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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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McGreevey. »So schnell geht das nicht. Der Junge hat sich mit einer blonden Bereiterin von Stall 19 getröstet, die wie eine Prinzessin aussieht. So schnell verlieren die Jungen ihr Herz.« Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu, als läge ihm eine Frage auf der Zunge, die auszusprechen er sich nicht getraute.
    Selbst wenn er es gewagt hätte, sie nach ihrem Liebesleben zu fragen, was hätte sie antworten können? Daß es ein Kampf widerstreitender Gefühle, Konflikte und Verwirrungen war. Daß sie in ihrem Alter noch weniger von der Tragfähigkeit ihrer Emotionen wußte, als in jener Nacht des Feuers, als sie Stunden mit Andrew im Gespräch verbracht hatte. Kimberley stand, ob präsent oder abwesend, immer zwischen ihnen, und selbst im Bett, so hungrig und rührend intensiv sie sich einander hingaben, drang sie nicht durch die Wand, die er um sich errichtet hatte.
    »Jetzt habe ich keine Angst mehr«, sagte Gregory McGreevey.
    »Morgen beim Training wird es sich zeigen, selbst wenn er nicht das Mädchen im Sattel hat.«
    Irish Thrall tänzelte förmlich um Molly herum, und das Mädchen strahlte vor Vergnügen – sie war wieder ganz die alte Molly!
    »Jetzt können wir es den anderen zeigen«, murmelte der Trainer und ging in den Stall.
    Da führte Molly das Pferd zu einem kleingewachsenen, jungen Mann mit einer Baseballkappe und einer bandagierten Schulter. Brigid erkannte ihn sofort, es war Clay Chalmers Assistenztrainer. Sie schaute zu, wie Molly anscheinend das Pferd und den jungen Mann einander vorstellte, und wie Bernie Golden dem Tier mit seiner unverletzten Hand über den Hals strich. Irish Thrall ließ es sich gern gefallen.
    Dann wurde es noch erstaunlicher, denn Molly, die kaum kleiner als der Mann war, beugte sich zu ihm hin und küßte ihn ohne die geringste Verlegenheit auf den Mund. Dann übergab sie den Führzügel an Kevin, gab Thrall einen verabschiedenden Klaps und kam auf Brigid zu, den jungen Mann an der Hand.
    Bernie Golden wurde ihr vorgestellt, und sie erkundigte sich nach seiner Schulter. Er verzog das Gesicht, als er mit den Achseln zuckte und sagte: »Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Meine Schulter ist nichts gegen das, was Molly durchmachen mußte.«
    »Berufsrisiko«, sagte Molly mit der gewohnten selbstironischen Fröhlichkeit, von der Brigid schon geglaubt hatte, sie sei für immer verloren gegangen. »Und jetzt geht Bernie mit mir in ein Lokal, wo ich mir nach der labbrigen Krankenhauskost den Bauch mit Chili und Barbecue voll schlagen kann. Kommst du mit, Tante Brigid?«
    »Danke nein. Wirst du zum Oaks wieder da sein?«
    Molly warf Bernie einen fragenden Blick zu. Plötzlich wirkte sie schüchtern und sehr mädchenhaft. »Bernie und ich werden es vom Guinea stand aus ansehen.«
    So … so liefen die Dinge nun einmal. Als Molly sich auf die Zehenspitzen stellte und ihr einen Kuß auf die Wange gab, fühlte Brigid sich plötzlich sehr allein.
    Und als Molly im gleichen freudig-heiseren Ton sagte: »Du hast es Bernie zu verdanken, daß ich hier bin, Tante Brigid, und ich auch«, spürte Brigid mit einem Mal, daß ein Loslösungsprozeß begonnen hatte, Molly war flügge geworden. Brigid lächelte den beiden zu, aber innerlich empfand sie eine große Leere.
    Christine hatte sich die ganze Nacht über krank gefühlt. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nicht geschlagen worden, und der Kontrast zwischen dem anregenden Abendessen mit Andrew und der seltsamen Szene mit Owen mit ihrem grausamen Höhepunkt sowie der viele Gin hatten sie krank gemacht. Nicht nur körperlich, das wußte sie unvermittelt.
    Doch Owen hatte sich über Nacht verändert, war heute wie ausgewechselt. Er war zum Morgentraining verschwunden und wieder heimgekommen, als sie sich gerade mit der Notwendigkeit abfand, nun doch aufstehen zu müssen. Er hatte ihr das Frühstück ans Bett gebracht, auf einem Tablett, das mit allem überladen war, was ihr besonders schmeckte, und mit einem Blumenstrauß, den er eigenhändig im Garten gepflückt haben mußte. Was für eine Verwandlung!
    Zuerst hatte sie sich davon nicht einnehmen lassen wollen – er hatte sie schließlich geschlagen, und völlig ohne Grund. Sie hatte ihn doch nur aufgezogen. Und ein Mann hatte das Recht, wenn er überreizt und überanstrengt war, einmal im Bett zu versagen. Stuart war das sehr häufig passiert, bis er schließlich seine vergeblichen Versuche aufgegeben hatte. Sie hatte es ihm nie angekreidet. Und sie hätte es auch Owen nicht

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