Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
plausibel.«
»Doch was ist mit dem ersten Buch? Die toten Pfleger. Bisher wurde keine männliche Leiche gefunden. Meint ihr, er hat erst nach dem zweiten Roman mit dem Töten begonnen?« Sarah sah in die Runde.
»Das ist eine Möglichkeit«, antwortete Kramer. »Oder es wartet noch irgendwo ein Container mit einem widerlichen Inhalt darauf, entdeckt zu werden.«
»Das sind ja reizvolle Aussichten«, entgegnete Breitenbach zynisch.
x x x
Sanft berührte er ihre Wange, strich ihr zärtlich über den Bauch, hauchte einen Kuss auf ihre nackte Haut. Seine Lippen fühlten sich warm und weich an, er ließ seine Zungenspitze weiter hoch bis zu ihren Brüsten, dann zu ihrem Mund wandern. Sie küssten sich voller Liebe, so innig, dass es ihr fast den Atem nahm. Sie seufzte genüsslich, lächelte, die Geborgenheit des Augenblicks umhüllte sie wie eine weiche Decke. Er knuffte sie in den Bauch, erst sanft, dann fester. Ihre Gesichtszüge verkrampften sich, eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. Ein Tritt, nein, ein Schlag, kräftiger, fast schmerzhaft. »Nicht«, brachte Kerstin über die Lippen. Geräusche drangen zu ihr, Torstens Lippen waren nicht mehr auf ihrem Körper, ihr Geist wurde klarer, sie erwachte aus ihrem Traum.
»Werd endlich wach!« Es klang wütend, und nur zögerlich öffnete Kerstin die Augen.
Er stand da, über sie gebeugt, bereit, ihr abermals einen Schlag zu versetzen. Sie kreuzte die Arme vor ihrem Gesicht. »Nicht, bitte. Ich bin wach.«
»Steh auf.« Er holte den Kleiderbügel, zog die Bluse mit einem Ruck herab und warf sie ihr entgegen. »Zieh dich an. Du bist widerlich.«
Kerstin befolgte seine Anweisung, zog die Bluse an, holte sich den Rock und schlüpfte rasch hinein.
»Los, geh!«
Kerstin schluckte. Es war also wieder so weit. Er würde sie in das Filmzimmer führen, wie sie selbst den Raum nannte. Eine künstliche Kulisse inmitten der großen Halle, mit einem alten Wohnzimmerschrank, einem abgenutzten Teppich, einem vor Schmutz starrenden Sessel. Und dann die Kamera. Die Linse, die jede noch so kleine Bewegung ihrer Erniedrigung mit Genuss in sich aufsaugte, alles festhielt, ihren Schmerz, ihre Pein. Sein Keuchen und Ächzen, seine widerliche Lust. Kerstin atmete tief ein, strich sich trotzig den Rock glatt und trat aus ihrer Zelle. Sie würde es schaffen. Sie würde sich klug verhalten und Torsten wiedersehen. Sie würde überleben, und ihr Kind mit ihr.
8
Montag, 5 . August, 16 . 50 Uhr
Falko hatte die schnellen Ergebnisse genutzt, um etwas früher Feierabend zu machen. Ursprünglich hatte er eines seiner Modelle bauen wollen, hielt das im Moment jedoch nicht mehr für notwendig, nachdem der Fingerabdruck entschlüsselt werden konnte. Er hatte eine Nachricht bei den Düsseldorfer Kollegen hinterlassen, dass man ihn sofort benachrichtigen sollte, sobald Rafael Langer vernommen worden war.
Er beschloss, heute Abend etwas zu kochen. Falko rief Heike im Krankenhaus an. Eigentlich kontaktierte er sie stets über ihr Handy. Doch er konnte dem Impuls nicht widerstehen, mit dem Anruf auch gleich eine kleine Kontrolle durchzuführen, ob sie sich tatsächlich bei der Arbeit befand. Sie schien erfreut, als die Stationsschwester ihr das Telefon übergab und ihren Mann am anderen Ende der Leitung hatte. Hoffnung keimte auf, dass er mit seinem Verdacht falsch läge. Viel zu offen und herzlich begrüßte sie ihn, meinte, dass er genau zum richtigen Zeitpunkt anriefe. Sie wolle gleich Feierabend machen und freue sich darauf, von ihm bekocht zu werden. Er kam sich dumm vor, seiner Frau zu misstrauen. Wahrscheinlich gab es eine ganz einfache Erklärung dafür, warum sie ihm gesagt hatte, den Sonntag zu Hause verbracht zu haben. Was, wenn sie nur rasch zum Tanken gefahren war, um das nicht hektisch am Montagmorgen erledigen zu müssen? Warum nur hatte er sie nicht direkt danach gefragt?
Während er im Feinkostladen frischen Lachs, Spinattagliatelle, Knoblauch, Tomaten, Salat und Shrimps besorgte, fasste er den Entschluss, sich keinen weiteren Gedanken über eine mögliche Affäre seiner Frau zu erlauben. Vielmehr wollte er alles tun, um seiner Ehe wieder mehr Tiefe zu geben. Wenn er sich auch noch nicht ganz damit abfinden konnte, niemals Vater zu werden, wollte er doch alles tun, um Heike nicht zu verlieren.
Beschwingt machte er sich auf den Heimweg, als sein Handy klingelte. Timo teilte ihm mit, dass Rafael Langer nicht in seiner Wohnung angetroffen worden war. Vielmehr
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