Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
mindestens noch eine schwangere Frau in seiner Gewalt, womöglich sogar mehr. Eine ist schon tot. Mein Kollege hat Ihnen das Foto gezeigt.«
Breitenbach nickte.
»Sie wissen also, wozu er in der Lage ist. Können Sie uns irgendetwas über ihn sagen, das uns weiterhelfen könnte?«
Rafael Langer setzte sich auf die Kante. Er schien zu überlegen, ob er darauf antworten sollte.
»Wenn ich etwas dazu sage, wäre das ja so gut wie ein Schuldeingeständnis.«
»Nein«, stellte Falko klar. »Wir unterhalten uns nur ganz belanglos und ohne rechtliche Relevanz. Dies ist kein Verhör. Sie haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass Sie ansonsten Ihren Anwalt hierhaben möchten.« Er atmete geräuschvoll aus. »Langer, hören Sie zu! Die Beweise gegen Sie sind erdrückend. Sie haben Jura studiert, Sie wissen also, wie es um Sie steht. Doch glauben Sie mir, uns geht es nicht darum, Sie mit dem, was Sie uns jetzt sagen könnten, dranzukriegen. Ich bin davon überzeugt, dass die Beweise gegen Sie ausreichend sind, um Sie des Mordes an Rebecca Ganter zu überführen. Doch das ist nicht der Grund unseres Besuches.«
Er beugte sich noch weiter nach vorn, so dass er ganz nah an den Gefangenen herankam. »Dort draußen wird eine Frau zu Tode gefoltert, während wir uns hier über rechtliche Winkelzüge unterhalten.« Er konnte seine aufsteigende Wut nur mäßig unterdrücken. »Also, wenn Sie irgendetwas dazu zu sagen haben, dann sagen Sie es!«
Rafael Langer überlegte, schwieg jedoch.
»In Ordnung, dann eben doch anders. Wenn Sie nun den Mord an Rebecca Ganter begangen hätten, weil diese im Zusammenhang mit der Tötung Ihrer Verlobten stand, woher hätten Sie davon wissen können?«
»Nehmen Sie das hier auf?«
Falko schüttelte den Kopf. »Nein!«
Rafael Langer überlegte eine Zeitlang, sah immer wieder zwischen Falko und Timo hin und her. »Also, rein theoretisch hätte ich irgendwann von einer Kommilitonin darauf angesprochen worden sein können, dass sie gerade ein Buch weggelegt habe, weil sie der Tod der dort beschriebenen Frauen zu sehr an Laura erinnert haben könnte.«
Cornelsen schluckte. »Und dann hätten Sie sich aus Neugierde das Buch besorgt?«, fragte er mit rauer Stimme.
»Oder die Kommilitonin hätte mir ihres gegeben.«
»Verstehe. Und dann? Rein theoretisch?«
»Wäre mir beim Lesen aufgefallen, dass die Autorin bei dem einen Opfer nicht nur irgendjemanden beschrieb, die Laura ähnlich war, sondern genau Laura.«
»Wodurch? Es gibt viele blonde Frauen in dem Alter.«
»Es gibt eine Stelle in dem Buch, Moment, es könnte eine Stelle in dem Buch geben, an der ganz genau eines der Opfer mit allen Merkmalen beschrieben wäre.«
»Was genau?«
»Ein Tattoo am Fußgelenk.« Rafael Langer zog sein Hosenbein hoch, rollte die Socke etwas herab und streckte Falko die Tätowierung entgegen. »Genau so ein Tattoo, gestochen in Peking. Sehen Sie das Wort ›Forever‹ und das Datum?«
»Ja?«
»Sehen Sie genau hin. Der Tätowierer hat sich verschrieben. Er hat nur ›Forver yours‹, statt ›forever‹ geschrieben. Meines hat er zuerst gestochen. Als Laura das sah, hat sie ihn bei sich denselben Schreibfehler machen lassen, damit wir identische Tattoos haben. Das Datum ist der Tag unseres Kennenlernens.«
»Und das stand genau so im Buch?«
Langer nickte. »Und zwar auch noch mit einer ganzen Passage, in der sich ihr Mörder darüber lustig macht, dass sie wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hatte, einen Schreibfehler auf dem Knöchel zu haben.« Tränen traten in seine Augen. »Diese Ganter hat Laura bis aufs Haar beschrieben und auch genau die Art, wie sie umgebracht wurde. Das Detail, woran Laura wirklich gestorben ist, wurde nie durch die Polizei bekanntgegeben.«
»Und da haben Sie sich in den Zug gesetzt oder an die Straße gestellt und sind per Anhalter zu Rebecca Ganter gefahren?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Also rein theoretisch«, schwächte Falko ab, und Langer nickte.
»Und dann haben Sie die Manuskriptseiten ihres neuen Romans auf dem Schreibtisch entdeckt, darin gelesen und beschlossen, Rebecca ebenfalls leiden zu lassen, wie all ihre Opfer leiden mussten?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Mir war klar, dass sie es nicht selbst war. Der Mörder hatte es ihr aber erzählt. Zuerst dachte ich, sie hätte gar keine Ahnung, dass jemand diese Dinge wirklich in die Tat umgesetzt hat. Ich wollte aus ihr herausbekommen, wer der Kerl war.«
»Und?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hat
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