Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
zu warten.« Tränen traten in seine Augen.
»Das ist wirklich das Schlimmste, was einem in diesem Zusammenhang widerfahren kann«, sagte Cornelsen. Breitenbach presste die Lippen aufeinander, nickte stumm.
»Tja, und das war’s. Ich hatte vorher schon ab und zu was genommen, nachts, um mich wach zu halten wegen der bevorstehenden Prüfungen. Und dann geriet das mit den Drogen außer Kontrolle.«
»Was ist mit Natascha Wending?«
»Natascha wem?«
»Natascha Wending. Sie ist ebenfalls verschwunden, wohnte ganz in Ihrer Nähe. Kannten Sie sie?«
Langer blickte hoch, schien nachzudenken. »Ich hab den Namen nie gehört.«
Cornelsen überlegte kurz, ob es klug war, bereits jetzt den nächsten Vorstoß zu wagen. »Dann lassen Sie uns jetzt darüber sprechen, was Sie hier in Lüneburg machen.« Er beobachtete Langers Reaktion. Fast schien es ihm, als würde er sich ein Grinsen verkneifen müssen.
»Hab ich etwas Lustiges gesagt?«, fragte Cornelsen.
Langer zuckte mit den Schultern.
»Meine Schmerzen werden wieder mehr, wissen Sie?«
Cornelsen wusste, dass dies eine Lüge war. Langer war ein schlechter Lügner. Er beobachtete genau, wie er dem Blick nicht mehr standhielt, zur Seite sah, seine Finger betrachtete. Dennoch wirkte er ruhig und gefasst, Schmerzen waren ihm nicht anzumerken.
»Sie wollen, dass der Arzt kommt?«
»Noch nicht. Vielleicht gleich.«
Cornelsen begriff. Langer hatte gesagt, was er über den Tod Laura Brendels zu sagen hatte. Dass er seiner Verlobten etwas angetan haben könnte, wollte Falko jetzt fast nicht mehr glauben. Er schien noch immer traumatisiert wegen des großen Verlusts. Doch als er das Gespräch auf Lüneburg gelenkt hatte, war eine Veränderung in Langer vorgegangen. Seine Körpersprache war eine andere geworden. Jetzt blockte er.
»Sie sagten eingangs, dass es an der Zeit wäre, es hinter sich zu bringen. Was meinten Sie damit?«
Langer grinste. »Na, was mit Laura geschehen ist. Es hat mir ja sonst nie jemand zugehört. Ihre feinen Kollegen hatten ja nichts Besseres zu tun, als mir zu erzählen, dass Laura einfach einen anderen hat.«
»Nun gut.« Cornelsen straffte seinen Körper. »Dann erklären Sie mir bitte, wie Ihre Fingerabdrücke auf die Uhr eines Mordopfers kommen.«
»Hab sie gefunden?«
»Soll das eine Antwort sein, oder was?« Timo beugte sich vor.
»Von mir aus können Sie das sehen, wie Sie wollen.« Es klang trotzig. Langer verschränkte die Arme.
»Wo haben Sie die Uhr gefunden?«
»Irgendwo. Keine Ahnung. Ich kenn mich hier nicht so aus.«
»Sie kennen sich in Lüneburg also nicht aus. Was wollten Sie denn überhaupt hier?«
»Haben Sie mich das nicht vorhin schon gefragt?«
»Ja, aber Sie haben die Frage nicht beantwortet. Also?«
»Kann ich nicht fahren, wohin ich will?«
»Wie sind Sie hierhergekommen? Ist ja ein ganzes Stück von Düsseldorf. Und soweit wir ermitteln konnten, haben Sie kein Auto.«
»Ich bin getrampt.«
»Ah ja, getrampt sind Sie? Sie dachten, Sie stellen sich einfach mal an die Straße und lassen sich bis Lüneburg mitnehmen?«
»Warum nicht?«
»Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, dass wir Hinweise darauf gefunden haben, dass Sie das Auto derselben Frau gefahren haben, deren Uhr Sie angeblich gefunden haben?«
»Kann nicht sein.«
»Ach, und weshalb nicht?«
Langer zuckte mit den Schultern.
»Meinen Sie, weil Sie eventuell Handschuhe getragen und das Auto im Baggersee versenkt haben, könnten dort keine Spuren von Ihnen mehr zu finden sein? Irgendwas bleibt immer von einem am Tatort zurück, Herr Langer.«
»Aber dann hätten Sie es anders gesagt.« Er grinste selbstzufrieden.
»Was hätte ich anders gesagt?«
»Sie haben mich gefragt, was ich sagen würde, wenn Sie etwas von mir im Auto gefunden hätten. Sie haben nicht gesagt, dass Sie etwas gefunden haben.«
»Sie meinen wohl, ein ganz Schlauer zu sein, was?«, mischte sich Timo ein.
»Ich möchte Sie jetzt bitten, den Arzt zu holen. Mir geht es schlechter.« Langer grinste die Polizisten breit an.
»Sie machen gar nicht den Eindruck, dass es Ihnen schlechtgeht.«
»Da Sie kein Arzt sind, dürften Sie wohl kaum über die Qualifikation verfügen, das zu beurteilen.«
»Wir haben noch einige Fragen.«
»Die ich aber nicht mehr beantworten werde. Sie können in Ihre Akte schreiben, dass ich zugebe, eine Uhr gefunden und diese am Bahnhof verkauft zu haben. Ist das überhaupt strafbar? Hm, wahrscheinlich hätte ich sie beim Fundbüro abgeben
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