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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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gesagt habe.«
    »Pepe … bleiben wir hier. Den Rest des Tages. Bleiben wir hier und werden stoned und legen uns auf die Betten, und im richtigen Zeitpunkt kommen wir zusammen, okay, Pepe?«
    Doch nun blickte er sie stirnrunzelnd an und seine Züge verschwammen ihr vor den Augen.
    »Miß Kimberley«, sagte er traurig und bedauernd, »meine Liebe, ich dachte, Sie wüssten es. Es ist nicht sehr bekannt, aber ein solches Geheimnis bleibt nicht gewahrt …« Er klang so betrübt, was wollte er ihr sagen?
    »Ich bin schwul.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, und dann mußte sie lachen, kicherte. Sie warf sich auf das Bett und lachte, und nach einer Pause stimmte Pepe Benitez in das befreiende Lachen ein.
    Dann drang ein anderes Geräusch in ihre Welt ein. Sie hörten mit dem Gelächter auf und lauschten auf das schrillende Telefon. Sie blickten sich an. Da schellte es wieder. Er nahm den Hörer ans Ohr, knurrte etwas.
    »Einen Moment bitte.« Und dann: »Wer spricht dort?«
    Er hörte zu und legte dann die Hand über die Sprechmuschel. »Er sagt es nicht, aber er will Sie sprechen.«
    »Mich?« Sie wußte nicht einmal genau, wo sie war. In Pepes Zimmer, ja, aber sie hatte nicht einmal auf den Namen des Motels geachtet.
    Verwirrt nahm sie den Hörer. »Ja?«
    »Miß Kimberley Cameron?«
    »Jaa …«
    »Hier spricht ein Freund von Ihnen, und das sollten Sie glauben.«
    »Wer, wer spricht dort?« Die Stimme hatte sie noch nie gehört. »Wer sind Sie?«
    »Der beste Freund, den Sie haben. Ich bin Ihnen und Ihrem Jockey nachgefahren. Mit Sicherheit wird dieses Telefon nicht abgehört. Also, passen Sie auf, ich gebe Ihnen einen guten Rat. Streichen Sie Starbright bis zehn Uhr morgen früh von der Starterliste. Wenn die Startnummern gezogen sind, ist es zu spät.«
    »Zu spät? Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    »Bis zehn Uhr morgen. Streichen Sie Ihr Schaukelpferd, oder es wird Ihnen leid tun.«
    Sie umklammerte den Hörer, und ihr ganzer Körper war steif. Aber sie hatte einen klaren Kopf. »Wer Sie auch sind«, brüllte sie, »Sie können mich mal.«
    Und schmiss den Hörer auf die Gabel.
    »Steamboat Bill, a mighty man was he …« Nicht ums Verrecken fielen Walter Drake die weiteren Zeilen des alten Liedes ein. Na ja, von einem Apotheker konnte man das auch nicht erwarten.
    Die Familie saß auf dem grasbewachsenen Abhang des Ohioufers in Jeffersonville, Indiana, seinem Heimatstaat, und wartete auf das große Dampferrennen.
    Er hätte sie zu einer Cocktailparty im dreizehnten Stock des First National Turms mit einer hervorragenden Aussicht – zu zehn Dollar pro Nase Eintritt, Musik und Lautsprecheransagen über den Stand des Rennens mitnehmen können. Oder sie hätten auf einem der Raddampfer mitfahren oder sich unter die Menschenmenge am Ufer von Louisville mischen können, aber sie waren Margos Vorschlag gefolgt, über die John-F.-Kennedy-Brücke zu fahren, durch das Howard-Dampfschiff-Museum zu schlendern und sich dann am Ufer gemütlich niederzulassen. Hier war es nicht so überfüllt, hier standen Campingwagen und andere Autos, lagerten junge Leute, waren einige Hausboote verankert, und sie hatten einen guten Blick auf den Fluss und die gegenüberliegende Stadtsilhouette.
    Auf Margo konnte man sich immer verlassen, sie war eine Tochter, auf die ein Vater mit Recht stolz sein konnte. Hier war eine Atmosphäre wie bei einer Familienfeier, Leute spazierten herum, saßen auf den Veranden der Häuser oben am Abhang, aßen Eis, hatten sich mit Getränken versorgt. Er fühlte sich wie zu Hause hier.
    Den Startschuss konnten sie nicht hören, aber die Pfiffe der Dampfpfeifen, und dann tauchten die drei Dampfer nebeneinander auf und stampften stromaufwärts mit rauchenden Schornsteinen.
    »Wollen wir wetten?« rief Margo. »Ich setze auf die ›Belle of Louisville‹!«
    Und ihre Mutter sagte mit einem fröhlichen Lachen: »Ich bin für die ›Delta Queen‹.«
    Daraufhin einigten sich Terry und sein Vater auf die ›Robert E. Lee‹ was Margo zu der Bemerkung verleitete, sie seien typische männliche Chauvinisten.
    Die Familie war wieder zusammen, alle vier. Sie schauten stehend zu, bis die drei Raddampfer mit den drei Decks um die Flußbiegung verschwanden, wo sie die Six-Mile-Insel umrunden würden.
    »Ich werde gewinnen, Papa«, jubilierte Margo.
    Und der Vater schlug vor, bis zur Rückkehr der Schiffe die Stadt zu besichtigen, was allgemein Zustimmung fand. Sie spazierten also den Grashang hinauf, auf den

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