Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
dich!«
»War das wirklich dein Ernst, mit dem Kind meine ich.«
»Wieso, kannst du schon wieder?« Sie lächelte kokett, dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, wurde nachdenklich. Sie strich ihm durchs Haar, sah ihm in die Augen. »Ja, das war mein Ernst. Ich will Kinder mit dir.«
Er küsste sie leidenschaftlich, bis sie ihn hochdrückte. »Aber erst will ich was zu essen haben, mein Lieber.«
Er verdrehte die Augen. »Meinetwegen«, sagte er rau. »Aber danach gibt’s keine Ausreden mehr.« Er stemmte sich hoch, stand auf.
»Angeber!« Sie lachte und warf mit einem Kissen nach ihm, während er die Kleidung vom Boden aufsammelte, sich die Boxershorts anzog und ihr Slip und Rock reichte. Heike stand auf. »Ich werde jetzt schnell duschen. Und wenn ich wiederkomme, könnte eigentlich das Essen fertig sein.« Sie lachte ausgelassen, machte ein paar schnelle Schritte und gab ihm so nicht mehr die Gelegenheit, noch etwas zu erwidern.
Er sah ihr nach, als sie schon aus seinem Blickfeld verschwunden war. So glücklich war er seit Monaten nicht mehr gewesen.
x x x
Es war schon acht Uhr durch, als Cornelsen das Polizeigebäude betrat. Wenn man nach den Autos ging, waren die anderen schon alle da. Eigentlich war es ihm lieber, der Erste zu sein, doch nach dieser Nacht und dem Frühstück mit Heike in einer gelösten Stimmung wie lange nicht mehr, war ihm das heute egal. Er hatte das Gefühl, endlich wieder alles im Griff zu haben, zu wissen, wo er in seiner Ehe stand. Mit unsicheren Situationen hatte er noch nie gut umgehen können, und die Ungewissheit, ob ihn seine Frau betrog, hatte ihm schwer zu schaffen gemacht. Es war ihm ein Rätsel, wie andere Menschen es schafften, monatelang in eisigem Schweigen und voller Misstrauen nebeneinanderher zu leben und nicht zu wissen, wohin die Reise ging.
»Morgen, Falko!« Sarah kam ihm auf dem Flur entgegen, machte dann kehrt und ging an seiner Seite in Richtung seines Büros. Sie trug eine enganliegende Bluse, die die Form ihrer Brüste betonte. Er schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken – nur weil er eine fantastische Liebesnacht hinter sich hatte, war das noch lange kein Grund, hormongesteuert in der Arbeit zu erscheinen.
»Guten Morgen. Wo sind die anderen?«
»Drüben bei Timo. Es hat sich einiges getan.«
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Bin sofort da.«
Sarah nickte und ging weiter zum Büro ihres Kollegen.
Falko trug die schwarze Tasche mit seinem Laptop in sein Büro. Fast alle anderen auf der Dienststelle hatten fest installierte Computer. Doch Falko brauchte es, jederzeit Zugriff auf seine Daten zu haben. Und es war nicht selten, dass er den Laptop aufklappte, wenn er nachts nicht schlafen konnte, und sich in der ruhigen Atmosphäre seines Hauses mit Tatortfotos und Protokollen beschäftigte und dabei seine Modelle baute. So war er in den vergangenen Jahren der Lösung eines Falls oft ein Stück nähergekommen, während seine Kollegen schliefen.
Timo saß in seinem Schreibtischstuhl, als Falko dessen Büro betrat. Sarah hatte auf einem der Besucherstühle Platz genommen und Rolf auf der Schreibtischplatte seines Kollegen. Er drehte sich Falko zu, als dieser die Tür schloss.
»Die Kollegen aus Düsseldorf haben sich gemeldet. Rafael Langer ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Handyortung?«
»Läuft bereits. Bisher nichts. Doch sobald er das Ding einschaltet, müssten wir ihn haben. Vorausgesetzt natürlich, die Nummer stimmt noch. Der Vertrag ist noch aktiv. Aber wenn er ein nicht registriertes Prepaid-Handy hat, kommen wir darüber nicht weiter.«
»Und seine Familie? Freunde?«
»Seine Eltern sind schon vor einigen Jahren gestorben. Geschwister hat er nicht. Aber es gibt da etwas anderes, das sehr interessant klingt.« Er blickte auf seine Notizen. »Das erste Opfer, die Krankenschwester, die gefunden wurde, du weißt schon. Sie hieß Laura Brendel.«
»Ja. Und?«
»Sie war mit Langer verlobt.«
Cornelsen ging zu dem freien Stuhl hinüber und setze sich. »Ist nicht dein Ernst.«
»Und ob. Vielleicht ging es da los. Er hat ein Buch von der Ganter gelesen, wollte seine Verlobte loswerden, die, genau wie die Opfer in dem Buch, Krankenschwester war und zack – hat er den Romanmord nachgestellt.«
»Wurde er damals verhört?«
»Ja, aber die Kollegen fanden wohl nichts Auffälliges an ihm. Ich hab mit dem seinerzeitigen Ermittler telefoniert. Der meinte, Langer sei damals völlig fertig gewesen. Er hätte nie gedacht, dass
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