SEK – ein Insiderbericht
Einsatzausrüstung ein wenig zu schlafen.
Ich werde durch ein Rütteln am Arm aus meinem leichten Schlaf geweckt und sehe Piets Gesicht über mir. »Aufstehen, es geht los«, sagt er munter und geht von einem Kollegen zum anderen, um diese ebenfalls aufzuwecken. Wir sind alle schlagartig wach, und da wir in unseren Einsatzklamotten geschlafen haben, benötigen wir auch nur kurze Zeit, um tatsächlich einsatzbereit zu sein.
Ich blicke auf meine Uhr, es ist kurz nach drei. Wilhelm, unser Chef, beginnt mit seiner kurzen Lageeinweisung: »Der Polizeiführer hat gegen Mitternacht 5,6 Millionen D-Mark an die Täter übergeben lassen. Das war zwar nicht so viel wie gefordert, aber die Täter haben versichert, im Gegenzug ein paar Geiseln freizulassen. Dies ist bis jetzt jedoch nicht geschehen. Nach der Geldübergabe haben wir mit den Tätern keinerlei Kontakt mehr gehabt. Ferner glauben die Kollegen, die in der Aufklärung in unmittelbarer Nähe der Bank liegen, Rufe aus dem Inneren der Bank hören zu können, die sie aber nicht verstehen können. Der Polizeiführer hat sich wegen der völlig unklaren Lage nunmehr zum Zugriff entschlossen.«
»Können die Täter denn abgehauen sein, ohne dass wir dies bemerkt hätten?«, fragt Max, ein Kollege aus meiner Gruppe.
Wilhelm antwortet darauf: »Aus dem Tatortbereich ist natürlich niemand unerkannt herausgekommen, da die Berliner Kollegen den Bereich eng abgesperrt haben. Normalerweise müssten die Täter noch drin sein …«
»Aber da es niemand genau weiß, gehen wir jetzt rein und schauen nach …«, sage ich und spreche damit aus, was alle denken. Irgendwie sind wir erleichtert, dass es endlich losgeht und die Warterei ein Ende hat.
»Na prima«, höre ich eine Stimme aus dem allgemeinen Gemurmel, »ich konnte auf der lausigen Matratze eh nicht pennen …«
In Windeseile machen wir uns fertig. Auf der Rückseite der Bank in einem von dort nicht einsehbaren Bereich treffen wir auf die Berliner Kollegen, die ebenfalls bereit zum Einsatz sind.
Aufgrund der völlig unklaren Lage und weil wir schon jetzt den Verdacht haben, dass die Täter möglicherweise, aus einem uns unbekannten Grund nicht mehr in der Bank sein könnten, kommen wir gemeinsam überein, unseren ursprünglichen Zugriffsplan abzuändern. Wir beschließen, auf die risikoreiche Sprengung der Kellertür zu verzichten, da wir ja nicht wissen, wo sich die Geiseln aufhalten und wir diese nicht durch die immer auch nach innen wirkende Sprengwirkung gefährden wollen und das, obwohl die Täter möglicherweise gar nicht mehr im Gebäude sind. So werden wir jetzt nur durch die Haupteingangstür in die Bank eindringen und dort langsam und kontrolliert vorgehen, unsere Kräfte in zwei Gruppen gegliedert. Die erste Gruppe unter Piets Führung soll die Zugangstür mittels Schrotflinte gewaltsam öffnen und den Kassenraum unter Kontrolle bringen, mit der zweiten Gruppe werde ich nach Öffnen des Zugangs sofort über die Treppe in den Keller vordringen, um diesen zu kontrollieren. Beide Gruppen sind gemischt mit Kräften aus Berlin und uns. Jedoch vorne an der Spitze der ersten Gruppe befinden sich ausschließlich Kollegen unserer Einheit, da nur wir über eine Ausrüstung zur Bekämpfung von Tätern mit Handgranaten verfügen.
Schnell sind die letzten Details besprochen, und jeder Mann des Zugriffsteams überprüft ein letztes Mal seine Ausrüstung. Dann rücken wir in einer langen Reihe bis zur Hausecke des Bankgebäudes vor, von der die Eingangstür in den Kassenraum etwa 15 Meter entfernt ist. Piet meldet über Funk der Befehlsstelle, dass wir unsere Sturmausgangsstellung erreicht haben.
»Wir haben verstanden, Zugriff freigegeben, viel Glück!«
Wir alle haben die Freigabe für den Zugriff über unsere Helmlautsprecher mitgehört. Piet, der die Schrotflinte zur Türöffnung in der Hand hält, geht mit der ersten Gruppe geduckt, eng an der Hauswand entlang, die wenigen Meter bis zur Eingangstür und verschwindet im Windfang des Bankeingangs. Als erster Mann der zweiten Gruppe mache ich einen Schritt um die Hausecke herum, damit ich besser sehen kann, was vorne passiert. Direkt hinter mir befindet sich Dieter, ein relativ kleiner, jedoch sehr wendiger, dunkelhaariger Kollege aus Heiners Gruppe.
Unvermittelt höre ich das tiefdröhnende Schussgeräusch einer Schrotflinte, und wir alle wissen jetzt, dass Piet den Reigen eröffnet hat. In schneller Folge ertönen weitere Schüsse.
Ich warte darauf, dass sich
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