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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit
Autoren: Hayes Joseph
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spät war, aber es fiel ihr nicht mehr ein, ihre Gedanken …
    Pepe nützte nun seine Chance ausgangs des Zielbogens. Sie konnte es deutlich erkennen, wie ihre Stallfarben nach vorne kamen, und dazu brauchte sie keinen Lautsprecher. Sie sah es selbst, wie Pepe Miß Mariah an Marty's Laugh heranbrachte, sich vorbeischob, während Golden Ciaire eingangs der Zielgeraden noch immer ihren Vorsprung von drei Längen hielt.
    Sie ließ den Feldstecher sinken.
    Sie konnte nichts mehr erkennen. Zum Glück war Crichton die kleine Schwäche nicht aufgefallen. Miß Mariah mußte gewinnen, nicht um ihretwillen, sondern um seinetwillen. Er hatte sich solche Mühe gegeben. Was hatte sie ihm eigentlich noch sagen wollen?
    Das Geschrei der Zuschauer schwoll jetzt beim Finish ohrenbetäubend an.
    Sie hätte sich gern hingesetzt, obwohl in diesen Sekunden dort unten die Entscheidung fallen mußte. Das Getöse um sie herum raubte ihr fast die Sinne.
    Dann … der Wahnsinn brach aus, ein Jubel, in den sie sonst auch immer eingestimmt hatte, der sie mittrug wie ein Quell des Lebens. Ein Teil eines großen Ganzen, von Freude erfüllt.
    Aber heute fühlte sie sich benommen. Bei all dem frenetischen Geschrei kam sie sich fast ausgeschlossen vor. Nun konnte sie sich wenigstens hinsetzen, ohne daß jemand das merkte.
    Dann wurde sie gewahr, daß der Jubel abebbte. Es war wie immer, aber Rachel Stoddard war nicht wie immer.
    Crichtons breites, hässliches Gesicht lächelte auf sie hernieder. »Dieser Pepe!« Seine Augen glitzerten vor Bewunderung. »Er hat sie bis fast zuletzt zurückgehalten, aber dann hat er es geschafft! Gratuliere, Mrs. Stoddard.«
    Dann wurde sie von allen Seiten beglückwünscht und umarmt und geküßt, auf beide Wangen, und die Loge war voll von Menschen, die alle lachten und sich freuten. »Zwei ganze Längen«, hörte sie, und Crichton – der gute Mann – half ihr auf die Beine, fragte sie mit seiner sonoren Stimme etwas, aber sie konnte es nicht verstehen, sah sein Gesicht wie einen Ballon, nickte aber und wußte, daß sie nun in den Führring zur Siegerehrung gehen mußte. Ja, das war's.
    »Trauen Sie es sich zu?«
    Das hatte sie deutlich verstanden! Natürlich traute sie es sich zu. Es mußte doch sein, oder? Und jetzt hatte sie schon wieder vergessen, was sie dem Mann sagen wollte.
    Sie ließ sich von ihm am Arm führen, sich einen Weg durch die Menschenknäuel bahnen – hatte sie ihren Stock vergessen? Sie mußte ihn haben, und den Feldstecher – und dann auf den Rasen, wo sie so oft gestanden hatte: Sie stand neben ihrem Pferd – diesmal Miß Mariah und nicht Ancient Mariner. An den wollte sie jetzt nicht denken.
    Hände halfen ihr auf den Siegespodest, und sie sah Pepe Benitez neben dem stolz tänzelnden Pferd, während die Kameras klickten und surrten. Aber die Sonne blendete so fürchterlich.
    Sie nahm den Pokal in Empfang und nickte nur dankend, denn ihr Mund war ausgetrocknet und sie fand keine Worte.
    Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, wie ihr schwerer Körper dahinsank, sie vernahm Stimmen, aber keine Worte, ängstliche Ausrufe, immer wieder ihren Namen, und es war so heiß, so heiß, sie schien in Luft zu versinken, spürte Hände, dann starke Arme …
    Und dann schaute sie nach oben in Crichtons Gesicht. Sein Gesicht verwandelte sich in Eugenes. Es war von Sonnenschein umgeben. Sie schloß die Augen. Und alles wurde endlich und gnädig still.
    JD Edwards wußte, daß er wie ein Wilder fuhr. Aber jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Er war so aufgeregt, daß er nicht einmal Almeta von den Stallungen aus angerufen hatte. Dies mußte er dem Mädchen persönlich erzählen. Er mußte ihr Gesicht sehen, wenn sie es erfuhr. Jetzt wünschte er, er hätte sie zur Ziehung der Startpositionen begleitet, anstatt sie auf dem Bildschirm zu verfolgen. Gleichgültig, was Almeta dachte und was Graf Wyatt über ihre Schönheit sagte, es war nur Augenauswischerei, Almeta diente als Renommiernegerin für das Fernsehen und die Presse.
    Aber zum Teufel mit dem allen jetzt. Gerade als er fast das Handtuch geworfen hätte, weil sich für Also Ran bestimmt kein lizenzierter Trainer in letzter Minute auftreiben ließ, als er sich eben damit abgefunden hatte, daß Matt Haslam sich bestimmt über die miese Behandlung überall beklagte und alle Interessenten abschreckte, es ihm also richtig zeigte – arbeitet bloß nicht für den arroganten Nigger –, da war das Unmögliche passiert! Ein Riese von einem Mann
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