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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Aufzug wartete, fiel ihm wieder Kimberleys Hysterie und Angst vor dem Aufzug und Treppenhaus ein, und er wußte, er mußte sie schnell erreichen. Aber wo? Vielleicht hatte ihr Vater eine Ahnung …
    »Im Süden«, sagte Brigid, »haben wir die Katholiken und im Norden die Protestanten, und sie gehen sich dauernd gegenseitig an die Kehle. Wenn sie nur Heiden wären, dann könnten sie vielleicht christlich zusammenleben.«
    Da warf Andrew Cameron, der Schotte, den Kopf zurück und lachte herzhaft. Wer hätte das von ihm gedacht?
    Da saß Brigid Tyrone gelöst nach einer Nacht köstlicher Sünde am Frühstückstisch in ihrem Wohnzimmer und erzählte ihm einen irischen Witz nach dem anderen, und er hatte einen Heidenspaß daran. Ein Großteil der Witze, die sie zum besten gab, stammten von Molly, deren Repertoire schier unerschöpflich war, wobei es ihr nicht darauf ankam, ob sie anständig waren oder nicht, sie mußten nur typisch irisch sein.
    Und da war dieser Schotte Andrew, der den gleichen Sinn für Humor hatte und nicht nur mehr hören wollte, sondern auch selbst Anekdoten und absurde Begebenheiten mit Charme und Leichtigkeit zu erzählen wußte.
    »Ich bin so beruhigt, daß du kein steifer Engländer bist«, sagte sie und nahm seine Hand auf dem Tisch.
    »Mir scheint, hinter dieser Bemerkung verbirgt sich eine neue Frechheit. Also raus damit, mein Schatz.«
    »Vielleicht kennst du sie schon. Ein Engländer lacht dreimal über einen Witz. Einmal, wenn er ihn hört, einmal, wenn er ihn erklärt bekommt und einmal, wenn er ihn versteht.«
    Und sie lachten wieder. Es dauerte einen Moment, bis sie registrierten, daß das Telefon summte. Brigid ging in den Vorraum und nahm den Hörer ab.
    »Hallo«, sagte eine männliche Stimme. »Ich möchte bitte Mr. Andrew Cameron sprechen.«
    »Ja?« sagte sie, verblüfft, aber nicht bereit, ihn zu verleugnen. »Wer spricht denn bitte?«
    »Ein Freund, der eine wichtige Nachricht hat.«
    Die Stimme klang höflich, aber fremd, und sie zögerte einen Moment, ehe sie stirnrunzelnd sagte: »Einen Augenblick, er kommt gleich.«
    Sie legte den Hörer hin, und Andrew stand mit fragendem Blick auf und mußte sofort an Kimberley denken, was wahrscheinlich ganz natürlich war.
    »Du kannst im Schlafzimmer sprechen«, sagte sie. »Er, wer er auch sein mag, hat keinen Namen genannt.« Dann lächelte sie, während er ins Schlafzimmer ging. »Aber er hat gesagt, er sei ein Freund.«
    Sie hörte es klicken, als Andrew abhob, und dann vernahm sie: »Hier spricht Andrew Cameron.« Schnell legte sie ihren Hörer auf, obgleich sie neugierig und verblüfft darüber war, daß jemand ausgerechnet bei ihr nach ihm verlangte. Sie hätte gern gelauscht, aber das war nicht ihre Art. Wie merkwürdig – sicher hatte Andrew niemand, schon gar nicht seiner Tochter, erzählt, daß er die Nacht mit ihr zu verbringen gedachte. Brigid hörte jetzt Andrews Stimme durch die angelehnte Tür.
    »Vielleicht sollten Sie sich zuerst vorstellen.« Und nach einer Pause trocken: »Na, Sie werden doch einen Namen haben?« Und dann: »Ich höre.«
    Sie setzte sich wieder an den Frühstückstisch und dachte einen Moment, sie könnte den Fernseher anschalten. Aber sie unterließ es und nippte statt dessen an ihrem schal gewordenen Tee.
    »Betrifft das meine Tochter? … Ich verstehe … Starbright ist ihr Pferd, nicht meines … Das könnte ich nicht, selbst wenn ich wollte. Soviel Einfluß habe ich nicht … Nein, jetzt hören Sie mal zu. Ich würde es nicht einmal dann versuchen, wenn ich meinen Einfluß geltend machen könnte. Also – haben Sie verstanden?«
    Diesmal eine lange Pause. Sie saß gespannt da.
    Dann sagte er in einem anderen, viel tieferen Ton: »Ich habe begriffen … Halten Sie den Mund … halten Sie Ihren dreckigen Mund.« Und dann ein wildes Knurren: »Schnauze, habe ich gesagt.«
    Während er wieder zuhörte, vernahm sie keinen Laut, dann folgte schließlich ein scharfes Klicken, als er den Hörer auflegte.
    Brigid wäre gern zu ihm geeilt, aber etwas hielt sie zurück. Sie wartete.
    Dann kam er wieder ins Wohnzimmer. Er wirkte benommen, schlurfte fast. Seine Augen irrten durch das Zimmer, und sein Gesicht war nicht blaß, sondern zornig gerötet. Er murmelte vor sich hin, entschuldigte sich dann und ging wie in Trance in den Vorraum.
    Sie stand auf und trat ihm in den Weg.
    »Andrew!«
    Die Nennung seines Namens schien ihn wieder zu sich zu bringen, und er drehte sich um.
    Sie fragte, was man in

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