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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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hat, seine Familienangehörigen erschossen zu haben, stehen wir unter erheblichem Handlungszwang. Es ist ja durchaus möglich, dass die Personen in dem Haus nur angeschossen worden und verletzt sind, dass sie noch leben und dringend ärztlicher Hilfe bedürfen. Wenn wir uns aber dem Haus nähern und der Täter, wie angekündigt, seine kleine Tochter und sich auch noch selbst erschießt, ohne dass wir ihn daran hindern können, dann ist das Desaster perfekt. Das ist alles verdammt bedrohlich und schwierig. Aber dann weigere ich mich, meinen trüben Gedankengängen weiter nachzuhängen. Zumeist ergeben sich im Verlauf einer Lageentwicklung ja doch unverhoffte Handlungsmöglichkeiten, und was mich ein bisschen zuversichtlich stimmt, ist die Gewissheit, dass meine Kollegen ebenso wie ich bereit sind, wirklich alles zu tun, um das kleine Mädchen und die vielleicht noch Überlebenden im Haus zu retten.
    Auch Lothar, der neben mir konzentriert das Auto durch den dichten Verkehr steuert, ist schweigsam und angespannt.
    Das Klingeln meines Handys unterbricht meine Gedankengänge, und wie es der Zufall will, ist es nun Tony, der versucht, mich zu erreichen. Wir begrüßen uns herzlich, trotz der prekären Lage. Dann überbringt Tony die erste gute Nachricht an diesem Morgen: Der Täter hat das kleine Mädchen vor ein paar Minuten überraschend freigelassen. Dies verändert natürlich unsere Ausgangsposition ganz erheblich. Tony erläutert mir kurz, dass er und seine eigenen SEK-Kräfte in etwa 15 Minuten am Einsatzort sein werden. Allerdings seien sie nur eine schwache Gruppe. Ich antworte ihm, dass wir mit einer Stärke von etwa zwei Gruppen anrückten und auch nur noch etwa 20 Minuten bis zum Eintreffen bräuchten. Dann sage ich: »Wir müssen umgehend in das Objekt eindringen, da dort vielleicht noch Verletzte sind, die dringend ärztliche Hilfe brauchen. Ich schlage vor, dass ihr, sobald ihr eintrefft, die ersten Aufklärungsmaßnahmen durchführt, und wir, weil wir mehr Leute sind, uns sofort nach Eintreffen Zugang in das Objekt verschaffen.«
    »Einverstanden«, erwidert Tony ohne weitere Diskussion, »das andere Telefon klingelt schon wieder, wir sehen uns gleich vor Ort.«
    Spricht’s und legt sofort wieder auf, aber wir haben eigentlich alles besprochen, was ich derzeit wissen muss. Unser Auftrag ist damit klar, wir werden unmittelbar nach Eintreffen in das Zielobjekt eindringen …
    Über Funk informiere ich meine Kollegen über die neue Lageentwicklung und unseren Auftrag: »Sobald wir vor Ort ankommen, machen sich alle unmittelbar einsatzklar. Nachdem ich die notwendigen Informationen von den Aufklärern erhalten habe, werden wir sofort in das Zielobjekt eindringen. Kuno, du nimmst deinen Sani-Sack mit …«
    Kuno ist zusätzlich qualifizierter Rettungssanitäter, der jetzt neben seiner persönlichen Einsatzausstattung und Bewaffnung auch noch den recht schweren und sperrigen Sanitätsrucksack mit sich führen muss.
    Alle Fahrzeuge hinter uns quittieren meine Funkdurchsage, damit ich sicher sein kann, dass alle das Gesagte verstanden haben.
    Schließlich erreichen wir das Ziel unserer Fahrt, einen Vorort von L., in dem gepflegte Einfamilienhäuser das Straßenbild bestimmen. Die uniformierten Kollegen haben, wie in solchen Fällen üblich, in einigem Abstand zum Zielobjekt alle Zufahrtsstraßen abgesperrt. Als sie unsere Fahrzeugkolonne mit den blinkenden Blaulichtern sehen, ziehen sie schnell die Lübecker Hüte, welche zur Sperrung mitten auf der Fahrbahn stehen, zur Seite. Lothar hält neben einem der Polizisten an und fragt nach dem Aufenthaltsort der SEK-Kollegen aus K., die bereits eingetroffen sein müssen. Der Uniformierte beschreibt uns den Weg zu einem Garagenhof in etwa 200 Metern Entfernung, wo Tony seine mobile Befehlsstelle aufgebaut hat.
    Dort angekommen, springen meine Kollegen aus den Fahrzeugen und legen sofort ihre Einsatzausrüstung an. Ich entscheide mich ebenfalls dazu, mich zunächst auszurüsten und dann erst Tony in seiner Befehlsstelle aufzusuchen. In Windeseile lege ich meine Schutzweste an, stülpe mir meinen schusssicheren Helm auf den Kopf und überprüfe die Funktionsfähigkeit meines Funkgerätes sowie den Ladezustand des Akkus. Meine bewährte Maschinenpistole vervollständigt meine Ausrüstung, und im Laufschritt begeben sich Lothar und ich zu Tonys Befehlsstelle, einem speziell hierzu umgebauten VW-Transporter.
    Als er Lothar und mich sieht, lächelt er kurz, und wir

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