SEK – ein Insiderbericht
Mikrophons und eines Verstärkers Geräusche aus dem Inneren der Bank festzustellen. Da wir alle ja zurzeit überhaupt nicht wissen, was sich da drin tut, wäre eine solche Möglichkeit mit Sicherheit von Vorteil.
»Nee«, berlinert auch dieser Kollege in breitester Mundart, »so wat ham wa nich …« … und grinst mich unter seinem beschusssicheren Helm an.
»Hättet ihr was dagegen, wenn ich mal mein Glück versuche?«, frage ich ihn möglichst freundlich, denn ich möchte hier überhaupt nicht den Eindruck vermitteln, der Klugscheißer von auswärts zu sein, der alles besser kann.
»Klar, Kollege, wenn et uns hilft, wa?«
»Prima, ich hol mal eben das Gerät und komm wieder zurück.«
»Und ik sach schon mal Bescheid, dat die Herren aus der Westzone nun ooch anfangen, ihr Jeld zu verdienen …«
Ich verbeiße mir ein Lachen ob des Dialekts, was mir aber nicht so recht gelingt, und gehe schnellen Schritts zu unserem Basis-Lkw, der vor kurzem eingetroffen ist. Ich hole mir bei Winni vom Lkw das Mikrophon, welches zusammen mit einem Kopfhörer und dem Verstärker in einem kleinen Transportbehälter untergebracht ist, der umgehängt werden kann. Dann laufe ich weiter zu unserer Bullenwanne, um aus meiner Einsatztasche meine Sturmhaube zu holen. Da ich einen Kopfhörer aufsetzen muss, lasse ich meinen TIG-Helm in der Tasche, dieser würde mich bei meinem Vorhaben sowieso nur stören. Meine Kollegen, die bisher noch ohne Auftrag vor dem Fahrzeug herumlungern, fragen mich natürlich aus. Ich teile ihnen mit, was ich erfahren habe und dass ich nun versuche, mit dem Mikrophon ein wenig zu »lauschen«. Welche Aufgabe auf uns insgesamt dann später zukommen soll, steht allerdings auch weiterhin in den Sternen. Anschließend überprüfe ich das Mikrophon und die dafür vorgesehenen Batterien, damit ich sicher sein kann, dass alles funktioniert. Ich lege meine Schutzweste an und stelle das Funkgerät auf den Kanal der Berliner SEK-Kollegen ein, damit ich deren Funkverkehr mithören und im Zweifelsfall gewarnt werden kann, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren. Anschließend kehre ich zu den Berliner Notangriffskräften zurück.
Der Gruppenführer nickt mir aufmunternd zu und deutet mit dem Daumen nach oben, zum Zeichen, dass alles in Ordnung ist. Ich befinde mich in einem Hauseingang etwa zehn Meter von der Fensterfront der Bank entfernt. Der von innen an den Scheiben angebrachte Sichtschutz verhindert einen Blick in das Innere des Kassenraums, allerdings können die Täter auch nicht unbemerkt nach draußen blicken, was meine Annäherung naturgemäß erleichtern wird. Hinzu kommt, dass es mittlerweile bereits ziemlich dämmrig geworden ist, dies ist natürlich ebenfalls ein Vorteil. Leise begebe ich mich zu der Hausecke, an der die Fensterfront der Bankfiliale beginnt, und lege mich dort auf den Bauch. Das Mikrophon habe ich bereits in der Hand. Ich krieche noch etwa einen Meter nach vorn, sodass ich nun unterhalb der Glasscheibe liege, die ja in etwa einem halben Meter Höhe über dem Boden beginnt. Ich stülpe mir den Kopfhörer über, halte das Mikrophon geräuschlos an die Glasscheibe und lausche angestrengt. Statische Geräusche knistern in dem Kopfhörer, während ich an dem kleinen Schaltkasten, der neben mir auf dem Boden liegt, die Schalter für Lautstärke und Frequenz des Mikrophons verändere. Da …, ich glaube, ich habe eine Stimme gehört, allerdings sehr leise und unverständlich. Und wieder nur statische Geräusche im Hörer. So geht es schließlich eine ganze Weile, bis klar ist, dass meine Bemühungen hier nicht zum Erfolg führen. Ein paarmal habe ich zwar den Eindruck, dass irgendwelche Wortfetzen an mein Ohr dringen, aber was da gesprochen wird und ob es sich nicht doch um eine akustische Täuschung handelt, kann ich nicht sagen. Ich beschließe, meinen Versuch einzustellen, melde über Funk, dass ich mich zurückziehen werde, krieche zurück zur Hausecke und laufe von dort geduckt zurück zur Position der Berliner Kollegen. Dort erwartet mich bereits Piet, denn es gibt Neuigkeiten: Wir sollen sofort zu einer Besprechung in die Befehlsstelle kommen.
Die Besprechung dreht sich erwartungsgemäß um die Möglichkeiten eines Zugriffs auf die Täter, da die Verhandlungen offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg haben. Anwesend sind die Führungskräfte des Berliner SEK und von uns, also Wilhelm, Piet und ich. Die Täter verlangen nach wie vor 17 Millionen D-Mark Lösegeld und ein
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