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Selbs Justiz

Selbs Justiz

Titel: Selbs Justiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlink
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und Personenschutz, Leibwächter, Bodyguard, Hundeführer und so. Einen Pfundskerl wie dich könnt ich brauchen. Nur mit dem Alkohol müßtest du langsam tun.«
    »So, so, Sicherheit.« Er stellte das Glas ab. »Es gibt einfach nichts Sicherers als einen festen Arsch. Gell, Schatzi?« Er griff auch mit der Hand, die das Glas abgestellt hatte, nach Frau Buchendorffs Gesäß. Judiths Po.
    Sie drehte sich um, schlug Fred mit aller Kraft auf die Finger und sah ihn dabei schelmisch an. Es tat ihm weh, er nahm die Hände weg, war ihr aber nicht böse.
    »Und was machst du hier mit der Sicherheit?«
    »Ich suche Leute für einen Auftrag. Da steckt ne Menge drin, für mich, für die Leute, die ich finde, und für den Auftraggeber, für den ich die Leute suche.«
    Freds Gesicht ließ Interesse erkennen. Vielleicht, weil seine Hände auf Judiths Po im Moment nichts zu tun haben durften, tippte mir die eine mit dem wulstigen Zeigefinger auf die Brust. »Is des net a paar Nummern z’ groß für dich, Opa?«
    Ich ergriff seine Hand, drückte sie nach unten und bog dabei seinen Zeigefinger um. Dabei guckte ich ihm treuherzig in die Augen. »Wie alt bist du geworden, Fred? Bist doch nicht der Richtige für mich? Macht nichts, komm, ich geb dir einen aus.«
    Freds Gesicht war schmerzhaft verzogen. Als ich losließ, schwankte er einen Augenblick. Sollte er auf mich losgehen oder ein Pils mit mir trinken? Dann fiel sein Blick auf Judith, und ich wußte, wie es weitergehen würde.
    Sein »Gut, trink ma noch a Pils« war die Ouvertüre für den Schlag, der mich links am Brustkorb traf. Aber schon hatte ich mein Knie zwischen seine Beine gerammt. Er krümmte sich, die Hände an den Hoden. Als er sich aufrichtete, traf ihn meine rechte Faust mit aller Kraft mitten auf die Nase. Er riß die Hände hoch, um das Gesicht zu schützen, nahm sie wieder runter und betrachtete ungläubig das Blut an seinen Händen. Ich griff nach seinem Glas und schüttete es ihm über den Kopf. »Prost, Fred.«
    Judith war zur Seite getreten, die anderen Gäste hielten sich im Hintergrund. Nur die Wirtin kämpfte mit in der ersten Linie. »Geht’s, wenn’s an Wirbel machen wollt’s, geht’s raus«, sagte sie und war schon dabei, mich Richtung Ausgang zu drängeln.
    »Aber, meine Teuerste, haben Sie denn nicht gesehen, daß wir miteinander gescherzt haben? Wir vertragen uns schon, gell, Fred?« Fred wischte sich das Blut von den Lippen. Er nickte und sah sich suchend nach Judith um.
    Die Wirtin hatte sich mit schnellem Blick durch ihre Kneipe überzeugt, daß wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt waren. »Na, dann geb ich euch doch einfach ein Schnapserl aus«, sagte sie beschwichtigend. Sie hatte ihre Kneipe im Griff.
    Während sie sich hinter dem Tresen zu schaffen machte und Fred sich auf die Toilette verdrückte, kam Judith zu mir. Sie sah mich besorgt an. »Er war dabei am Ehrenfriedhof. Ist alles in Ordnung?« Sie sprach leise.
    »Er hat mir zwar die Rippen gebrochen, aber wenn Sie künftig einfach Gerd zu mir sagen, komm ich drüber weg«, antwortete ich. »Ich würde dann auch einfach Judith zu dir sagen.«
    Sie lächelte. »Ich finde, du nützt die Situation aus, aber ich will mal nicht so sein. Ich hab mir dich grad im Trenchcoat vorgestellt.«
    »Und?«
    »Du brauchst keinen«, sagte sie.
    Fred kam von der Toilette zurück. Er hatte dort vor dem Spiegel seinem Gesicht einen zerknirschten Ausdruck gegeben und entschuldigte sich sogar.
    »Für dein Alter bist net schlecht beinand. Tut mir leid, daß ich ausfällig geworden bin. Weißt, im Grunde ist’s net einfach, so ohne Familie alt zu werden, und an meinem Geburtstag wird mir das immer ganz arg bewußt.«
    Unter Freds Freundlichkeit glimmten Tücke und hintersinniger Charme des Wiener Zuhälters.
    »Manchmal geht mir einfach der Gaul durch, Fred. Das mit dem Pils war nicht nötig gewesen. Ich kann’s nicht mehr zurücknehmen«, er hatte noch ganz feuchte, verklebte Haare, »aber sei mir halt nicht mehr böse. Nur wenn’s um die Frauen geht, werd ich gemein.«
    »Was wollen wir jetzt machen?« fragte Judith mit unschuldigem Augenaufschlag.
    »Erst bringen wir Fred, dann bring ich dich nach Hause«, bestimmte ich.
    Die Wirtin sprang mir bei. »Gell, Fredl, daß dich nach Haus bringen laßt. Dein Auto kannst morgen früh holen. Nimmst a Taxi.«
    Wir packten Fred in mein Auto. Judith folgte uns. Fred gab an, im Jungbusch zu wohnen, »in der Werftstraße, gleich beim alten Polizeirevier, weißt«, und

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