Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
erkennen.«
Sarah nickte und sah sich um. »Ich schätze, es sind noch maximal vier Kilometer dorthin, oder?«
Falko blickte gedankenversunken zum Fahrzeug hinüber. »Warte kurz.« Er trat noch einmal an den Volvo heran und warf einen Blick in den Fahrerbereich. Dann kam er zurück. »Wie ich’s mir dachte, das Licht war eingeschaltet, als der Wagen versenkt wurde.«
Sarah blickte ihn erstaunt an. »Dann ist es also ziemlich sicher, dass der oder die Täter in den späten Abendstunden hierhergefahren sind.«
Falko nickte. »Lass uns gehen, ich glaube kaum, dass wir noch weitere Hinweise bekommen. Die Spurensicherung muss nun ihren Job machen.«
Sie gingen zu Falkos Wagen zurück. »Ich hatte mir mehr davon versprochen«, meinte er missmutig. »Aber das wäre wohl zu einfach gewesen.«
»Stell dir vor, es wäre doch ’ne Leiche drin gewesen. Dann hättest du dich geärgert, dass wir nicht gleich hergefahren wären.«
»Auch wieder wahr«, gab er zu. »Auch wenn die Kollegen nichts mehr finden sollten, haben wir genug Spuren, denen wir nachgehen müssen.«
»Mein Vorgesetzter hat mir mal gesagt, dass es gar nicht genug Spuren und Vergleichsproben geben kann.« Sie grinste ihn an.
»Schlauer Mann, dein Vorgesetzter«, witzelte er. »Und nun komm. Sonst klären die anderen den Fall noch ohne uns auf.«
7
Montag, 5 . August, 12 . 00 Uhr
Von unterwegs aus rief Cornelsen Timo Breitenbach über die Freisprechanlage an, so dass Sarah mithören konnte.
»Und?«, fragte Timo. »Ist es das Fahrzeug der Ganter?«
»Sieht ganz danach aus. Es dürfte schwierig sein, darin noch irgendwelche Spuren zu finden. Hat sich bei euch noch was getan?«
»Ich bin die Liste der Leute durchgegangen, die vorab an das Manuskript der Ganter gekommen waren, und hab sie gleich nach Düsseldorf weitergeleitet. Da kam noch nichts zurück. Und dann hab ich mir noch mal die Fallakte der ermordeten Krankenschwester kommen lassen«, sagte Timo. »Die wesentlichen Infos habe ich dir ausgedruckt und auf deinen Schreibtisch gelegt.«
»Und? Glaubst du an eine Verbindung?«
»Eigentlich nicht. Das Opfer ist zwar auch gefoltert worden, doch im Grunde war das viel extremer als bei Rebecca Ganter und dem anderen Opfer, dieser Natascha Wending.«
»Inwiefern?«
»Die Zwangsernährung an sich ist ja schon qualvoll. Allein die Schäden an Speiseröhre und Magen sind beträchtlich. Doch der Mageninhalt der Krankenschwester bestand aus hochkonzentrierter Kochsalzlösung, Waschmittel, menschlichem Kot und Urin.«
»Mir wird gleich schlecht«, entfuhr es Sarah.
»Genau genommen, ihrem eigenen Kot und Urin«, fügte Timo hinzu.
Cornelsen starrte auf die Straße vor sich und hatte Schwierigkeiten, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. »Okay, das ist wirklich eine ganz andere Dimension von Folter. Die einzige Verbindung zwischen diesem Mord und unserem beziehungsweise dem an der Gutachterin sind also Rebecca Ganters Romane.«
»So sieht’s aus«, stimmte Timo zu.
»Glaubt ihr wirklich, dass es sich um ein und denselben Täter handelt?«, fragte Sarah.
»Wenn er nach den Romanen tötet, ja«, kam Timos Antwort über den Lautsprecher.
»Irgendetwas übersehen wir«, sagte Falko nachdenklich.
»Was meinst du?«, fragte Sarah.
Falko sah die Manuskriptseiten vor sich, die in Rebecca Ganters Haus auf dem Fußboden verstreut lagen. »Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass die Manuskriptseiten gelesen wurden«, betonte Falko noch einmal. »Aber eines passt für mich nicht zusammen. Nehmen wir einmal an, wir liegen richtig, und er hat sowohl die Krankenschwester als auch die Gutachterin nach den Romanvorlagen getötet, dann würde das darauf hindeuten, dass es bei dem Mord an der Gutachterin jemand aus dem Verlag gewesen sein müsste, weil nur das Manuskript vorlag, als der Mord passierte.«
Weder Timo noch Sarah erwiderten etwas.
»Wisst ihr, was ich meine? Wenn er wirklich die aktuellste Geschichte als Vorlage für den Mord an der Gutachterin genommen hat, dann kannte er die Methode. Warum sollte er das Manuskript also noch mal lesen und sich länger als nötig in Rebecca Ganters Haus aufhalten?«
»Vielleicht hat es sich folgendermaßen abgespielt«, mutmaßte Sarah. »Dieser Irre dringt in das Haus der Ganter ein, und wir denken uns einfach mal, er ist ein Stalker oder Fan oder was auch immer. Er erzählt der Ganter, dass er zwei Frauen umgebracht hat, und zwar genau so, wie sie’s in ihren Büchern beschrieben hat. Sie flippt
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