Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
meiner alten Festplatte rüberziehen und weiterarbeiten. Nachdem wir telefoniert hatten, rief ich meinen Vater an. Der meinte, für einhundert Euro könnte ich so viel nicht verkehrt machen.«
»Und dann?«
»Wir sind so verblieben, dass er mit dem Laptop zur Uni käme. Er wusste nicht, wie schnell er es schaffen könnte und wollte mich zurückrufen, sobald er es absehen konnte. Als er mich wieder anrief – das muss etwa eine Stunde später gewesen sein –, habe ich es zu spät gehört. Deshalb hat er auf die Mailbox gesprochen.«
»Haben Sie die Aufnahme noch?«
Sie nickte und suchte in ihrem Handy nach dem Mailboxeintrag. Sie wählte die Nummer an und drückte die Lautsprechertaste. Es schien ihr ein bisschen peinlich zu sein, dass erst eine Ansage ihres Freundes abgespielt wurde, in der er ihr mitteilte, wie sehr er sich auf den gemeinsamen Abend freute. »Entschuldigung. Die nächste müsste es sein.« Eine Nachricht vom zweiten August wurde abgespielt.
»Hallo. Ich bin es, Patrick Meyer. Ich kann in etwa zwanzig Minuten an der Uni sein. Rufen Sie mich an, ob das klappt, und bringen Sie die hundert Euro mit. Ich hab den Laptop dabei.«
Cornelsen grinste Timo Breitenbach an. »Das ist er! Ganz eindeutig.«
Mia Oberling beendete den Anruf. »Hilft Ihnen das weiter?«
»Sehr sogar! Wir müssen das Handy für ein paar Stunden hierbehalten. Die Kollegen werden den Anruf überspielen, um ihn als Beweis zu sichern.«
»Okay. Könnten Sie mir das Handy dann zur Uni bringen?«
»Selbstverständlich, Frau Oberling. Lassen Sie uns noch klären, wie es dann weiterging?«
»Ich habe ihn zurückgerufen, und wir vereinbarten, uns an der großen Linde mit den weißen Bänken drum herum zu treffen. Kurz nachdem ich eingetroffen war, kam er. Er übergab mir den Laptop und wartete, bis ich ihn getestet hatte.« Sie deutete auf die Tasche, in der sie das Gerät transportiert hatte. »Die hat er mir gleich dazugegeben.«
»Wir großzügig von ihm.« Breitenbachs Stimme klang spöttisch.
»Ich wusste ja nicht, dass der Laptop nicht seiner Schwester gehörte.« Es klang wie eine Entschuldigung.
»Aber nein«, stellte Timo Breitenbach klar. »Sie haben sich nicht das Geringste vorzuwerfen.«
»Und dann?«, fragte Falko.
»Als ich sah, dass ich das Gerät starten konnte und scheinbar alles in Ordnung war, gab ich ihm die hundert Euro, und er verabschiedete sich sofort. Das war alles.«
»Haben Sie das Gerät schon in Betrieb genommen?«
»Ja.«
»Und waren noch irgendwelche Dateien darauf?«
»Nein. Die Festplatte war vollkommen leer.«
»Also befinden sich jetzt ausschließlich Ihre Dateien darauf?«
»Ja. Vor allem meine Facharbeit. Und ich habe keine Kopie davon.«
»Das ist kein Problem. Wir werden unserem IT -Fachmann Bescheid geben, dass er Ihnen die Daten sichert und zur Verfügung stellt. Den Laptop können wir Ihnen allerdings leider nicht wieder mitgeben.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Ich habe vorhin gleich meinen Vater angerufen, und der sagte mir, dass ich mir in diesem Fall sowohl das Gerät als auch das Geld abschminken könnte. Wir gehen nachher noch los und kaufen einen im Laden.«
Falko Cornelsen lächelte sie an. »Sie haben uns wirklich sehr weitergeholfen, Frau Oberling. Sagen Sie bitte, würden Sie den Mann, der sich Ihnen als Patrick Meyer vorgestellt hat, wiedererkennen?«
»Mit Sicherheit.«
»Gut. Wären Sie so nett, noch ein wenig im Wartebereich Platz zu nehmen? Wir werden eine sogenannte Wahllichtbildvorlage vorbereiten, auf der verschiedene Männer abgebildet sind. Wir möchten Sie bitten, sich diese anzusehen und uns zu sagen, ob der Mann, der Ihnen den Laptop verkauft hat, dabei ist.«
»Dauert das lange?«
Cornelsen schüttelte den Kopf. »Die Kollegen sind sehr schnell mit so etwas.«
»Okay.«
Timo stand auf und ging zur Tür. »Wenn Sie mir kurz folgen würden?«
Mia Oberling erhob sich ebenfalls, verabschiedete sich von Cornelsen und ging mit Breitenbach hinaus. Ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in Falko aus. Er hatte den Mörder gefasst.
Die Beweise waren erdrückend. Mia Oberling hatte Rafael Langer eindeutig und ohne Zögern als den Mann identifiziert, der ihr den Laptop verkauft hatte. Trotzdem weigerte sich Rafael Langer beharrlich, eine Aussage zu machen oder gar ein Geständnis abzulegen. Er schwieg und pochte darauf, seinen Anwalt sprechen zu wollen.
»Ein Geständnis wirkt sich immer mildernd auf das Strafmaß aus«, hatte Falko ihm
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