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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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die Reihe der Kollegen der ersten Gruppe in Bewegung setzt, was aber nicht geschieht. Stattdessen höre ich sowohl über Funk als auch als lauten Schrei den Warnruf: »Handgranate …!«
    Ich sehe, wie ein Kollege aus dem Eingangsbereich der Bank herausgerannt kommt und sich hinter der Bordsteinkante flach auf die Straße wirft und dort offensichtlich Deckung sucht. Ich drehe mich zu Dieter um und rufe kurz: »Halt!«, damit die zweite Gruppe ihre Position um die Hausecke und damit ihre Deckung noch nicht verlässt. Aber schon höre ich über Funk Piets etwas außer Atem klingende Stimme: »So, Tür ist auf, keine Sorge. Auf der Türklinke stand eine gesicherte Handgranate, die beim Öffnen runtergefallen ist. Der Splint ist drin, keine Gefahr!«
    Ich gebe Dieter ein Zeichen, und schon sind auch wir unterwegs zur Eingangstür und schließen uns der nunmehr fast komplett in der Bank verschwundenen ersten Gruppe an.
    Im Kassenraum ist es dunkel, nur das Licht unserer Taschenlampen erhellt den Raum mit umherirrenden Lichtstrahlen. Ich sehe, wie sich die Kollegen der ersten Gruppe in der Tiefe des Raums verteilen, aber wir kümmern uns nicht weiter um diese Situation, denn unser Ziel ist ja der Keller. Dies hört sich relativ simpel an, kann aber bei lautem Geschrei, Feuer und Rauch und erst recht bei einem laufenden Feuergefecht eine verteufelt heikle Angelegenheit sein. Man darf sich keinesfalls ablenken lassen. Alle Kollegen verlassen sich darauf, dass jeder Einzelne sein ihm zugewiesenes Ziel erreicht und seinen Auftrag erfüllt. Dieses blinde Vertrauen ist die Basis jedes erfolgreichen SEK-Einsatzes.
    Über die Treppe erreichen wir die Kellerräumlichkeiten, auch hier ist es stockdunkel.
    »Sucht mal irgendeiner den Lichtschalter?«, rufe ich über Funk. Und tatsächlich flammt kurz darauf eine kalte Neonbeleuchtung auf, die unsere Taschenlampen überflüssig macht. Langsam und vorsichtig arbeiten wir uns durch die erstaunlich weitläufigen Kellerräume. Wir sehen, dass die hier befindlichen Schließfächer mindestens zur Hälfte gewaltsam geöffnet wurden.
    Während wir uns noch langsam dem hinteren Bereich des Kellers nähern, kommt über Funk eine Meldung von den Berliner Kollegen der ersten Gruppe: »Wir haben die Geiseln gefunden, sie sind sicher und unverletzt. Anscheinend haben sie die Täter schon seit Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen …«
    Mittlerweile haben wir den letzten Teil des Kellers erreicht und stellen fest, dass sich auch hier kein Täter aufhält. Allerdings haben wir hier ein verräterisches Loch im Boden gefunden.
    Ich melde über Funk: »Keller gesichert, niemanden angetroffen, wir haben allerdings hier ein Loch im Boden, das wie ein Tunneleingang aussieht. Unser Hundeführer mit Hund soll das mal checken.«
    Da Freddy und sein Skeat glücklicherweise mit im Einsatz sind, klettern beide kurzentschlossen hinein, gefolgt von Willy als zweitem Mann. Schon kurz danach meldet sich Freddy über Funk: »Das ist tatsächlich ein selbstgegrabener Tunnel hier, ziemlich lang, ich kann das Ende noch gar nicht abschätzen.«
    Und kurz darauf: »Hier sind Drähte gespannt, möglicherweise eine Sprengfalle, kommen hier so nicht weiter, wir kommen zurück.«
    Kurz darauf tauchen Freddy, Willy und Skeat wieder aus dem Dunkel des selbstgegrabenen Tunnels auf. Freddy schüttelt ungläubig den Kopf: »Das ist unglaublich, wie in einem schlechten Hollywood-Film. Die müssen da Monate für gebraucht haben.«
    Jetzt wissen wir, warum die Täter seit Stunden nicht mehr in Erscheinung getreten sind und warum zu ihnen kein Kontakt mehr hergestellt werden konnte. Sie sind durch einen Tunnel entkommen …
    Nach einer letzten genauen Nachschau im gesamten Bankgebäude bestätigt sich unsere Vermutung schließlich. Die Täter sind verschwunden, und unser Einsatz ist damit beendet, allerdings völlig anders als erwartet.
    Nachdem wir unsere Einsatzutensilien wieder verpackt haben, verabschieden wir uns schließlich herzlich von unseren Berliner Kollegen, wohl wissend, dass wir einen der spektakulärsten Banküberfälle der deutschen Kriminalgeschichte miterlebt und gemeinsam bewältigt haben. Der Rückflug in den BGS-Hubschraubern bietet uns dann noch ein wirkliches Highlight, denn wir überfliegen den durch den Gestaltungskünstler Christo verpackten Reichstag in vermutlich nicht ganz vorgeschriebener Höhe und haben von oben einen einmaligen Ausblick auf dieses Kunstwerk.
    Die Haupttäter dieses Banküberfalls

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