Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
der in der Sache mit drinsteckt.«
»Tja, wir täuschen uns alle mal«, warf Sarah ein.
»Warte, lass mich das sortieren«, sagte Falko. »Dieser Langer hat Stress mit seiner Verlobten. Er liest zufällig den zweiten Roman der Ganter, in dem Krankenschwestern um die Ecke gebracht werden, und denkt sich: So mach ich das auch?« Er hob zweifelnd die Augenbrauen.
»Möglich wär’s«, meinte Timo.
»Und dann besorgt er sich, auf welche Weise auch immer, das neue Manuskript, fährt los, bringt eine Gutachterin um, genau wie im neuen Buch, und dann die Autorin, damit wieder Ruhe ist?«
Timo Breitenbach zuckte mit den Schultern. »Weißt du, wie so ein Psycho tickt?«
Das Telefon klingelte. Breitenbach nahm ab, machte sich einige Notizen, legte auf, sah seine Kollegen an. »Jetzt geht’s los. Das Handy von Rafael Langer wurde eben geortet.«
»Wo?« Cornelsen war aufgestanden.
»Das Signal hat sich beim Funkmast am Bahnhof in einem Umkreis von zwanzig Kilometern eingeloggt.«
»In Düsseldorf?«
Timo Breitenbach sprang auf und schnappte sich sein Sakko. »Nein, hier bei uns in Lüneburg.«
Falko spürte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte. »Timo, du rufst von unterwegs aus beim Oberstaatsanwalt an. Wir brauchen sofort einen Haftbefehl. Einer der Streifenkollegen soll ihn abholen.«
»Mach ich.« Timo war die Aufregung anzumerken. »Ich kann’s kaum erwarten, den Kerl zwischen die Finger zu kriegen.«
Sarah hatte das Foto von Rafael Langer mehrfach kopiert. Sie hatten Unterstützung von sechs weiteren Streifenkollegen angefordert, die jeweils zu zweit losgingen. Eine weitere Nachfrage beim Netzbetreiber hatte ergeben, dass das Handy nach wie vor bei dem angegebenen Funkmast eingewählt war. Trotz des recht großen Radius waren sie im Hinblick auf die Drogenabhängigkeit des Verdächtigen übereingekommen, zunächst die Umschlagsplätze und die Ecken aufzusuchen, die der Polizei bekannt waren. Zu Sven Reinert hatten sie ebenfalls versucht, Kontakt aufzunehmen, um ihm das Foto zu zeigen. Der war jedoch am Bahnhof bisher nicht aufgetaucht und auch über seine Handynummer nicht zu erreichen gewesen.
Falko und Rolf bildeten ein Team sowie Timo und Sarah. Falko hatte den Eindruck, dass Timo seine Bemühungen, was Sarah betraf, mittlerweile eingestellt hatte. Er selbst wollte Rolf unter Kontrolle haben.
Sie gingen über das Bahnhofsgelände, durchsuchten die Toiletten, liefen die angrenzenden Straßen ab und befragten Passanten, indem sie ihnen das Foto des Verdächtigen zeigten. Ohne Erfolg. Nachdem sie sich wieder auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt hatten, gab Falko eine neue Order aus. »Wir müssen uns auf die umliegenden Straßen verteilen und in den Geschäften nachfragen. Es besteht leider auch die Möglichkeit, dass Langer das Handy ebenfalls verkauft und Lüneburg längst verlassen hat. Doch diesen Gedanken stellen wir zunächst zurück.« Falko blickte in die Runde. »Melden Sie sich sofort über Handy, wenn sich irgendetwas ergibt. Los, finden wir den Kerl!«
Sie verteilten sich wieder.
»Glaubst du wirklich, dass er noch hier ist?«, fragte Rolf, während sie die Straße hinuntergingen. »Immerhin hatte er mindestens sechs Tage, um von hier zu verschwinden.«
»Ich bin mir nicht sicher. Tatsächlich wäre es extrem dumm von ihm, einfach hier in Lüneburg zu bleiben und zu warten, bis wir ihn kriegen. Andererseits ist er ’n Junkie.«
»Selbst wenn er sein Handy nicht mehr haben sollte und geflohen ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn gefasst haben.«
Ein Paar kam ihnen entgegen, und sie zeigten den beiden jungen Leuten das Foto. Auch hier Fehlanzeige.
Ein paar Meter entfernt war eine Bäckerei, die sie betraten. Außer einer Verkäuferin war niemand anwesend. Sie reichten ihr das Foto.
»Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
Sie betrachtete das Bild. »Ich glaube, der hat hier vor ein paar Tagen was gekauft, aber sicher bin ich mir nicht.«
»Bitte nehmen Sie sich Zeit und überlegen Sie«, bat Falko und lächelte sie an.
»Hm. Er könnte es gewesen sein. Aber der sah viel schlechter aus. Irgendwie krank. Doch, ich glaube, er war es. Ich hab ihn gefragt, ob alles in Ordnung mit ihm sei.«
»Und? Hat er Ihnen geantwortet?«
»Eigentlich nicht. Er hat nur sein Brötchen und einen Becher Kaffee bezahlt und ist gegangen.«
»Wissen Sie, in welche Richtung?«
»Nein, ich hatte Kundschaft.«
»Hat er sonst noch was gesagt? Vielleicht, wohin er wollte?«
»Nein,
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