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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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weitergehen, und das war bisher nur ein Gedanke … was, wenn er die Witwe heiratete? Er könnte es schlechter treffen. Im Bett war sie wild. Und sie könnte es auch schlechter treffen, mit ihren heißen Hosen; für sie war Owen Chalmers gar nicht übel!
    Er bog von der Autobahn auf eine kurvenreiche Landstraße ab, die auf beiden Seiten von Bäumen gesäumt wurde.
    Dann würde er die Ranch besitzen, anstatt selbst ein Gestüt kaufen zu müssen. Die Lary R. Er würde den Namen von R wie Rosser in Lazy C wie Chalmers ändern. Das war doch ein brillanter Gedanke. Da könntest du direkt neidisch werden, was, Toby?
    Und kein Glücksspiel. Du hast immer bei den Provinzrennen gewettet, ohne Erfolg. Owen Chalmers dagegen hat sich nicht hinreißen lassen. Dafür war er zu schlau. Wetten war ein aufgelegter Schwindel, Bauernfängerei. Owen Chalmers setzte nur auf Dinge, die er selbst im Griff hatte.
    Als er in die Auffahrt einbiegen wollte, tauchte urplötzlich von nirgendwoher, irgendwo zwischen den Bäumen ein schwarzer Wagen auf und blockierte ihm die Straße. Er fluchte und trat auf die Bremse.
    Doch da erst erkannte er, daß es zu spät war.
    Er hörte, wie die hintere linke Tür aufgerissen wurde, und eine Stimme ertönte: »Nicht umdrehen, bitte.« Die Stimme klang jung und etwas entschuldigend, aber durchaus ernst zu nehmen.
    »Ich habe eine Luger auf Ihr Genick gerichtet.«

5
    Paul Hautot hörte, wie sich die Balkontür öffnete, und als er aufstand und in den Salon hinüberging, sah er Annabelle nackt am schmiedeeisernen Geländer stehen. Er beschloß, ihr den Brand zu verheimlichen, und stellte sie sich statt dessen mit Vergnügen vor, wie sie in diesem Zustand durch das vollbesetzte Foyer gegangen sein könnte, möglicherweise von zwei angeheiterten Verehrern begleitet, und wie das Volk gegafft hätte. Zuzutrauen wäre es ihr übrigens. Die Bilder in seinem Kopf machten ihn hellwach.
    Sie spürte seine Gegenwart und sagte: »Es ist eine exquisite Stadt, findest du nicht auch?«
    Und weil sie so oft das Gegenteil gesagt hatte, wußte er plötzlich Bescheid. »Hast du Spaß gehabt bei den Spielereien im Schnee?«
    Ohne sich umzudrehen, entgegnete sie: »Nein, nicht Schnee.« Aber die lebhafte, atemlose Art zu antworten, vertrieb für ihn den letzten Zweifel.
    »Hier sagen sie es anders, ›einen Löffel Coke nehmen‹. Von dem Feuer brauchst du übrigens nicht zu reden. Die ganze Stadt weiß Bescheid. Und daß es Bonne Fête gut geht, ist klar. Nichts kann ihr geschehen, sie ist einfach ein zu schönes Geschöpf.«
    Sie kam ins Zimmer, zerbrechlich schmal und exquisit, und ihre silberblonden Haare strömten um ihre geschwungenen Schultern. Sie schien zu schweben, aber ihre Stimme klang hektisch. »Die schönen Dinge haben ihren eigenen Schutzengel.«
    Das Weiße in ihren Augen war rot geädert, aber die Pupillen waren verkleinert, leuchtend schwarz und wirkten etwas verschwommen. Röte überhauchte ihr liebliches Gesicht. Er fand nichts an Kokain, aber die Wirkung auf sie entzückte ihn immer wieder.
    »Oh, Paul, mein Schatz, diese amerikanischen Männer!« Sie drehte eine Pirouette, nahm das hauchdünne Abendkleid von der Sessellehne und schwang es wie eine Fahne um sich. Die gutturale amerikanische Aussprache nachäffend fuhr sie fort: »Ihnen fehlt es an Fertigkeit, an Finesse. Sie sind solche Machos und kommen sich so supermännlich in ihren Jockey-Slips vor.« Sie lachte. »Soviel Machismo und leere Jockey-Slips.« Sie ließ das Kleid zu Boden gleiten wie eine Feder. »Warum haben es die Amerikaner so schrecklich eilig? Immer schnell, schauen auf die Uhr, eilen heim, machen Liebe, rein, raus, schnell, schauen auf die Uhr, nehmen eine Tablette, schlafen schnell. Oh, Paul, die armen amerikanischen Frauen!«
    Er merkte, daß er ohne Pyjama ins Bett gegangen war, nachdem er den jungen Mann losgeworden war. »Mit den Frauen ist es gerade umgekehrt.«
    Sie kam auf ihn zu. »Umgekehrt, Paul?« Lächelnd erläuterte er, während sein Körper voll Lust reagierte: »Bei ihnen heißt es dauernd: Müssen wir eigentlich, es ist so langweilig, weißt du, aber wenn du meinst, mach weiter, wenn es sein muß …« Annabelle stand reglos und ihr Blick glitt seinen Körper hinab. Dann sagte sie: »Dich scheint es nicht zu langweilen, wenn man dich so anschaut. Wie groß du bist, Paul. Für mich?« Sie wirkte immer so auf ihn. »Paß nur gut auf dich und dein Ding auf. Schöne Dinge haben immer ihren Schutzengel.«
    Den

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