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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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und sag nichts.«
    Es ist, als würden die beiden Ereignisse wie Windglockenspiele gegeneinanderschlagen und dafür sorgen, dass jedes den Nachhall des anderen in meinem Kopf nur noch verstärkt. Ich war zwölf, als Mum ihre Affäre hatte, und fing gerade erst an, mich für Jungs zu interessieren und stolz darauf zu sein, dass ich fast schon einen BH benötigte. Meine Bedürfnisse waren ganz einfach, ich wollte nur das erste Mädchen in unserer Clique sein, das seine Periode bekam (warum?!) und Blake aus der Serie Home and Away heiraten. Dad führte im Dorf einen Pub mit Gaststätte, Mum arbeitete in Manchester in einem Job, der viele Auslandsreisen erforderlich machte. Eigentlich sollte sie während dieser Ferien in Deutschland sein, was für mich wesentlich mehr Freiheiten bedeutete (Dad konnte ich immer leicht um den kleinen Finger wickeln). Auf diese Weise kam ich auch nach Leeds und ertappte sie bei einem allzu traulichen Mittagessen mit einem Mann, den ich noch nie gesehen hatte und der definitiv nicht mein Vater war. Sie saß frech wie Oskar hinter der Fensterscheibe des Café Rouge und hatte ihre Finger mit seinen verschlungen und lachte über eine Bemerkung von ihm. Ich war mit einigen meiner Freundinnen unterwegs, aber etwas hielt mich davon ab, es ihnen zu erzählen. Ich steckte die Information weg und begrub sie. Ich schämte mich, daran zu denken, schämte mich dafür, dass meine Familie nicht das war, wofür ich sie gehalten hatte, und dass mein ganzes Selbstgefühl auf einer Lüge aufbaute.
    Ich beobachtete sie wie eine Besessene – wie sie mit Dad sprach, wie sie ihn berührte. Plötzlich empfand ich die tröstliche Alltäglichkeit ihrer Beziehung als lebende, atmende Lüge. Hier gab es kein Ineinanderschieben von Fingern, keine Liebkosungen – mir schien, als säße Dad einer fürchterlichen Lüge auf. Mum kriegte meinen stillen Groll bald mit (meine ständig schmal zusammengepressten Augen und schnaubenden Nasenlöcher dürften ein Hinweis gewesen sein) und stellte mich auf der Fahrt zu meiner Klavierstunde zur Rede. Ich hatte immer ein wenig Angst vor Mum, war eingeschüchtert von ihrer ruhigen Autorität, aber jetzt wütete ich und redete mit ihr, wie ich das nie für möglich gehalten hätte. Und sie, sie war auf einmal auch nicht mehr die ruhige, kontrollierte Mama, sondern wurde zu einem heulenden Elend, das mich anflehte, nichts meinem Dad zu sagen, um ihr Zeit zu geben, die Sache zu beenden. Während der folgenden Tage war ich sehr verwirrt und in ständiger Erwartung, dass die Bombe platzen würde. Schließlich verriet mich meine Gier. Ich hörte zu essen auf, wollte nicht mal Dads ganz speziellen und köstlichen Victoria Sponge anrühren. Doch dann ertrug ich es nicht mehr, sein freundliches, besorgtes Gesicht zu sehen. Ich erzählte ihm alles, verfolgte, wie der Schock sich in ihm ausbreitete und er sich dann zurücknahm, um mir keinen Kummer zu machen.
    Anfangs empfand ich es als Erleichterung, dass es endlich ausgesprochen war. Mum und Dad setzten sich mit uns dreien zusammen, versprachen, dass das Verhältnis vorbei sei und sie einander noch immer sehr liebten. Aber natürlich konnten wir nicht durch den Spiegel treten und wieder zu der Familie werden, die wir einst waren. Wir waren Kinder, selbstsüchtige Kinder, die sich bis dahin außer um sich selbst um wenig kümmern mussten und nur ihre kleinen Kämpfe untereinander austrugen. Plötzlich schien zu Hause alles wie unter einem Mikroskop zu liegen, und wir konnten nichts mehr als gegeben hinnehmen. Jeder von uns schien nach und nach immer öfter Ausreden dafür zu finden, weg zu sein – obwohl ich eine absolute Niete am Klavier war, entwickelte ich so viel Ehrgeiz, dass ich glaubte, Beethoven werden zu können, wenn ich nur genügend Stunden nahm, und Ralph spielte so viel Fußball, dass er Favorit für den World Cup hätte werden können. Dad jedoch ging langsam vor die Hunde. Er hatte, wie ich heute weiß, einen kleinen Zusammenbruch, gab seinen Job auf und verbrachte alle Zeit nur noch zu Hause. Während wir alle herumwirbelten und in unsere ohnehin schon vollen Terminpläne noch mehr hineinpackten, schien er dort gestrandet zu sein, unbeweglich und unkommunikativ. Als wäre das Haus die Vergangenheit, wo er in dem Glauben ausharrte, wir würden alle wieder zurückkehren und die uns zugedachten Rollen einnehmen. Das machte mir Angst, es machte mir Angst, dass er noch immer das Richtige sagte, die Lichter jedoch gelöscht

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