Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
entführt und gequält und die Ganter via Internet dabei zusehen lassen.«
»Und sie hat dann die Romane geschrieben, genau so, wie sie die Grausamkeiten beobachtet hat«, vervollständigte Timo. »Was für eine perverse Scheiße.«
»Und welche Rolle spielt dann Rafael Langer bei alldem?«, fragte Sarah.
»Er hat Rebecca Ganter umgebracht, das steht für mich eindeutig fest. Ich werde mit ihm sprechen und ihm unsere Erkenntnisse darlegen. Vielleicht löst das seine Zunge, und er gibt sein Motiv preis.« Falko machte eine kurze Pause.
»Wir haben noch nichts Offizielles. Doch ich habe dem Kollegen Kunst in Düsseldorf meine Unterstützung zugesichert. Und solange wir keinen neuen Mordfall haben, möchte ich, dass wir alle mit Hochdruck an den Entführungs- und Mordfällen in Düsseldorf mitarbeiten. Von hier aus, versteht sich. Dort wird noch immer eine Frau vermisst, eine werdende Mutter.«
»Die auf dem Video?«, fragte Rolf.
»Wahrscheinlich. Schick das Material sofort nach Düsseldorf. Sie sollen sich das Ganze ansehen. Ich habe gerade leider kein Foto von der Vermissten. Ihr Name ist Kerstin Sommer.«
»In Ordnung. Ich kümmere mich gleich darum.« Rolf nickte Falko zu.
»Und wie wollen wir von hier aus an dem Fall in Düsseldorf mitarbeiten?« Breitenbach sah seinen Chef erwartungsvoll an.
»Ich mach’s nicht gern, doch ich glaube, wir werden am meisten über diesen Kerl erfahren, wenn wir uns auf die Täterbeschreibungen in den Büchern der Ganter konzentrieren«, sagte Falko.
»Aber wenn die beiden wirklich befreundet waren, und danach sieht’s ja nun wirklich aus, würde sie dann ihren Kumpel genau beschreiben?«, gab Sarah zu bedenken.
»Wenn man bedenkt, dass sie die Morde und Foltermethoden eins zu eins in ihr Buch übernommen hat, wäre es möglich. Schließlich musste sie am Ende des Romans einen Täter liefern. Oder es könnten sich versteckte Hinweise finden, sei es durch die Motive oder die Vorgeschichte des Mannes.«
»Auf was genau sollen wir achten?«, fragte Timo.
»Macht euch Notizen, sobald es auch nur im Ansatz Beschreibungen des Täters gibt. Weniger das Aussehen, das wird völlig fiktiv sein. Es geht um seine Verhaltensweise, sein Vorgehen. Die Schnittstellen zwischen den Büchern, die ein und denselben Tätertyp beschreiben, sind am interessantesten für uns. Los, Leute. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Irgendwo wird eine schwangere Frau festgehalten und zu Tode gequält.«
Alle standen auf.
»Timo, begleitest du mich zu Langer? Ich will mit ihm reden und möchte, dass du dabei bist. Und Rolf, kümmere du dich darum, dass Harald Kunst das Videomaterial erhält. Sarah kann mit den Büchern anfangen.«
»Klar. Gehen wir.«
Als sie auf dem Weg ins Gefängnis waren, in das Rafael Langer gebracht worden war, versuchte Falko erneut vergeblich, seine Frau zu erreichen. Wieder schaltete sich nur die Mailbox ein. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Sie musste ja annehmen, dass er immer noch in Düsseldorf war. Einen kurzen Moment lang zuckten Bilder durch seinen Kopf, wie er zu Hause in den Flur trat und schon von dort eindeutige Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte. Unwirsch schob er den Gedanken beiseite.
»Was ist?«, fragte Timo.
»Wieso?«
»Du hast eben so komisch gegrunzt.«
Falko versuchte zu überspielen, wie ertappt er sich fühlte. »Ich und gegrunzt. Das ist wohl eher deine Art.« Er boxte Timo freundschaftlich gegen den Arm. Er war erleichtert, dass sie in diesem Moment Rafael Langers Zelle erreichten.
Der Gefangene lag auf dem Bett, starrte an die Decke.
»Herr Langer? Könnten wir bitte kurz mit Ihnen sprechen.«
»Ohne meinen Anwalt? Das dürfen Sie doch gar nicht.«
»Doch, wenn Sie es uns erlauben, schon.«
»Meinetwegen. Aber ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Darum geht es auch nicht. Wir wollen Ihnen etwas sagen.«
Sie betraten die Zelle, deren Einrichtung aus einem Bett, einem kleinen Tisch und einem Stuhl bestand. Timo setzte sich halb auf den Tisch, während Falko sich den Stuhl heranzog.
»Wir wissen jetzt, warum Sie Rebecca Ganter getötet haben.«
»Wer behauptet, dass ich das habe?«
»Bitte, lassen wir die Spielchen. Es geht uns nicht darum, ein Geständnis aus Ihnen herauszuholen. Derselbe Mann, der Ihre Verlobte getötet und mit Rebecca Ganter zusammengearbeitet hat, bringt weiterhin Frauen um.« Es war nur ein Versuch Falkos, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Er beobachtete Langer genau, wollte dessen Reaktion lesen. »Er hat
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