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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Die arme Milly sieht völlig geknickt aus. Ich fühle mit ihr, aber ein wenig erleichtert es mich auch, dass ich nicht das einzige romantische Katastrophengebiet bin.
    »Jedes Mal, wenn wir uns trafen, hatten wir viel Spaß miteinander. Du weißt ja, er ist sehr unterhaltsam. Kein Dummkopf, kein Kindskopf, weiß jede Menge über Kühe.«
    »Stimmt alles«, sage ich, »aber du wirst dein Leben nie mit jemandem verbringen, der Neil heißt.«
    »Ich weiß … Aber ausprobieren wollte ich es trotzdem. Ich habe einen sexy Slip ausgegraben« – Milly hat für ihre Unterwäsche ein kompliziertes Klassifizierungssystem entwickelt, wobei eine Sektion ihrer Unterhosenschublade der unbequemen, aber verführerischen Sorte vorbehalten ist – »und habe mich mit ihm in dieser Bar ganz oben im Centre Point getroffen. Ich war furchtbar nervös. Und habe einen Martini nach dem anderen getrunken, bis mir hundeelend war.«
    »Perfekt! Hat er dir ein Zäpfchen verabreicht?«
    »Mach dich nicht lustig, das wäre vielleicht besser gewesen. Er ließ sich über die Unpünktlichkeit der Sprechstundenhilfe aus und beschwerte sich, dass man von ihm verlange, einen Beagle unentgeltlich zu kastrieren, denn seiner Meinung nach könne jemand, der sich einen Beagle leisten kann, nicht gerade arm sein.«
    »Könnte man so einen nicht einfach für Mordermittlungen ausleihen?«
    »Du meinst Bluthunde. Egal, ich war betrunken genug, um optimistisch zu bleiben, schließlich hatte ich bei unserem letzten Treffen angedeutet, dass es heute Abend zur Sache geht. Ich dachte mir, dass er womöglich auch nervös ist und davon abzulenken versucht, indem er mir Vorträge über Beagles hält. Ich meine, für die Leber ist das besser, als einen Martini nach dem anderen zu trinken, und er ist Naturwissenschaftler.«
    »Das weiß man nie genau.«
    Während ich ihr zuhöre, ist mir, als hörte ich das alles zum ersten Mal. Gespräche dieser Art waren immer ein Zuschauersport. Ich sympathisierte, empfand aber keine Empathie und brauchte mir noch nicht mal klarzumachen, dass dies ein Unterschied war. Jetzt bin ich jedoch ins Land des Gedankenlesens zurückgekehrt, an jenen Ort des Wahnsinns, wo man auszuloten versucht, ob jemand den gleichen herzerweichenden Angstmix empfindet und von dir dasselbe erhofft, oder ob der andere nichts weiter als ein von sich selbst besessener Windhund ist, der nur über dich drübersteigen will. Wäre es nicht wunderbar, wenn wir einen Waffenstillstand ausrufen und einfach die entscheidende Frage stellen könnten, doch wenn wir das täten, hielte man uns für verrückter als jeden Beagle-fixierten Psychopathen.
    »Aber dann sagt er: ›Zu dir oder zu mir?‹, und ich komme mir vor wie in einer Zeitschleife. Ich hätte nicht sagen können, ob er es ironisch meinte und ob es, wenn ja, besser oder schlimmer gewesen wäre.«
    »Was hast du darauf gesagt?«
    »Zu dir. Das war alles, was ich gesagt habe. Ich bin so ein Einfaltspinsel. Und dann stellte sich heraus, dass er mit dem Wagen da war, und mir wurde klar, dass er vollkommen nüchtern war und nur ein Glas Bier getrunken hatte.«
    »O Gott. Er wollte wohl volle Leistung zeigen.«
    »Und dann war es ein Skoda! Mein Blick hat ihm verraten, dass ich diesem Fahrzeug genauso viel Sexappeal zugestehe wie dem zum Glück inzwischen gänzlich verschrotteten dreirädrigen Reliant Robin, aber da setzt er zu einer nervtötenden Lektion darüber an, dass der Skoda denselben Motor hat wie ein Rolls-Royce-Phantom oder so …« Milly dreht immer mehr auf und fuchtelt mit den Händen. »Und dann sagte er ›Klick-klack‹, als wäre das Konzept der Sitzgurte völlig an mir vorbeigegangen. Und da hätte ich mich bereits schleunigst aus dem Staub machen sollen.«
    »Aber so einfach ist das nicht, oder?«
    Wem versuche ich was vorzumachen? Ich rede, als würde ich mich beim Dating auskennen, und das, obwohl ich keine richtige Verabredung zur »Nacht der Nächte« mehr erlebt habe, seit George Michael noch hetero war. Ich weiß nicht einmal, wie ich aussehe, wenn ich mich verabrede, geschweige denn, wie ich aussehe, wenn ich liebe. Schon beim bloßen Gedanken daran, diesen Vertrauenssprung noch mal zu wagen, dreht sich mir der Magen um. Wenn (und falls) ich es tue, wird es ein komplizierter Rückwärtssalto im Glauben an etwas Neues, während es zugleich bestätigt, dass das, woran ich einst glaubte, sich am Ende als unwahr herausstellte.
    »Egal, er wohnt mitten in den Docklands in einem lustigen Neubau.

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