Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
sagt er.
»Was hattest du, Lampenfieber?«
»Ich war verrückt, als ich dich kennenlernte, manisch. Mein Dad war gerade erst gestorben, und es war, als würdest du mich mit deiner Liebe wieder ins Leben zurückholen, als wärst du die Zukunft. Als du mit mir darüber sprechen wolltest, ging es nicht nur darum, dich verschonen zu wollen, ich glaube, ich habe es einfach ausgeblendet. Ich hatte diese wahnwitzige Idee, dasselbe für dich zu tun, dich zu beschützen, als wäre ich irgendsoein blöder Ritter in glänzender Rüstung, als könnte ich den Idealismus bewahren, in den ich mich verliebt hatte. Aber das ist unmöglich.«
»Ich bin kein Kind, Dom.«
»Natürlich nicht. Das will ich ja damit sagen, dass es genauso gut an mir wie an dir lag. Irgendwas in jedem von uns blieb den Rollen verhaftet, die wir spielten, als wir uns kennenlernten, aber wir hielten viel zu lang daran fest.« Er grinst mich schief an. »Als würde Joan Collins Julia spielen.«
»Mit Lionel Blair als Romeo.«
»Genau.«
Wir blicken einander in die Augen, umkreist von allem Gesagten und Ungesagten. Plötzlich überrollt mich eine Welle der Enttäuschung.
»Wieso zum Teufel hast du mir das alles nicht gesagt, bevor es passierte? Mit mir geredet, anstatt loszuziehen und jemand anderen zu vögeln? Meine Güte, Dom, ich bin so froh, dass du nicht mit ihr zusammen bist, ich könnte es nicht ertragen, wenn du bei ihr wärst, aber dann gäbe es wenigstens einen echten Grund dafür, dass wir beide nicht mehr zusammen sind. Es ist so schade. Es ist so verdammt schade.« Mein Herz sinkt in sich zusammen wie mein schreckliches Soufflé. Wütend zu sein war leichter, viel leichter, als die Umrisse der Wahrheit nachzuzeichnen.
»Weil ich es damals selbst nicht wusste! Ich wusste nicht, was ich tat, ich tat es einfach. Erst jetzt, da ich Zeit hatte, über alles nachzudenken … zu viel Zeit, um nachzudenken.«
Ich werfe einen Blick in Richtung Restaurant und bin mir bewusst darüber, wie lange ich schon weg bin. Was würde Oscar dazu sagen, wenn er wüsste, wo ich gewesen bin? Dass ich hier draußen bei Dom bin, während er im Nest seiner zerbrochenen Familie sitzt?
»Ich sollte zurückgehen«, sage ich und habe plötzlich Schuldgefühle, weil ich weiß, dass ich ihm davon nichts sagen werde. Erzählt er mir denn alles, was sich zwischen ihm und Lydia zuträgt?, frage ich mich. Vermutlich tut er es, aber ich bin mir nicht sicher, ob er immer weiß, was sich zuträgt.
»Okay.« Dom sieht mich gequält an. »Ich hoffe, dass das nicht das Ende war, Amber.« Ich schaue ihn an und bete, dass meine Augen nicht verraten, wie sehr mich diese Äußerung aufwühlt, selbst jetzt noch. »Ich hoffe, dass wir doch noch eine Rolle im Leben des anderen spielen werden.«
Gegen meinen Willen fühle ich mich erschöpft. Vermutlich ist es nur verletzter Stolz, der schleichende Verdacht, dass ich ihn immer mehr geliebt habe als er mich. Er richtet sich bereits auf eine erwachsene Flachserei nach unserer Scheidung ein (»Hi, Dom, tut mir leid, dass ich dich anrufe, aber ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dieses Jahr mit meiner blonden, von Boden eingekleideten Kinderschar plus perfektem Ehemann nach Apulien oder in die Toskana fahren soll, aber ich denke, dass du und Fenella mir da Insidertipps geben könnt«). Ich kann mir ehrlich gesagt nichts Schlimmeres vorstellen, kann mir keine Zeit denken, wo mir das nicht wie ein Messer ins weiche Fleisch schneiden würde.
»Ja, ich auch«, sage ich und klinge so bockig wie Tallulah.
»Ich weiß nicht, wie lange ich noch hier sein werde …«
»Was meinst du damit?«
»Ich überlege, mit der Hälfte der Kröten, die wir für die Wohnung bekommen, auf Reisen zu gehen. Wir hatten nie Gelegenheit, etwas Derartiges zu tun …« Die Verantwortung dafür trifft mich wie ein kleiner Nadelstich, als ich die Flut der von mir angenommenen stressigen Jobs Revue passieren lasse, die dafür sorgten, dass wir immer schön in der Hauptstadt blieben. »Ich dachte, auf diese Weise bekomme ich vielleicht einen klaren Kopf.«
»Ja, genau.« So dumm sich das auch anhören mag, wenn man bedenkt, dass wir in sechs Monaten vier Textnachrichten ausgetauscht haben, aber ich geriet plötzlich in Panik bei der Vorstellung, ihn in einem weit entfernten Land zu wissen, über das ich überhaupt nicht Bescheid wusste. »Schick mir eine Postkarte«, sage ich und ärgere mich, dass der Sarkasmus sich wieder bei mir einschleicht.
»Amber«, sagt er
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