Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
mich die ganze Zeit, in welchem Verhältnis Rafael Langer, sein Komplize und die Ganter zueinander standen. Und ich glaube, wir können der Sache nur so auf den Grund kommen, dass wir sie von zwei Seiten angehen. Du ermittelst hier anhand der Tatorte und Spuren, die sich ergeben. Ich fahre zurück nach Lüneburg und wühle mich durch das Leben dieser Autorin. Irgendwo muss es Überschneidungen geben. Und wenn wir die finden, sind wir unserem Mörder schon ein gutes Stück näher. Was meinst du?«
»Auch wenn du es mir jetzt nicht glaubst, aber ich wollte fast dasselbe vorschlagen.«
»In Ordnung. Dann werde ich gleich zurückfahren. Und wir beide bringen uns mindestens einmal täglich auf den neuesten Stand.«
»Genau so sollten wir …«
Sie wurden durch das Klingeln von Falkos Handy unterbrochen.
Cornelsen sah auf das Display, bevor er sich meldete. »Hallo, Timo«, begrüßte er seinen Kollegen.
»Morgen, Falko. Wie geht’s bei euch voran?«
»Es wurden weitere Leichen gefunden. Die Details, sobald ich zurück bin.«
»Wann wird das sein?«
»Ich will mich gleich auf den Weg machen. Am späten Vormittag müsste ich da sein.«
»Gut, deshalb rufe ich auch an. Unsere IT -Leute haben die Festplatte der Ganter wiederherstellen können. Wir haben die Datei ihres neuen Romans gefunden, den sie gerade begonnen hat.«
»Ich stell dich auf laut, Timo. Ich bin hier mit dem Kollegen Kunst.« Er drückte die Taste und erzählte Harald gleichzeitig, was er gerade erfahren hatte.
»Lass mich raten«, sagte Falko nun. »Es geht um die Entführung und Ermordung von Schwangeren oder jungen Müttern?«
»Manchmal bist du mir echt unheimlich. Woher weißt du das?«
»Die Unterlagen, die ich dir gestern geschickt habe. Alles passt zusammen, und die Ganter scheint da auf eine perfide Art involviert gewesen zu sein.«
Timo atmete tief durch. »Involviert scheint mir ein zu mildes Wort zu sein. Die Ganter steckte mittendrin. Denn das war noch nicht alles, was wir gefunden haben.«
»Was denn noch?«
»Es gibt einen Link, der vor wenigen Augenblicken aktiviert wurde. Es war reiner Zufall, dass der Techniker gerade am Laptop saß, als sich das Ding wie durch Zauberhand geöffnet hat.«
»Was ist das für ein Link?«
Timo räusperte sich. »Wenn es kein Fake war, mussten wir gerade mit ansehen, wie eine hochschwangere Frau vor laufender Kamera gequält wurde. Und ein Typ, von dem aber leider immer nur mal die Arme zu sehen waren, hat währenddessen immer was erzählt von wegen, sie müsse bestraft werden und sie sei keine gute Mutter.«
Cornelsen brauchte einen Moment, starrte Kunst an.
»Timo, ich fahr gleich los. Wir sehen uns nachher.« Er drückte die rote Taste seines Handys.
An Harald gewandt sagte er: »Ich glaube, diese Ganter hat viel mehr getan, als sich nur mit den Gedankenspielen eines Irren zu beschäftigen.« Er stand auf und nahm sein Jackett. »Ich muss sofort los. Sobald ich in Lüneburg angekommen bin und mir ein Bild von der Sache machen konnte, ruf ich dich an.« Harald war aufgestanden, und sie reichten sich die Hand.
»Mach das. Auch wenn die Umstände erbärmlich sind, war es mir doch eine Freude, dich kennenzulernen.«
»Mir ebenfalls. Und wir werden diesen Kerl zusammen schnappen. Verlass dich drauf.«
Es war noch nicht einmal zwölf, als Falko seine Dienststelle in Lüneburg betrat. Auf dem Flur kam ihm Sarah Bischoff entgegen.
»Gut, dass du zurück bist.«
»Timo hat mir schon am Telefon gesagt, was ihr auf dem Laptop gefunden habt.«
»Einen Teil der Übertragung konnte Jan aus der IT retten. Aber das sind nur wenige Sekunden.«
Sie gingen weiter den Flur entlang, bis sie Falkos Büro erreichten. »Besprechung in fünf Minuten im Konferenzraum.«
Sarah nickte. »Ich hole alle zusammen.«
Cornelsen zog sein Jackett aus und sah kurz die Notizzettel und Rückrufbitten auf seinem Schreibtisch durch. Nichts, was nicht später noch erledigt werden konnte, stellte er fest. Dann verließ er sein Büro und ging zum Konferenzraum hinüber.
Fast zeitgleich erschienen Timo, Rolf und Sarah. Nach einer kurzen Begrüßung berichtete Falko, was sich in Düsseldorf abgespielt hatte. Er ließ zunächst noch die Details der Leichenfunde aus, weil er warten wollte, bis ihm Harald Kunst die Akten per Mail übersandt hatte. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis er mit seinem Bericht fertig war und darauf drängte zu erfahren, was genau auf Rebecca Ganters Laptop gefunden worden war.
Timo
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