Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Nase verschlossen und dann der Mund zugeklebt wurde. Die eine in Düsseldorf ermordet, dem Wohnort Rafael Langers, die andere in Lüneburg. Es gab eine Verbindung, dessen war er sich sicher. Doch welche? Was wusste er über die Opfer? Alle drei waren junge Frauen, zwei in Pflegeberufen, eine Schriftstellerin, die über Morde an Pflegekräften schrieb. Eine Gemeinsamkeit. Und die Frau, die gerade entdeckt worden war? Was war sie von Beruf? Das hatte er vorhin den Kollegen Kunst nicht gefragt. Cornelsen nahm sein Handy, klickte den gespeicherten Kontakt Kunst an und wartete. Sofort schaltete sich die Mailbox ein. Falko drückte die rote Taste. Nun gut. Er würde später danach fragen. Er versuchte, sich wieder auf die bisherigen Opfer zu konzentrieren. Wo war die Verbindung? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. So kam er nicht weiter. Über seine Freisprecheinrichtung rief er Timo auf dem Präsidium an.
»Ich bin’s. Und? Gibt’s was Neues?«
»Sarah und Rolf sind auch gerade bei mir im Zimmer. Ich stell dich auf den Lautsprecher.« Ein kurzes Knacken. »So, jetzt können wir dich alle hören.«
»Falko, ich komme mit der Biografie der Ganter nicht weiter. Es sieht fast so aus, als hätte es sie vor sieben Jahren noch nicht gegeben.« Sarah seufzte.
»Wie meinst du das?«
»Also, Rebecca Ganter ist mehrfach umgezogen, bevor sie nach Lüneburg kam. Nach den Einträgen des Einwohnermeldeamts zu urteilen, hat sie oft nur zwei oder drei Monate an einem Ort gelebt, sich dann abgemeldet und kurze Zeit später an einem anderen Ort wieder angemeldet. Aber, wie gesagt, erst seit etwa sechs Jahren. Davor finde ich einfach keine Spur von ihr.«
»Wo war sie denn gemeldet?«
»Warte, ich hab’s gleich.« Man hörte Papier rascheln. »Das war in Korbach. Das liegt in der Nähe von Kassel.«
»Hast du dort schon beim Einwohnermeldeamt nachgefragt?«
»Klar. Und die haben sich auch den Vorgang rausgesucht, konnten aber nichts Ungewöhnliches finden.«
»Hm«, machte Cornelsen. »Ich habe immer mehr den Eindruck, dass mit unserem Mordopfer etwas nicht stimmte. Ich komme nur nicht dahinter, was das gewesen sein könnte.«
»Ich bleib an der Sache dran und forsche weiter. Aber je tiefer ich grabe, desto undurchsichtiger wird das Ganze.«
»Rolf, würdest du Sarah bei der Recherche bitte unterstützen? Auch wenn alles auf Langer als Täter hinweist, brauchen wir trotzdem die Verbindung und das Motiv.«
»Geht klar, Falko.«
»Timo, erstelle du bitte ein Bewegungsprofil Langers. Wir müssen genau wissen, auf welchem Weg er wann nach Lüneburg gekommen ist. Check noch mal seine Telefonaktivitäten, was er wann und wo gegessen hat, und gleich das mit dem ab, was wir über Rebecca Ganter wissen.«
»In Ordnung. Wo bist du jetzt?«
»Laut Navi habe ich noch etwa eine dreiviertel Stunde Fahrt vor mir. Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich. Ansonsten könnt ihr mich durchgehend über Handy erreichen oder mir auf die Mailbox sprechen.«
»Ist gut. Sag Bescheid, wenn du dir dort einen Eindruck gemacht hast. Ich möchte wissen, wofür dieser Langer noch alles verantwortlich ist.«
»Mach ich. Bis später.«
Falko hoffte inständig, dass die Spurensicherung lang genug andauern und sein Kollege Kunst die weiteren Arbeiten stoppen würde, bis er vor Ort war. So genau man auch einen Tatort anhand von Fotos nachstellen und sich ein Bild machen konnte, war es für Falko immer noch das Beste, diesen selbst zu begehen. Immer wieder ging er im Geiste alles durch, bis ihn die Stimme des Navigationsgerätes aus seinen Gedanken riss und aufforderte, die nächste Abfahrt zu nehmen und der Parallelfahrbahn zu folgen. Trotz der Klimaanlage öffnete er kurz das Fenster und atmete tief durch. Er hatte sich kaum auf den Verkehr konzentriert, war er gedanklich bereits bei dem, was ihn am Fundort erwarten würde. Mechanisch hatte er das Fahrzeug gelenkt, überholt und sich wieder eingefädelt, ohne dabei bemerkt zu haben, dass er sein Ziel in gut zwanzig Minuten bereits erreicht haben würde.
Die Adresse, die er nach der Kurznachricht seines Kollegen Kunst in das Navigationsgerät eingegeben hatte, lotste ihn zu einer Straße, die direkt an einen Park grenzte. Schon von Weitem konnte er das gewaltige Polizeiaufgebot erkennen, das den Tatort abgesichert hatte. Er parkte hinter dem letzten Fahrzeug und stieg aus. Er hatte in den letzten Stunden völlig vergessen, etwas zu essen oder zu trinken, so dass er rasch noch einen Schluck aus
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