SEK – ein Insiderbericht
Gewehrschützen: »An den Fenstern ebenfalls keine Bewegung, alles ruhig.«
Als Nächster folgt Kuno, unser Sanitäter, mit dem schweren Rucksack. Ich flüstere ihm zu, dass er den Sani-Sack sofort abstellen soll, sobald wir das Gebäude betreten haben. Kuno nickt mir zu und rennt dann, so schnell es ihm seine Last erlaubt, in Richtung des an der Hauswand hockenden Ossi. Auch Kuno erreicht das Haus unangefochten und kniet sich so an die Hauswand, dass er und Ossi Rücken an Rücken postiert sind. Hierdurch haben sie eine Art Rundumsicht, und es ist eigentlich nicht möglich, sich ihnen aus welcher Richtung auch immer überraschend zu nähern, ohne dass die beiden dies bemerken würden. Der Nächste in der Reihe ist Erwin, ein baumlanger, glatzköpfiger Hüne, der, wie es oft bei solchen Leuten vorkommt, ganz im Gegensatz zu seinem manchmal einschüchternd wirkenden Äußeren doch ein vergleichsweise sensibler Charakter ist. Erwin trägt zusätzlich zu seiner Einsatzausrüstung die etwa 20 Kilo schwere eiserne Ramme mit sich. Die brauchen wir sicherheitshalber, da wir im Inneren des Objekts mit verschlossenen Türen rechnen müssen. Nachdem ich Erwin auf den Rücken geschlagen habe, sprintet dieser ebenfalls los, und die schwere Ramme in seiner linken Hand wirkt so, als wäre sie ein Kinderspielzeug …
Dann bin ich dran. Im Gegensatz zu meinen Kollegen, die rechts von der Terrassentür hintereinander hocken, laufe ich an die linke Seite, damit ich einen besseren Blick in das Innere habe. Ich sehe durch die Scheibe in das Wohnzimmer hinein. Es macht einen aufgeräumten Eindruck, und ich erkenne keinerlei Kampfspuren, allerdings kann ich in die Tiefe des Raumes aufgrund der verdunkelten Scheiben nicht hineinsehen. Nachdem noch zwei weitere Kollegen, Lothar und Dieter, die Rasenfläche überwunden haben, beschließe ich, dass wir nun genug Männer sind. Jetzt kommt es darauf an, leise in das Haus einzusickern.
Ich gebe Ossi ein Zeichen, der daraufhin den abgewandten Kuno anstupst. Beide betreten langsam und lautlos das Wohnzimmer durch die geöffnete Terrassentür. Unmittelbar dahinter folgen Erwin und ich. Nun, im Inneren des Gebäudes, kann ich auch halbwegs übersehen, wie das Haus aufgebaut ist. Das Wohnzimmer, in dem wir uns jetzt befinden, ist ziemlich groß. Ich schätze die Entfernung bis zur gegenüberliegenden Wand auf etwa fünf Meter. Jeweils nach links und rechts führen Durchgänge von diesem Raum weiter in das Innere des Hauses hinein. Rechts führt dieser Gang zur Eingangstür des Hauses und wahrscheinlich auch zur Küche. Ich gebe Ossi und Erwin einen Wink, dass sie sich zunächst dorthin orientieren sollen, um den Bereich bis zum Hauseingang zu klären, während Kuno mit seiner Maschinenpistole den linken Bereich sichert.
Über Funk melde ich, leise flüsternd, an die Kollegen draußen und an Tony in seiner Befehlsstelle: »Hier Peter. Wir sind im ZO, Wohnzimmerbereich gesichert, bisher keine Feststellungen, wir gehen weiter leise vor.«
Ein Doppelklick in meinem Ohrhörer bestätigt mir, dass meine Durchsage verstanden worden ist.
Ossi und Erwin verschwinden um die Ecke in Richtung Haustür, und nach einem kurzen, aber mir sehr lang vorkommenden Zeitraum meldet Ossi schließlich: »Haben den rechten Bereich unter Kontrolle, hier ist die Küche und das Gäste-WC. Nichts gefunden.«
Ich bestätige seine Durchsage: »Verstanden, kommt zurück, wir arbeiten uns jetzt weiter in den linken Bereich vor.«
Ich blicke an dem immer noch diesen Teil des Gangs sichernden Kuno vorbei und sehe in etwa drei Metern Entfernung eine schmale Ausziehleiter vor mir, die von der Decke zum Dachboden herabgelassen worden ist und nun mitten im Flur steht. Die Dachbodenluke selber ist so schmal, dass bloß eine Person hindurchpasst – ein Umstand, der uns gleich noch gehöriges Kopfzerbrechen bereiten wird.
Etwa einen Meter vor dieser Leiter befindet sich rechter Hand eine geschlossene Zimmertür. Ossi und Erwin sind mittlerweile wieder zurück aus dem rechten Bereich des Hauses und hocken sich hinter Kuno an die Wohnzimmerwand. Ich zeige mit meinem Finger auf Kuno und Ossi und deute dann mit der Hand auf die geschlossene Zimmertür. Ossi nickt, zum Zeichen, dass er verstanden hat und eng hintereinander bewegen sich beide auf die Tür zu. Ich bleibe zunächst mit Erwin an der Wohnzimmerecke und sichere mit meiner Maschinenpistole in das dunkle Loch des Speicheraufgangs. Noch immer haben wir im Haus kein einziges
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