stapeln, schauen sie ungläubig aus der Wäsche. Unsere Ausrüstung verknappt nicht nur den Platz, sondern treibt auch noch das Ladegewicht in eine heikle Höhe. BGS-Piloten genießen nicht nur in unseren Kreisen einen exzellenten fliegerischen Ruf. Was die meisten Leute nicht wissen, ist, dass die Masse der allseits bekannten Rettungshubschrauber durch Piloten des BGS bzw. heute der Bundespolizei geflogen werden. Jeder, der schon einmal gesehen hat, wo diese Kollegen ihre Hubschrauber manchmal bei ihren Rettungseinsätzen landen, empfindet mehr als großen Respekt vor ihrem Können. Die Tatsache allerdings, dass diese Profis gerade ihre Köpfe sorgenvoll zusammenstecken, stimmt uns nicht gerade froh. Schließlich winken sie uns aber doch heran und lassen uns unsere Ausrüstung verstauen, was in der Enge der Passagierkabine gar nicht so einfach ist. Als wir uns schließlich in die schmalen Sitze hineingezwängt haben, scheint es, als wäre in der Kabine kein einziger Kubikzentimeter Stauraum mehr übrig. Ich stülpe mir einen Kopfhörer über die Ohren, damit ich via Bordfunk mit der Besatzung sprechen kann und nicht die ganze Zeit dem dröhnenden Lärm des Triebwerks ausgesetzt bin. Nachdem die Türen endlich verschlossen sind, lassen die Piloten die Triebwerke an, und durch das Seitenfenster kann ich beobachten, wie der zweite Helikopter mit der anderen Hälfte unserer Einheit das Gleiche tut.
»Also, auf nach Berlin«, denke ich bei mir, während ich sehe, wie sich der Rotor der neben uns befindlichen Puma immer schneller dreht, bis die Maschine abzuheben beginnt. Gleichzeitig spüre ich, wie unser eigener Helikopter erzittert. Ich höre über Bordfunk den einen Piloten zum anderen sagen: »So, dann schauen wir mal …«
Unser Hubschrauber erzittert noch mehr, und tatsächlich, auch er hebt ab. Der zweite Helikopter neben uns ist schon ein wenig höher, als wir plötzlich wieder sinken und kurz darauf wieder auf dem Boden aufsetzen. Der Pilot wendet sich über Bordfunk an mich: »Hier ist gerade die Hauptkontrollleuchte für das Triebwerk angegangen, wir können mit dieser Maschine nicht fliegen. Ich werde sofort eine Ersatzmaschine bestellen.«
»Na toll«, denke ich mir, »das geht ja großartig los.« Immerhin scheint die andere Maschine keinerlei Probleme zu haben, denn sie gewinnt schnell an Höhe und verschwindet mit zunehmender Geschwindigkeit aus meinem Blickfeld.
»Wie lange dauert es denn, bis wir eine neue Maschine kriegen?«, frage ich den etwas zerknirscht wirkenden Piloten, dem diese Misere überhaupt nicht anzulasten ist.
»Ich denke, wenn alles glattgeht, etwa 45 Minuten, vielleicht etwas länger.«
Meine Kollegen und ich verlassen also unsere Sardinenbüchse, und alle beginnen zu rechnen, ob eine Fahrt mit Fahrzeugen unter diesen Umständen möglicherweise die schnellere Alternative wäre. Schließlich entscheiden wir uns dagegen, da wir auch damit rechnen müssen, während der langen Fahrt Richtung Berlin durch etliche Staus möglicherweise aufgehalten zu werden. Also entladen wir die liegengebliebene »Puma« wieder und warten auf das Ersatzgefährt.
Natürlich dauert die Sache länger als 45 Minuten, und die Wartezeit kommt uns wie eine halbe Ewigkeit vor – wie immer, wenn man auf heißen Kohlen sitzt. Endlich sitzen wir dann in der Ersatzmaschine und kommen diesmal problemlos in die Luft. Der Flug indes verläuft eintönig und problemlos, und der eine oder andere von uns nickt trotz des Lärms tatsächlich ein. Als wir jedoch die Randbezirke der Hauptstadt erreichen, sind alle wieder wach
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